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Stefan Bradl (Aprilia): Was reizt ihn an der Moto2?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der Aprilia beim Barcelona-GP

Stefan Bradl auf der Aprilia beim Barcelona-GP

Stefan Bradl kann auf dem Transfermarkt nicht aktiv in Erscheinung treten, bevor sich Aprilia für 2017 nicht entschieden hat. Aber neben der Superbike-WM ist auch eine Moto2-Rückkehr ein Thema.

Seit 2012 fährt Stefan Bradl in der MotoGP-Klasse. Er unterschrieb damals einen Zwei-Jahres-Vertrag bei LCR und genoss eine sorgenfreie Rookie-Saison. Doch schon 2013 ging das übliche Hin und Her los.

Die Honda Racing Corporation hatte damals eine Option für 2014 auf ihn, die zuerst beim GP von Deutschland nicht eingelöst wurde, weil Cal Crutchlow aus dem Tech3-Team schon vier Podestplätze erzielt hatte und bei HRC als Bradl-Nachfolger im Gespräch war.

Doch eine Woche nach Platz 4 auf dem dem Sachsenring 2013 dominierte Bradl in Laguna Seca alle Trainings, das Qualifying und das Warm-up. Im Rennen führte er 21 Runden, dann erkämpfte er im Rennen nach 21 Runden langer Führung Platz 2 hinter Márc Márquez.

Am selben Abend unterschrieb Stefan Bradl den HRC-Vertrag für die Saison 2014.

Stefan Bradl beendete die MotoGP-Saison 2012 als Rookie of the Year. Aber ein Jahr später wurde damals in der zweiten Juli-Hälfte mit Marc VDS wegen einer Rückkehr in die Moto2-WM verhandelt, die Bradl 2011 gewonnen hatte.

Auch im Sommer 2015 fanden wieder Gespräche mit Moto2-Teams wie Marc VDS Racing und Intact statt, als Forward-Racing-Teambesitzer Giovanni Cuzari nach dem Deutschland-GP hinter Gitter wanderte und sich kein reizvoller MotoGP-Deal für 2016 abzeichnete, ehe Aprilia den Vertrag mit Sam Lowes nach Bradls zweitem Einsatz in Brünn um ein Jahr hinauszögerte.

Auch jetzt ist die Moto2-WM für 2017 ein Thema. Es werden einige lukrative Plätze frei: Das Gresini-Team verliert Sam Lowes, Ajo Motorsport muss Ersatz für Johann Zarco suchen, Dynavolt Intact muss einen Nachfolger für Folger engagieren, Marc VDS ist mit Alex Márquez (sechs Rennstürze in sieben Rennen, erst 5 Punkte) unzufrieden.

Aber Bradl ist noch unentschlossen. Erstens will und muss er zuerst abwarten, wie sich Aprilia Racing entscheidet. Zweitens zieht er jetzt erstmals auch einen Umstieg in die Superbike-WM in Betracht.

Vorläufig sind Bradl sowieso die Hände gebunden, weil er bei Aprilia einen Vertrag für 2017 hat, der bis 15. August eine Ausstiegsklausel zugunsten des Teams beinhaltet.

Bevor Aprilia also für die Saison 2017 keinen Bescheid gegeben hat, kann der 26-jährige Bayer sowieso nirgends zusagen, sondern nur abklärende Gespräche führen.

Bis sich Aleix Espargaró und Aprilia entscheiden, kann Bradl nicht viel anderes tun, als Taten auf der Rennstrecke sprechen zu lassen.

Stefan, könntest du dir eine Rückkehr in die Moto2-WM vorstellen? Von den aktuellen Top-6 der WM steigen vier in die MotoGP auf. Das heisst, du könntest vermutlich wohl bei jedem Rennen um Podestplätze fighten.

Ja, richtig, ich bin nicht prinzipiell dagegen. Aber ich muss mir das gut überlegen. Ich wäre 27 Jahre alt bei der Rückkehr. Wenn ich dann ein oder zwei Jahre dort bleibe, würde ich mit 28 oder 29 Jahren versuchen, den Schritt zurück in die MotoGP zu schaffen.
Wenn ich ehrlich bin, ist es unrealistisch, in diesem Alter noch einmal mit einem MotoGP-Vertrag und einen MotoGP-Comeback zu rechnen.
Natürlich traue ich mir zu, in der Moto2 wieder erfolgreich zu sein. Aber ich darf nicht davon ausgehen, dass ich dort sofort wieder dominiere und dann für 2018 wieder ein MotoGP-Angebot erhalte.
Anderseits habe ich in der MotoGP einiges dazu gelernt. Denn so ein MotoGP-Bike reisst schon anders an als eine Moto2.
Man sieht ja bei Miller und Rabat, dass einige Fahrer die MotoGP vielleicht unterschätzt haben...
Wenn es künftig ein anderer Deutscher in der MotoGP besser macht als ich, habe ich kein Problem damit.
Früher hätte ich das ein bisschen schwieriger verdaut. Aber wenn du älter wirst, kriegst du ein anderes Verständnis dafür.

In der Moto2-WM müsstest du dich fahrerisch stark umstellen. Von den 250 MotoGP-PS zurück auf 128 PS.

Ja, klar, ich habe durch das Seamless-Getriebe das Kuppeln verlernt, ich bin vom Knowhow der Elektronik verwöhnt. Aber das wäre alles kein Problem, da könnte man sich wieder umstellen.
Toni Elias ist 2010 auch in die Moto2 zurückgekommen und auf Anhieb Weltmeister geworden. Mika Kallio kam zurück und ist WM-Zweiter 2014 geworden. Es ist also machbar.

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