MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Valentino Rossi: «Hatte schon mit 20 Jahren Angst»

Von Oliver Feldtweg
Das Rennen in Mugello: Jorge Lorenzo und Valentino Rossi an der Spitze

Das Rennen in Mugello: Jorge Lorenzo und Valentino Rossi an der Spitze

Unserem Kollegen Guido Meda von Sky Italia gab Valentino Rossi in Mugello ein ausführliches Exklusiv-Interview. Rossi spricht über seine Topform und die technischen Anforderungen in der MotoGP-WM.

Der populäre italienische TV-Reporter Guido Meda hat mit dem 113-fachen GP-Sieger Valentino Rossi in Mugello ein ausführliches Interview geführt, das uns der TV-Sender SKY Italia zur Veröffentlichung überlassen hat.

Im ersten Teil spricht der Movistar-Yamaha-Werkspilot über seine erstaunliche Form und auch über die Technik in der MotoGP-Klasse.

Valentino, man sagt, der Rossi von diesem Jahr sei stärker als der vom vergangenen Jahr. Ist das so?

Ich weiss nicht, ob ich der beste Rossi bin, den es je gab in meiner ganzen Karriere. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich auch in diesem Jahr konkurrenzfähig bin. Es gab ja bekanntlich ein paar wichtige Regeländerungen, zudem kommt in meinem Alter eben auch immer etwas Angst dazu, dass man vielleicht im folgenden Jahr nicht mehr fahren oder konkurrenzfähig sein kann. Diese Angst hatte ich wohl auch, als ich 20 war. Aber jetzt immer noch vorne mitzuhalten und einer der drei Fahrer zu sein, die um die WM fahren, ist schon ein grossartiges Gefühl.

Empfindest du, dass sich etwas geändert hat und du dich anpassen musstest?

Das finde ich nicht, denn auch mit 20 oder 25 Jahren hatte ich Angst, Fehler zu machen oder mich zu verletzen. Daran hat sich nichts geändert. Mit mehr Erfahrung achtet man etwas mehr auf die Details. Was die Reflexe betrifft, sehe ich keine Probleme. Als ich jünger war, wurde ich einfach von Jahr zu Jahr immer stärker, jetzt muss ich alles zusammenfügen, mehr arbeiten, mehr verstehen, es ist nicht nur noch eine Frage des Instinkts.

Du hast in deiner Karriere sicher fünf oder sechs Mal den Fahrstil ändern müssen, oder?

Ja, sehr oft. Wie ich gesagt habe, es gibt beim Rennfahren einen instinktiven Teil und einen, der kommt dank deiner Arbeit. Man muss intelligent sein, um zu verstehen, was geändert werden muss. Das war beim Wechsel vom 500-ccm-Zweitakter auf den Viertakter enorm, auch der Umstieg von Michelin zu Bridgestone 2008. Die Elektronik ist sehr ausgeklügelt, aber wir machten dieses Jahr einen Schritt zurück. Wir fahren wieder so, wie wir das vor sieben, acht Jahren mit Michelin gemacht hatten.

Ist der Fahrstil jetzt eher mit der 500-ccm-Ära vergleichbar?

Was die Elektronik betrifft, ja, vor allem bei der Kontrolle des Gasgriffs. Wie gesagt, die Elektronik hat zwar einen Schritt zurück gemacht, aber in der Realität ist er nicht so gross. Die Motorräder hingegen sind ähnlich wie die ersten MotoGP-Bikes von 2005, 2006 und 2007, als wir auf Michelin fuhren, die sich offenbar nicht gewaltig verändert haben im Vergleich zu damals.

Diese Michelin-Reifen sind unbeständig. Sind sie ein Desaster oder auf dem Weg zu einem definitivem und optimalem Produkt für alle?

Die Michelin-Reifen werden nie so sein wie die Bridgestone, auch in zehn Jahren nicht. Weder besser, noch schlechter. Sie sind einfach anders. Für mich haben sie im Vergleich zum letzten Jahr einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, aber wir müssen mit Michelin zusammen weiterhin versuchen, einen Reifen zu bauen, der dir mehr verzeiht.
Momentan muss man sehr aufmerksam sein. Die Reifen haben zwar eine gute Performance, aber der Unterschied zwischen dem Vorder- und Hinterreifen im Gegensatz zu den Bridgestone liegt wohl an der DNA des Gummis, wie sie aufgebaut sind, wie sie gemacht werden, das ist nun mal so.
Aber Michelin wird einen Weg finden, ihre Vorteile und das Positive ihrer Reifen umzusetzen. Mit den Michelin ist das Motorrad spürbar agiler und handlicher geworden im Vergleich zum Vorjahr mit den Bridgestone.

Kommt die Yamaha mit den Michelin-Vorderreifen besser zu recht als die anderen Werke?

Das würde ich nicht so sagen. Aber jedenfalls ist unser Motorrad sehr gut, was die Rennpace mit diesen Reifen betrifft. In den letzten Rennen war s besser als zuvor. Im Training habe ich oft mehr Mühe damit, aber im Rennen erlauben sie ein hohes Tempo über längere Zeit hinweg. Damit haben die anderen Werke offenbar mehr Mühe.

Du warst 2016 bei sechs Rennen zweimal auf der Pole. Hast sich deine Qualifying-Performance stark verbessert in diesem Jahr?

Ja, es ist viel besser geworden, ich bin vier Mal aus der ersten Reihe gestartet und holte mir bereits zweimal die Pole-Position. Ich bin im Qualifying besser geworden, einzig in Le Mans haben wir bereits am Freitag einen Fehler in der Abstimmung gemacht. Wir haben uns zu stark auf die Traktion konzentriert. Und als der neue Reifen kam, hatte der schon genügend Traktion. Ausserdem habe ich auf der schnellen Quali-Runde einen Fehler gemacht. Ich habe in Kurve 6 zehn Meter zu spät gebremst, ich wurde rausgetragen.

Ihr habt auch eine Wheelie-Control. Aber macht in der MotoGP nicht jedes Motorrad Wheelies?

Mit den jetzigen Motorrädern ist es nicht so einfach, aber wir haben ein Mapping, das uns das Wheelie-Problem erleichtert.

Dieses Mapping hast du dir wohl für die freudigen Momente installieren lassen? Zum Feiern auf der Piste nach der Pole oder nach einem Podestplatz?

Genau, es ist ein Mapping, das Wheelies ermöglicht.

Ist es schwierig, mit so einem MotoGP-Motorrad auf dem Hinterrad zu fahren?

Absolut nicht, es ist einfacher wie mit einem Scooter. Mit den 260 PS könntest mit ganz wenig Gas auf dem Hinterrad von Mugello bis Bologna fahren. Je mehr Power du hast, umso einfacher ist ein Wheelie.

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