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Valentino Rossi: Warum er mit Márquez Frieden schloss

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi rauchte nach dem Barcelona-Sieg die Friedenspfeife mit seinem Rivalen Marc Márquez. Am eingetrübten Verhältnis zu Lorenzo will er momentan nichts verbessern.

Valentino Rossi gelang beim Catalunya-GP der zehnte GP-Sieg auf dieser Rennstrecke, der sechste in der MotoGP-Klasse, gleichzeitig der erste seit 2009, als er Jorge Lorenzo in der Zielkurve in der letzten Runde innen austrickste.

Barcelona ist jetzt der erste GP-Schauplatz, auf dem Rossi zehnmal gewonnen hat.

Nach dem Motorschaden von Mugello und dem Crash von Texas sieht die WM-Tabelle wieder etwas angenehmer aus: 1. Márquez 125 Punkte. 2. Lorenzo 115. 3. Rossi 103.

Nach dem Rennen im Parc Fermé kam es erstmals seit dem Sepang-Desaster im Oktober zu einer Annäherung zwischen Rossi und Márquez: Der Sieger schüttelte dem WM-Leader die Hand.

«Wenn bei einem Grand Prix so etwas passiert wie hier am Freitag, rückt alles andere in den Hintergrund», sagte Rossi. «Dann wird alles andere im Leben unwichtig. Es war der richtige Zeitpunkt und der passende Anlass für einen Handshake. Unser Sport ist gefährlich genug. Und wenn man mit den Gegnern in Frieden lebt, kann man auch selbst wieder gelassener auftreten.»

Bei der Pressekonferenz umarmte Rossi den Spanier sogar, es brandete Applaus auf.

Rossi weiter: «Als ich gesehen habe, dass Lorenzo OUT war, dachte ich kurz darüber nach, ob ich mich mit Platz 2 abgeben sollte. Aber ich bin Dritter in der WM. Ich muss also aufholen. Ich musste abwarten, wie gut das Bike funktionieren würde. Ich habe dann alles getan, um zu gewinnen. Denn ich kämpfte ja gegen den WM-Leader.»

Übrigens: Erstmals seit dem Malaysia-GP sprach Marc Márquez heute wieder von Valentino, wenn er sich über den italienischen Yamaha-Piloten äusserte. Mehr als sechs Monate lang war ihm nur der Familienname «Rossi» über die Lippen gekommen.

«Für mich war das ein perfekter Sonntag», fasste Rossi zusammen. «Es ging schon im Warm-up besser, denn nach ein paar Umstellungen hat das Bike besser funktioniert. Wir wollten im letzten Sektor schneller werden, das haben wir geschafft. Ich bin im Warm-up ein paar gute, schnelle Runden gefahren, deshalb war ich fürs Rennen zuversichtlicher als nach Platz 5 im Qualifying. Ich wusste, dass ich um den Sieg fighten kann.»

«Mein Start aus der zweiten Reihe war nicht schlecht, aber in der ersten Kuve war Dovizioso vor mir, und ich habe dann nicht spät genug gebremst, ich bin nicht vorbei gekommen. Aber ich hatte eine gute Pace, deshalb konnte ich bald nach vorne vorstossen. Als ich nach sieben Runden erstmals auf Platz 1 war, wollte ich wegfahren. Aber diese Strategie hat bei allen andern Piloten funktioniert, nur nicht bei Márquez, der immer an meinem Hinterrad blieb. Die Fights gegen Márquez sind immer schwierig, aber ich habe mich gut gefühlt, das Bike war sehr gut, also konnte ich vorne bleiben und gute Zeiten fahren. Dieses Gefecht war spannend und aufregend, das hat mir gefallen. Als mich Marc überholt hat, konnte ich sehen, dass auch er Mühe hatte mit den Reifen. Es ist mir dann gelungen, in den letzten Runden einen kleinen Vorsprung rauszufahren.»

«Jedes Race-Weekend ist aufregend. Aber wenn solche Vorkommnisse geschehen wie am Freitag, dann wird alles extrem schwierig», gab der neunfache Weltmeister zu. «Es ist dann sehr traurig, wenn man am nächsten Tag wieder auf die Piste zurückkehren und die nötige Konzentration finden soll. Es ist am Samstag die neue Streckenführung dazu gekommen, wir haben darunter gestern etwas gelitten. Aber schliesslich haben wir den harten Hinterreifen zum Arbeiten gebracht, danach ging es besser. Nachher ist uns ein gutes Rennen gelungen.»

«Dieser Sieg war ein kleines Geschenk in Erinnerung an Luis Salom, eine kleine Hommage für Luis und seine Familie. Leider ist das nur eine Kleinigkeit. Aber mehr können wir Fahrer in dieser Situation nicht tun», meinte «The Doctor».

Wird Rossi jetzt auch das Verhältnis mit seinem Teamkollegen Jorge Loenzo geraderücken? Rossi: «Die Situation mit Lorenzo ist etwas anders als jene mit Márquez. Zu Beginn der Saison habe ich nicht erwartet, dass sich unser Verhältnis trüben würde. Aber seit ich 2013 zu Yamaha zurückgekommen bin, war immer ich derjenige, der auf ihn zugegangen ist. Ich habe Jorge oft gefragt: Wie geht’s? Was machst du? Vor dieser Saison habe ich mir gedacht: Jetzt soll er mal auf mich zukommen. Das ist nicht passiert...»

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