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Exklusiv: Sachsenring-GP für fünf Jahre gesichert

Von Günther Wiesinger
Die Rennstrecke Sachsenring bleibt bis 2021 GP-Schauplatz

Die Rennstrecke Sachsenring bleibt bis 2021 GP-Schauplatz

Die deutschen MotoGP-Fans können aufatmen: Der GP von Deutschland in Sachsen ist bis 2021 gesichert. Der neue Vertrag wird demnächst unterzeichnet.

Nach dem GP von Deutschland 2011 kam es im September zu einem Eklat. Der ADAC Sachsen, seit 1998 erfolgreicher Promoter des Motorrad-WM-Laufs in Hohenstein-Ernstthal, kündigte an, man werde keinen neuen Vertrag mit der Dorna unterzeichnen, denn bei den auf 3 Millionen Euro gestiegenen GP-Gebühren müsse man 2012 fix mit einem Verlust von 650.000 Euro rechnen.

Danach sprang innerhalb weniger Wochen die Sachsenring Rennstrecken-Management GmbH (SRM) als neuer Promoter ein. Das ist ein Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden sowie des Kreises Zwickau. SRM-Geschäftsführer ist Wolfgang Streubel, Bürgermeister von Gersdorf.

Die SRM erwirtschaftete 2012 einen Verlust von 209.000 Euro. Es war klar, dass dies kein Dauerzustand bleiben durfte, denn diese GmbH finanziert sich mit dem Steuergeld der Kommunen.

Jetzt nähert sich der Fünf-Jahres-Vertrag der SRM dem Ende, 2016 findet der fünfte Grand Prix unter Promoter SRM statt.

Die Sachlage in Sachsen ist kompliziert, denn die Verträge mit Dorna Sports schließt die ADAC-Zentrale in München ab, das finanzielle Risiko trägt aber Promoter SRM – wie einst der ADAC Sachsen.

Seit einem Jahr warten die Sachsen auf positive Nachrichten und einen neuen Dorna-Vertrag. Aber bisher herrscht Funkstille.

Kein neuer Vertrag: Unruhe in Sachsen

Die Öffentlichkeit und die Medien in Sachsen zeigen sich seit Wochen beunruhigt, denn der MotoGP-Event gilt als größte Motorsport-Veranstaltung Deutschlands. Nach dem Wegfall des deutschen Formel-1-GP (trotz Mercedes, trotz Rosberg und Vettel!) kann sich niemand ein Nichtzustandekommen eines Motorrad-GP 2017 auf dem Sachsenring vorstellen. Keine Formel 1, keine MotoGP auf deutschem Boden – das wäre eine Bankrotterklärung für den deutschen Motorsport und ihre Macher vom DMSB und ADAC.

Obwohl ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk schon mehrmals gewarnt hat: «Wir müssen nicht immer zwingend auf dem Sachsenring veranstalten.»

Tomczyk kennt die verworrene Situation in Sachsen, sie hing ihm wohl langsam zum Hals heraus.

Denn die SRM braucht den ADAC Sachsen einerseits als sportlichen Ausrichter, also für die Bereitstellung der Streckenposten, Feuerwehr, Sanitäter und so weiter. Außerdem verfügt der ADAC Sachsen über Grundstücke, Immobilien und Parkplätze, ohne die der Grand Prix nicht abgewickelt werden könnte.

Und dann existiert noch der Logistikpartner AMC Sachsenring. Diese komplizierten Zustände führen seit Jahren zu Zwistigkeiten, Kompetenzgerangel und Haxelbeißereien, die manchmal kindische Züge annehmen.

Und sie führen zu heftigen Diskussionen, da die SRM zwar das finanzielle Risiko trägt, aber der ADAC zum Beispiel bei der Auswahl der GP-Rahmenrennen seltsamerweise ein Mitspracherecht hat.

So wollte die SRM letztes Jahr zum Beispiel ein Superbike-Rennen austragen, der ADAC hingegen setzte ein farbloses Rennen zum Northern Europe Moto3 Cup durch, das keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockte.

Je näher der MotoGP-Event 2016 rückt, desto grösser wird die Ungewissheit in Sachsen.

Die Funktionäre fragen sich: Zieht nach dem 19. Grand Prix seit 1998 in Hohenstein-Ernstthal die GP-Tristesse ein? Müssen die deutschen Fans bald nach Spielberg oder Brünn reisen, wenn sie Rossi, Lorenzo und Co. bewundern wollen?

Denn eines war klar: Die Dorna hat null Interesse an einem Grand Prix auf dem Lausitzring, und die WM-Läufe in Hockenheim und auf dem Nürburgring waren Mitte der 1990er-Jahre beträchtliche Flops mit 17.000 bis 20.000 Zuschauern und Verlusten von mehr als 1 Million Euro.

Solche Flops will sich die Dorna nicht antun, es haben genug andere GP-Promoter weltweit Interesse – zum Beispiel in Indonesien und Finnland.

«Ich befürchte, wir werden erst zum Grand Prix 2016 wissen, wie es in Zukunft weitergeht», erklärte SRM-Chef Wolfgang Streubel im März. Er vertritt die Gemeinden Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Bernsdorf, Lichtenstein und den Kreis Zwickau.

Obwohl Streubel letztlich für die Wirtschaftlichkeit der SRM Gmbh verantwortlich ist, wird Streubel bei den Verhandlungen zwischen ADAC München und Dorna Sports nicht beigezogen.

Aber SPEEDWEEK.com kann die Sachsenring-GP-Fans und die Verantwortlichen beruhigen: Die neue Vertrag wird bald in trockenen Tüchern sein.

«Es geht nur noch um die Klärung ein paar letzter Details», erklärte Carmelo Ezpeleta, CEO von Dorna Sports, nach dem Frankreich-GP gegenüber SPEEDWEEK.com.

Neues Konzept: Gemeinsame Grundstücksgesellschaft

Die Dorna hatte letztes Jahr angesichts der dauernden Kompetenzstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem deutschen Grand Prix sogar überlegt, den GP-Vertrag künftig mit dem Freistaat Sachsen und Ministerpräsident Stanislav Tillich direkt abzuschließen.

Die Politik hält ja den Rennbetrieb immer wieder mit finanziellen Zuschüssen (bei Umbauten und Investitionen) aufrecht. Also kann sie auch Druck auf die Streitparteien ausüben.

Ob der neue Fünf-Jahres-Deal noch vor dem Deutschland-GP 2016 verlautbart wird, ist fraglich. Üblicherweise geschieht das im Rahmen des Rennwochenendes, wenn alle Beteiligten vor Ort sind und sich im Ruhm des neuen GP-Deals sonnen können.

Die Sächsische Staatskanzlei weiß allerdings durch die Gespräche von Tillich mit Ezpeleta, dass sich die Dorna eine erbaulichere Zusammenarbeit von ADAC, ADAC Sachsen, SRM sowie AMC Sachsenring wünscht.

Aber diese Probleme scheinen sich nicht über Nacht lösen zu lassen: Denn die nicht permanente Strecke gehört teilweise dem ADAC Sachsen, teilweise dem Zweckverband Sachsenring und dem Verkehrssicherheitszentrum (VSZ). Das ist eine weltweite Besonderheit.

Die Beschwerden der Dorna gegenüber den Politikern des Freistaats und den nicht immer an einem Strang ziehenden Partnern in Sachsen sollen jetzt mit einem neuen Konzept aus der Welt geschafft werden. Alle Sachsenring-Eigentümer sollen ihre Anteile in eine gemeinsame Grundstücksgesellschaft einbringen. Diese GmbH soll dann ihr Eigentum für den Grand Prix an die SRM GmbH verpachten.

Wenn dieses Konzept umgesetzt wird, wird sich ein erheblicher Teil der bisherigen Diskussionen erübrigen. Dann haben die Drohungen von Hermann Tomczyk bezüglich des künftigen GP-Standorts ihre Wirkung nicht verfehlt.

Das Ergebnis dieser Drohgebärden kann sich sehen lassen: Der populäre Sachsenring bleibt fünf weitere Jahre Schauplatz des deutschen Motorrad-GP. Das ist bereits fixiert.

Hermann Tomczyk hat die finanziellen GP-Debakel auf dem Nürburgring 1996 und 1997 selbst miterlebt, der ADAC war in der Eifel Veranstalter. Deshalb hat der ADAC-Sportpräsident wiederholt betont: «Der Sachsenring ist die beste Rennstrecke für den Motorrad-GP.»

Das ist unbestritten: Im Vorjahr wurden 211.588 Zuschauer gezählt.

Die Vertragsverlängerung wird auch von den Piloten befürwortet: Denn jetzt kann in Ruhe überlegt werden, wie die längst fällige 2 Millionen Euro teure Neuasphaltierung für 2017 finanziert werden kann.

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