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MotoGP und Isle of Man: Tod, Rennsport & die Fans

Kolumne von Michael Scott
Luis Salom verlor am 3. Juni 2016 beim Barcelona-GP sein Leben

Luis Salom verlor am 3. Juni 2016 beim Barcelona-GP sein Leben

Was sagen Unglücke, wie jenes um Moto2-Pilot Luis Salom oder die Toten, die Jahr für Jahr auf den Straßen der Isle of Man gezählt werden, über die Fans und Beobachter aus?

Luis Saloms fataler Unfall in Barcelona passierte sicherlich an einer unerwarteten Stelle, auch die Art des Sturzes war überraschend. Die Tatsache, dass er gegen seine eigene Maschine geschleudert wurde, nachdem er in den Air Fence geschlittert war, ist ebenso ungewöhnlich. Überlicher ist es jedoch, dass Fahrer und Maschine in unterschiedliche Richtungen rutschten, wenn sie in ein Kiesbett schlittern statt auf die immer beliebteren asphalitierten Auslaufzonen.

Sicher, jeder wusste, dass die Streckenbegrenzung sich etwas nah an der Außenseite dieser schnellen Kurve befand, aber zur selben Zeit dachten alle, dass mit der Platzierung eines Air Fence genug Vorsorge getroffen worden war. Es brauchte eine ungewöhnliche Kombination von Umständen, um das Gegenteil zu beweisen.

Natürlich wirft der Tod eines 24-jährigen Fahrers den restlichen Verlauf eines Rennwochenendes einen großen Schatten. Es zog auch eine nicht bei allen beliebte Änderung des Streckenverlaufs nach sich. Sonst wäre alles auf eine Absage des Events hinausgelaufen, wenn man den Worten der Dorna-Manager glaubt. Doch wenig überraschend fanden sie einen Weg, um das zu umgehen.

Dieses Unglück führte zu viel scheinheiligem journalistischen Händeringen, manches davon angemessen, einiges aber wie üblich eigennützig. Wie das angedroschene Klischee: «Er starb bei dem, was er liebte.» Was? Stürzen?

Natürlich machte es alle sehr traurig. Ein junges Leben war zerstört, eine Familie beraubt. Man müsste schon sehr herzlos sein, wenn man nicht eine Träne vergossen hätte – oder auch zwei.

Die Begierde nach Positivem war der Grund, warum es ein solcher Schock war. Fatale Unfälle sind im heutigen Grand Prix-Sport sehr, sehr selten. Die letzten beiden waren ungewöhnliche Unfälle, bei denen die Fahrer zurück auf die Linie der dahinterfahrenden Piloten rutschten, statt nach außen zu schlittern. Das kostete Marco Simoncelli 2011 in Malaysia und dem ersten Moto2-Sieger Shoya Tomizawa im Jahr zuvor in Misano das Leben.

Der letzte tödliche Unfall zuvor hatte sich 2003 ereignet, als Daijiro Kato in Suzuka fatale Verletzungen davontrug.

Die Statistik ist aber beeindruckend: Vier Todesfälle in 14 Jahren Motorradsport. Das ist weit von den blugetränkten Anfängen der Weltmeisterschaft entfernt, als die Rennstrecken noch von Bäumen und Gräben umgeben waren. Überlebende wie Hondas mehrfacher Weltmeister Jim Redman erinnern sich, dass man sich sicher sein konnte, dass man zwar nicht an jedem Wochenende, aber in jedem Jahr einige seiner engen Freunde oder Rivalen verlieren würde.

Die aktuellen Zahlen sind der intensiven Arbeit an allen Aspekten der Sicherheit geschuldet. Die Arbeit an den Strecken und ihrer Beschaffenheit begann in den 1970ern und wurde von Fahrern wie Kenny Roberts und Barry Sheene angekurbelt, auch der Journalist und spätere Mitbegründer von Riders for Health Barry Coleman spielte eine tragende Rolle. Mike Trimby führte dies erst als Fahrerbeauftragter und später als Gründer und Geschäftsführer der Teamvereinigung IRTA fort. Diese wurde auch von der Dorna mit wertvollem Ethusiasmus angenommen. Die Fahrer verdanken den oben genannten und ihren Kollegen sehr viel, in vielen Fällen sogar ihr Leben.

Auch durch das radikal verbesserte Equipment wurde mehr Sicherheit erreicht. Ein Beispiel sind die mit Kevlar verstärkten Lederkombis aus Känguru-Leder mit speziell angepassten Airbags und die sehr gute Forschung in Sachen Sturzhelm-Design.

All das erlaubt es den Fahrern, mehr Risiken als je zuvor einzugehen und mit einer Regelmäßigkeit zu stürzen, die sich in den Anfangsjahren kein Fahrer hätte vorstellen können.

Nur um für eine etwas besser verständliche Verhältnismäßigkeit zu sorgen: Saloms Tod traf zeitlich mit der Isle of Man TT zusammen. Dort verloren in nur zwei Wochen mit Trainings und Rennen fünf Fahrer ihr Leben. All die Airbags und Rückenprotektoren unter der Sonne hätten sie nicht vor den Steinmauern schützen können, die wie es ein ehemaliger Kommentator so graumsam formulierte: «Mit dem Fleisch von Helden beschmiert sind.»

Anders als die mehr als 240 Opfer vor ihnen, die vertraglich oder für WM-Punkte bei der TT starteten, war es ihre eigene Wahl. Für sie ist es zu spät, ihre Meinung zu ändern.

Man kann nur riesigen Respekt haben, vielleicht nicht ohne Vorbehalte, aber trotzdem denselben Respekt für alle, welche die Herausforderung der TT freiwillig auf sich nehmen, die von Rupert Paul treffend als «horizontaler Everest» bezeichnet wurde. Respekt auch für alle Fahrer, die am Limit pushen, wie es für Erfolg im modernen GP-Sport nötig ist.

Doch diese Todesfälle bringen mich dazu, etwas an mir selbst in Frage zu stellen und an uns allen als Rennfans – vor allem an den TT-Unterstützern. Bis zu welchem Grad dreht sich unser Genuss um den Nervenkitzel der Gefahr, wenn wir ihn in einer risikofreien Umgebung wie dem Sofa erleben? Sie starben nicht bei dem, was sie liebten, sondern bei dem, was wir lieben. Was macht das aus uns?

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