Luis Salom: Eine Karriere fast wie im Bilderbuch
Luis Salom war ein extrem begnadeter Motorradrennfahrer, er war mit außergewöhnlich viel natürlichem Talent gesegnet. Das zeigte sich in jeder Rennserie, er kämpfte überall an der Spitze mit.
Aber irgendwie war es verhext. Wenn es darauf ankam, wenn irgendeine Meisterschaft entschieden wurde, zog Luis den Kürzeren. Den Red Bull Rookies-Cup verlor Salom 2008 im Finish gegen JD Beach; die spanische Meisterschaft 2007 gegen Efren Vazquez, dann beendete er die Moto3-WM 2012 als Zweiter und 2013 als Dritter...
Vielleicht war die Nummer 39 zu verbissen, manchmal zu hitzköpfig, vielleicht fehlte in den entscheidenden Phasen das Glück, vermutlich spielten ihm manchmal auch die Nerven einen Streich, wie wir den Aussagen seines ehemaligen Teamchefs Aki Ajo entnehmen, unter dessen Fittichen Luis Salom 2013 im Red Bull KTM-Team zu Höchstform auflief.
Dabei verfügte Luis Salom über alle Fähigkeiten, die einen grossen Champion auszeichnen. Und er war hart im Nehmen. Erinnern wir uns an den Indy-GP 2013. Damals stritt er im Red Bull KTM-Ajo-Team das ganze Jahr um den Moto3-Weltmeistertitel. Bei einem Sturz im Indianapolis-Training erlitt «El Mexicano» einen Fersenbeinbruch.
Der Titelfavorit verzichtete auf eine Operation und eine damit verbundene Rennpause, sondern trat zum Rennen an – und beendete es als grossartiger Fünfter.
Red-Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo hat 2013 aus Luis Salom einen Titelfavoriten geformt. Es bedurfte aber viel Überredungskunst.
Luis Salom schaffte zwar als Überraschungsmann in der Saison 2012 den zweiten Rang in der Moto3-Weltmeisterschaft, obwohl er im niederländischen RW Racing Team mit der Kalex-KTM weder die beste technische Betreuung genoss noch finanziell auf Rosen gebettet war. Außerdem eilte ihm der Ruf voraus, er stehe im Training immer zu weit hinten, weil er allein keine Spitzenzeiten fahren könne, erst im Rennen blühe er auf.
Doch Red Bull-KTM-Teamchef Aki Ajo trieb Luis Salom diese Allüren aus und sorgte dafür, dass er 2013 aus dem Schatten des überragenden Maverick Viñales treten konnte. Pole-Position, Sieg und erstmalige WM-Führung in Katar – Luis Salom war in der Moto3-WM 2013 vom ersten Rennen an der Mann, den es zu schlagen galt.
Der Finne Aki Ajo gilt als streng, zielstrebig und erfolgsorientiert. Und er kann einen guten von einem schlechten Rennfahrer unterscheiden. Er hat seit 2008 die WM mit di Meglio gewonnen, 2010 mit Márquez, 2012 mit Cortese, dazu 2015 die Moto2-WM mit Johann Zarco, jetzt versuchte er es mit Luis Salom. Und das Ajo-Team kämpfte auch danach jedes Jahr bis zum Finale um den Moto3-WM-Titel – 2014 mit Miller und 2015 mit Oliveira.
Nach dem Klassenwechsel von Moto3-Weltmeister Sandro Cortese wäre Maverick Viñales 2013 der logische Nachfolger gewesen. Aber die Vertragssituation des spanischen Ausnahmekönners war Ajo im August zu undurchsichtig, zu verworren. Und er wollte keine 400.000 Euro Ablöse für Vinãles zahlen, dessen Management er später übernahm – und im April 2016 an Paco Sanchez abgab.
Als mich Aki Ajo 2012 am Sonntag beim Brünn-GP gegen 17 Uhr nach der Mobilnummer des Schweizers Marco Rodrigo fragte, musste ich kein Prophet mehr sein, um mir zusammenzureimen, wie sich Red Bull, KTM und Ajo für 2013 aufstellen würden. Rodrigo hat spanische Wurzeln und war schon damals persönlicher Manager von Salom...
Aki Ajo wusste, dass sich in Salom einige fahrerische Defizite verbargen, deshalb nahm er sich den talentierten Spanier (er kommt aus dem Red Bull Rookies-Cup) bei den Winter-Testfahrten an die Brust, er wirkte beruhigend auf den Heisssporn ein.
Ajo: «Ich habe vom ersten Testtag an in Albacete sehr viel mit Luis gesprochen. Ich habe ihm klar gemacht, dass er seine Rundenzeiten bei den Tests, in den Trainings und im Qualifying künftig allein fahren muss, dass er also seine Konzentration verbessern muss. Er hat mir sehr aufmerksam zugehört. Ich habe ihm klargemacht, welche Methoden zum Erfolg führen.»
Die Ratschläge von Teamchef Aki Ajo
Aki Ajo liess sich bei den Wintertests 2012/2013 nicht aus der Fassung bringen, als Viñales eine Bestzeit nach der anderen aus dem Ärmel schüttelte.
«Ich habe Luis gesagt: ‹Du hast sehr viel Talent. Du bist ein guter Rennfahrer. Aber wenn du Weltmeister werden willst, musst du dich verbessern, du musst konstanter werden, du musst zu jedem Zeitpunkt die Übersicht behalten. Du darfst deinem Ärger erst nach den Rennen freien Lauf lassen. Wenn im Rennen ein Zwischenfall passiert, der dich aufregt, darfst du dich nicht aus dem Konzept bringen lassen›», schilderte Ajo damals nach den ersten Salom-Erfolgen.
«Luis hat recht rasch alle Ratschläge beherzigt», sagt Ajo. «Klar, er war ein heißblütiger Spanier, in ihm floss mediterranes Blut. Aber er hat sich stetig verbessert, nachdem er zu uns kam. Er hat bei den Wintertests die Nerven bewahrt. Wenn wir hinten waren, habe ich gesagt: ‹Wir haben noch so und so viele Testtage, bleib ruhig.› Wir haben jede Runde, jede Minute gewissenhaft gearbeitet. Ich habe ihm eingeschärft: ‹Wir müssen nicht jeden Test dominieren, wir müssen einfach in der Weltmeisterschaft so oft wie möglich ins Ziel kommen. Dann können wir im Titelfight mitmischen.›»
Teamchef Aki Ajo war froh, als Luis Salom 2013 alle Top-Rundenzeiten ohne fremde Hilfe fahren konnte. Er habe sich immens gesteigert und an Selbstvertrauen gewonnen, stellte der Finne fest. «Es gelangt ihm bald, seine Gemütsregungen in den Trainings und in den Rennen gut zu kontrollieren. Es spielte keine Rolle, wenn er nach dem Training mit der Faust an die Boxenmauer drosch, weil er sauer war. Aber solange Luis auf dem Motorrad sitzt, musste er solche Gefühlsausbrüche unterdrücken, das war meine Forderung», sagt Ajo.
Teambesitzer Aki Ajo war von der Lernfähigkeit Saloms bald begeistert. Nach den ersten Erfolgen in der Saison 2013 erzählte Aki Ajo im Spaß, er habe dem Spanier finnisches Blut verabreicht, er sei bisher zu heissblütig gewesen.
«Wir haben den ganzen Winter bei den Tests viel daran gearbeitet, bei Luis die Beständigkeit zu verbessern. Luis fuhr danach konstanter, er dachte mehr an die gesamte Weltmeisterschaft. Ich war sooo happy mit ihm. Auch das Rennen in Jerez hat er meisterhaft bewältigt. Im Training von Jerez ist er manchmal ein bisschen nervös geworden. Aber nach dem Qualifying hat er verstanden, was wichtig ist. Luis hat dann kapiert, worauf es ankommt. Wichtig waren ein gutes Renn-Setup und eine reifenschonende Fahrweise im Rennen. Ich habe mir nach dem Rennen in Jerez seine Reifen angeschaut. Sie haben wie neu ausgeschaut, die von Viñales waren am Ende. Früher war es umgekehrt. Luis hat viel daraus gelernt, auch für sich selbst als Person. Normal war er nicht glücklich, wenn er als Zweiter ins Ziel kam. Doch nach dem Jerez-GP 2013 war er happy. Es sah so aus, als habe er seine Lektion gelernt. In Jerez ist er damals im Rennen viel sanfter gefahren als normal. Das war wichtig, besonders auf lange Sicht und im Hinblick auf den Titelkampf.»
Noch im November 2012 bei den ersten Test sei Luis ein schwerer Fall gewesen, erinnert sich Ajo. «Aber schon beim ersten WM-Lauf 2013 in Doha war er ruhig, clever, aggressiv und fair.»
Ajo, Red Bull und KTM hätten Sandro Cortese nach der Saison 2012 gerne eine weitere Saison in der kleinsten GP-Klasse schmackhaft gemacht. Denn damals zeichnete sich kein Fahrer ab, der dem spanischen Ausnahmekönner Maverick Viñales im Falle eines Umstiegs auf eine Werks-KTM den Titel streitig machen könnte.
Doch Cortese informierte das Red-Bull-Ajo-KTM-Team im August 2012 beim Brünn-GP, dass er 2013 ins neue Intact-Moto2-Team wechseln werde.
Red Bull, KTM und Ajo einigten sich auf die Verpflichtung von Vizeweltmeister Luis Salom, der bei den Wintertests manchmal noch einen schweren Stand gegen Maverick Viñales hatte.
Luis Salom stand unter Druck. Er musste den Ruf, ein Notnagel zu sein, erst einmal widerlegen.
Aber mit dem Moto3-GP-Triumph beim Auftakt in Doha strafte «Mexicano» alle Kritiker Lügen. Nachher siegte er in Mugello, Barcelona und Assen gleich dreimal hintereinander. Danach lag er in der WM-Tabelle mit 152 zu 142 Punkten vor Maverick Viñales.
Aki Ajo: «Wir lernen von den Fahrern»
«Ich habe festgestellt, dass sich Luis bei seiner Denkweise sooo stark verbessert hat», freute sich Aki Ajo im Sommer 2013. «Seine Einstellung, seine Ruhe, da ist er gegenüber November 2012 beim Beginn unserer Zusammenarbeit kaum wiederzuerkennen. Vielleicht haben wir als Team auch etwas dazu beigetragen. Aber wir werfen uns da nicht in die Brust. Ich gebe lieber zu, dass wir auch von Luis etwas gelernt haben. Wir lernen von allen Fahrern. Wichtig ist, dass man offen ist und ruhig. Man kann auch von jungen Piloten lernen.»
«Auch wenn ich recht alt aussehe, so bin ich innerlich ziemlich jung...», ergänzte Weltmeister-Macher Ajo.
Zählt Luis Salom zu den aussergewöhnlichsten Piloten, die Ajo je unter Vertrag hatte? «Die unterschiedlichen Fahrer lassen sich sehr schwierig vergleichen», hält der Finne fest. «Ich bin immer ehrlich und habe immer betont: Marc Márquez war etwas Besonderes. Das wissen inzwischen alle. Ich hatte und habe so viele gute Fahrer. Mike di Meglio, Marc Márquez, Sandro, auch Johann Zarco, obwohl er den 125-ccm-WM-Titel 2011 verpasst hat. Jonas Folger ist 2011 auch ein guter Fahrer gewesen, obwohl er nicht solche Leistungen gebracht hat wie die andern drei oder vier. Später kamen Asse wie Jack Miller, Miguel Olivera und Brad Binder dazu.»
Teamchef Aki Ajo hatte vor Beginn der Zusammenarbeit mit Luis Salom gewisse Zweifel. «Ich dachte anfangs: Uff, das wird eine verdammt harte Arbeit mit Luis. Wie soll ich diesen nervösen jungen Mann zur Ruhe bringen und ihm Gelassenheit einflössen? Wie soll ich seine Einstellung ändern und ihm erklären, dass er den Leuten im Team Respekt entgegenbringen, dass er sich auf das Wichtigste konzentrieren und keinen Unsinn quatschen soll? Aber Luis hat bei uns unglaubliche Arbeit geleistet. Klar, wir haben ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten stark unterstützt. Aber er hatte einen unbändigen Ehrgeiz, er konnte zuhören, er zeigte Respekt. Er ist in diesem Jahr bei uns ruhig geworden, und er war wirklich clever.»
Der begabte Mallorquiner war dankbar für den kostbaren Input von Aki Ajo, den er als väterliche Figur und wegen seiner Erfolge respektierte. «Vor einem Jahr war ich noch gar nicht bereit, um den Titel zu fighten», räumte WM-Leader Luis Salom während des Titelfights 2013 offen ein.
Ajo: «Andere haben sogar Teamkollegen gerempelt»
Aki Ajo zollte 2013 zum Beispiel auch nach Saloms starker letzter Runde bei der Dutch-TT in Assen viel Anerkennung. «Mexicano» hatte eine halbe Sekunde auf Maverick Viñales aufgeholt und ihn in der Schikane innen überholt. «Da Luis inzwischen in solchen Situationen ruhig blieb, wusste er, dass diese halbe Sekunde Rückstand auf der Gegengeraden nicht zu viel war. Er war sich bewusst, im Windschatten kann er sich ansaugen. Bei Luis ging es immer nur um eines – um Ruhe, Ruhe, Ruhe. Dieser Junge hatte sehr, sehr viel Talent. Er war aussergewöhnlich stark beim Attackieren in den Rennen, weil sein Können beim Bremsen aussergewöhnlich war – auch seine Fahrzeugkontrolle. Ich hatte auch in der Vergangenheit Fahrer, Márquez zum Beispiel, dazu andere, die aggressiv waren. Manche haben sogar ihre Teamkollegen gerempelt... Luis fährt hingegen sehr sauber, sehr korrekt.»
Nach dem Fersenbruch in Indy geriet Luis Salom im Sommer 2013 jedoch in eine Schwächephase, die ihn schliesslich um den Titel brachte.
Moto3-WM-Leader Luis Salom hatte – wie erwähnt – in Indy einen Fersenbruch erlitten, aber trotzdem dort einen fünften Platz erreicht. Der Red Bull KTM-Werkspilot verzichtete auf eine Operation und siegte nachher in Brünn und Silverstone, ehe er in Misano und Aragón aus unerklärlichen Gründen nur als Vierter ins Ziel kam.
«Diese zwei Rennen in Misano und Aragón waren ein Weckruf zur richtigen Zeit», erklärte Luis Salom nach seinem Sieg in Sepang, mit dessen Hilfe er seinen Punktevorsprung auf Alex Rins wieder von 9 auf 14 Zähler erhöhte.
Aki Ajo rätselte über das Formtief. «Ich weiss nicht, ob man sagen kann, dass damals etwas falsch gelaufen ist. Luis war jedenfalls nicht so stark wie vorher und nachher wieder in Malaysia. Verwunderlich war, dass Luis mit dem Fersenbruch schneller war als nachher mit dem verheilten», gab der Teamchef zu.
Seltsam: In Brünn und Silverstone lief Luis Salom 2013 an Krücken, trotzdem gewann er beide Rennen.
Ajo: «Ja, das passiert bei den Fahrern manchmal. Wenn sie ihre Knochen brechen, müssen sie alles geben. Wenn sie dann wieder gesund sind, atmen sie durch – und relaxen ein bisschen. Vielleicht ist es bei Luis auch so gewesen. Natürlich war es eine neue Situation für ihn. Er hat zu diesem Zeitpunkt in der Saison, so knapp vor dem Ende, noch nie eine Weltmeisterschaft angeführt. Er musste lernen, mit dem Druck umzugehen und damit fertig zu werden. Wir als Team mussten versuchen, ihm die bestmögliche Unterstützung zu geben. Auch wir als Team lernten dazu, denn jeder Fahrer ist anders. Ich denke, es ist ganz normal, dass ein Fahrer nicht jedes Rennen gewinnt. Umso glücklicher sind wir gewesen, als Luis in Sepang wieder ganz oben gestanden ist.»
Ist Luis in Misano und Aragón damals zu nervös gewesen? Ist er im Stress des Titelfights in sein altes Strickmuster verfallen?
Das war ja früher seine Schwäche? Er hat jedenfalls am Freitag in Misano und Aragón nie ein Set-up gefunden und sich dadurch am ersten Tag jeweils viel Rückstand eingehandelt.
Ajo: «Ich denke, manchmal könnte er in dieser Phase wieder zu nervös gewesen sein. Oder er hat sich zu viele Gedanken gemacht. Er hat vielleicht den Druck gespürt. Luis wusste, er darf nicht stürzen, er darf also nicht zu viel riskieren. Er durfte sich nicht mehr die Knochen brechen. Ich bin froh, dass er sich dann gefangen hat. Es braucht Zeit, bis man sich an solche Situationen als WM-Leader gewöhnt hat. Luis war dann zum richtigen Zeitpunkt wieder da.»
14 Punkte Vorsprung, kein sanftes Ruhekissen?
Aber es waren nach dem Sepang-Triumph 2013 noch drei Rennen zu fahren. Salom hatte Maverick Viñales um 26 Punkte distanziert. Alex Rins schien die grössere Bedrohung zu sein. Er lag 14 Punkte hinter Salom.
Aber Aki Ajo blieb damals vorsichtig, er kannte die Vorzüge von Viñales. «Es gab noch 75 Punkte zu gewinnen», wusste Aki. «Ich glaubte an die Titelchancen von Luis, die Abstände waren aber noch nicht aussichtslos. Ich sagte: Ein Rennen, einer gewinnt, der andere holt keine Punkte, dann ändert sich alles grundsätzlich.»
Der WM-Stand nach Sepang: 1. Salom 284 Punkte. 2. Rins 270. 3. Vinãles 258.
Doch im turbulenten Finale in Valencia schnappte sich Aussenseiter Viñales durch den Sieg den Titel, Rins wurde im Rennen Dritter, Salom stürzte wie zuvor in Japan, als er ohne eigenes Verschulden abgeschossen wurde.
Der WM-Endstand 2013: 1. Viñales (KTM), 323 Punkte. 2. Rins (KTM), 311. 3. Salom (KTM), 303. 4. A. Márquez (Honda), 213.
Wo hat Luis Salom 2013 den WM-Titel um 20 Punkte verspielt?
Aki Ajo bedauert, dass es im letzten Saisondrittel mit den vierten Plätzen in Misano und Aragón nach Platz 5 in Indy zu Rückschlagen gekommen war. «Ich kann nicht behaupten, Luis habe mich 2013 oft enttäuscht. Wenn ein Fahrer sieben WM-Rennen gewinnt und nur bei fünf von 17 Rennen nicht auf das Podest kommt, darf man nicht von Enttäuschungen sprechen. Luis hat mit der gebrochenen Ferse zweimal gewonnen und eine unglaubliche Leistung vollbracht. Aber dann geriet er in ein kurzes Tief», erinnert sich Ajo. «Das passiert bei vielen Sportlern. Manchmal kriegst du bei einer Verletzung einen zusätzlichen Schuss Energie, noch mehr Adrenalin. Dann bist du noch besser als üblich, womöglich noch besser als ohne Verletzung. Als Luis wieder ziemlich fit war, also in Misano und Aragón, fehlte ihm plötzlich etwas Energie. Ich will nicht sagen, wir haben in dieser Phase die WM verloren. Aber wir haben in dieser Phase einen grossen Teil des Punktevorsprungs eingebüsst und deshalb in der entscheidenden Phase keinen ausreichenden Vorsprung mehr gehabt. Dann kam der vorletzte Grand Prix in Japan. Dort hatte Luis Pech. Wirklich nur Pech. Er wurde zu Sturz gebracht und hatte dann beim Finale in Valencia riesigen Druck – Luis ist dann gestürzt. Das nahm ich ihm nicht übel. So etwas kann passieren, wenn du beim Finale um den Titel kämpfst. Er hat sein Bestes gegeben.»
Trotzdem blieb ein Wermutstropfen. Denn Salom kam als Vizeweltmeister zum Ajo-Team – und verliess es als WM-Dritter. Normal läuft es im Erfolgsteam des Finnen anders.
«Ich habe sehr gerne mit Luis zusammengearbeitet», betont Teamchef Aki Ajo. «Er hat 2013 eine unglaubliche Performance gezeigt. Aber vielleicht hat es Augenblicke gegeben, wo er etwas zu nervös war. Dazu kamen nach der Verletzung in Indy Rennen, bei denen wir nicht das Maximum herausgeholt haben.»
KTM-Sportdirektor Pit Beirer hätte Luis Salom nach der Saison 2013 gern noch ein Jahr in der Moto3-WM behalten. Doch der Spanier drängte nach neun GP-Siegen in der kleinsten Klasse in die Moto2.
Beirer: «Wir wussten frühzeitig, dass Luis in die Moto2 aufsteigen will. Bei Viñales war es damals nicht anders. Es wäre vergebliche Liebesmüh gewesen, ihnen eine weitere Moto3-Saison schmackhaft machen zu wollen. Für uns als Marke und als Team wäre es schön gewesen, wenn Salom noch ein Moto3-Jahr drangehängt hätte. Aber diese Jungs suchen ständig neue Herausforderungen. Das war nach der Saison 2012 bei Sandro nicht anders. Als Ex-Rennfahrer muss ich ehrlich sein und sagen, für diese Jungs ist es besser, sie nehmen diesen Schwung mit und wechseln als Weltmeister in die nächsthöhere Klasse.»
In der Moto2-WM fand Luis Salom im Paginas-Amarillas-Team von Sito Pons 2014 mit Viñales und 2015 mit Rins seine Meister.
Aber die Kämpfernatur Luis Salom gab sich nie geschlagen. Er kassierte drei Podestplätze – den letzten mit Platz 2 beim Debüt im SAG-Team in Katar im vergangenen März.