VR46 Academy: Valentino Rossi sucht seinen Nachfolger
Valentino Rossi – dieser Name steht wie kein zweiter für die MotoGP-Weltmeisterschaft, eine Legende, die sich immer wieder neu erfindet. In den letzten Jahren hat «The Doctor» sich außerdem darauf konzentriert, die nächste Rennfahrergeneration aus Italien heranzuzüchten und vorwärts zu bringen. Im März 2014 wurde die VR46 Academy eröffnet, die ersten Schüler hießen Franco Morbidelli, Luca Marini, Andrea Migno, Nicolò Bulega, Romano Fenati und Francesco Bagnaia.
Seither ist die «Klasse» gewachsen und umfasst mittlerweile elf Piloten in der Moto3-Junioren-WM, der Italienischen Meisterschaft sowie der Moto3- und Moto2-WM. Nahezu jeder kommende italienische Star auf der WM-Bühne arbeitet mit Rossi.
Ein solch ehrgeiziges Projekt braucht ein besonderes Zuhause: Die VR46 MotoRanch hat ein eigenes Schulhaus am Rande. Die Ranch baut sich um eine Dirt-Track-Strecke auf, diese hat sowohl Links- als auch Rechtskurven – und ist damit anders als die amerikanischen Vorbilder. Die meiste Freizeit verbringen die Fahrer auf dieser Piste. Dirt Track ist mittlerweile einer der wichtigsten Trainingsbestandteile im Grand-Prix-Rennsport, dort lernt man die wichtigen Grundlagen, ein Motorrad rutschen und driften zu lassen, es in die Kurven rein anzustellen – so, wie es die meisten Moto2- und MotoGP-Fahrer machen.
Dirt Track in seinen unterschiedlichsten Formen steht in der VR46 Academy auf dem Lehrplan ganz oben. Runde für Runde wird gedreht, die Fahrer geben alles – selbst, wenn sie eigentlich nur zum Spaß draußen sind. Immer sind professionelle Fahrer dabei, jeder sucht nach einem Weg, seine Lehrer zu schlagen. Doch bei diesem Trainingsprogramm lernen die Youngster nicht nur vom Großmeister, Rossi selbst profitiert auch davon, mit der nächsten Generation zu arbeiten und zu trainieren. Indem er gegen Piloten antritt, die halb so alt sind wie er, hält sich der 37-Jährige jung und fit.
Rossis Ranch ist kein Exklusiv-Club: Immer wieder werden auch andere Fahrer eingeladen, um zu trainieren. Fabio Quartararo (Leopard Racing) ist einer, der erst vor kurzem dort war. Auch Bradley Smith (Yamaha Tech3) und sogar Marc Márquez (Repsol Honda Team) waren schon dabei. Auch Supercross-Legende Chad Reed flog aus den Staaten herüber, um zu Flat-Tracken.
In der Academy wird nicht nur im Dreck gefahren: Rossi nimmt seine Schüler und Kollegen auch immer wieder mit nach Misano. Dort wird mit einer Reihe von unterschiedlichen Motorrädern gefahren, von Minibikes bis hin zu Superbikes. Mit den verschiedenen Bikes sollen die Academy-Piloten ihre Fähigkeiten und Talente ausbauen, sollen lernen, wie sich verschiedene Motorräder bei verschiedenen Bedingungen verhalten. Das Programm ist hart gestrickt und umfangreich, viele Fahrer träumen davon, unter dem wachsamen Auge von Rossi und seinem Team zu fahren.
Rossi ist immer da und gibt den Academy-Piloten nützliche Tipps, vor allem wenn es an eine neue Strecke geht. Er mag zwar nie Moto3 und Moto2 gefahren sein, aber mit 20 Jahren GP-Erfahrung weiß er wie kein Zweiter, wo die Ideallinien liegen.
Englisch-Unterricht und Freundschaft
In der Academy geht es nicht nur um das Fahren von Motorrädern. In der Weltmeisterschaft kommen auch etliche Medien-Anforderungen auf jeden Einzelnen zu, dazu müssen auch andere Sprachen als Italienisch gesprochen werden. Daher erhalten die Academy-Piloten zwischen den Rennen Englischunterricht, um die schwierigen Pressefragen bestmöglich beantworten zu können.
Die Academy vermittelt und lehrt auch nicht nur die wichtigen Fähigkeiten auf der Strecke, sondern fördert auch die Freundschaften unter den Fahrern. Auf der Strecke mögen sie unerbittliche Rivalen sein, aber egal, welches Ergebnis am Ende hinten raus spring: Wenn der Helm runter ist, darf gern auch gescherzt werden. Es gibt mehr im Leben als Racing.
Wie erfolgreich die VR46 Academy ist, zeigt sich beim Blick auf den Moto3-WM-Stand: Vier der Top-6-Piloten kommen aus der Academy, in der Moto2 mischen Morbidelli und Baldassarri die Spitze mehr und mehr auf.
Das Programm wird immer breiter, mittlerweile ist Yamaha als offizieller Partner eingestiegen – und bringt sogar Piloten aus Asien an die Riviera.
Wo es auf der Ranch langgeht? Wir nehmen euch eine Runde mit: