Barry-Sheene-Parade: Wiedersehen mit Steve Baker
Der stille Amerikaner Steve Baker aus Bellingham war 1977 im Team von Yamaha Motor Canada Weltmeister in der 750-ccm-Klasse. Er gewann damit als erster Amerikaner einen Motorrad-WM-Titel. Stevie war 1977 auch Vizeweltmeister in der 500-ccm-Klasse – hinter Barry Sheene. In England traf er am Wochenende viele alte Rennfahrerkollegen – der 64-Jährige ist seit seinem Rücktritt ein seltener Gast in Europa.
«Ich habe meinen Motorradshop vor ungefähr zehn Jahren verkauft. Ich arbeitete aber immer noch für den Mann, der den Laden gekauft hat. Ein paar weitere Jahre möchte ich noch arbeiten. Ich nehme im Jahr an rund vier Classic-Events teil, in diesem Jahr sind es jedenfalls vier, in zwei Wochen bin ich noch in Schwanenstadt/Oberösterreich dabei. Meine Frau erlaubt mir diese Ausflüge. Aber ich will es nicht übertreiben und so viele Events bestreiten. Es macht mir aber immer noch Spaß. Es macht mir auch Freude, meine alten Freunde und Kollegen wieder zu treffen», erzählte der Amerikaner.
Was ging Stevie Baker durch den Kopf, als er jetzt in Silverstone an der Parade zu Ehren seines verstorbenen Rivalen Barry Sheene teilnahm?
Baker: «Barry hat mir viel geholfen. Er hat mir geholfen, nach dem Rückzug des Teams Yamaha Motor Canada einen Vertrag für 1978 bei Suzuki zu bekommen. Ich bin dann noch WM-Siebter geworden. Er war ein Freund, den ich nie vergessen werde. Er hat mir nach der Saison 1977 eine Chance gegeben, nach Europa in die Weltmeisterschaft zurückzukehren. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Ich kann Barry wirklich als Freund bezeichnen. Und er war für viele andere Menschen in der Racing Community ein guter Kumpel und Freund. Er war ein guter Mann.»
Was war die große Stärke von Barry Sheene?
«Er wusste, was er auf der Rennstrecke zu tun hatte. Und er war auch ein guter Showman, das war gut für den Sport. Er hatte die nötigen Fähigkeiten, er hat die erwarteten Resultate erzielt und sie auch mehrmals wiederholt, er war zweimal Halbliter-Weltmeister...»
Steve Baker war kein Showman, er war ein ruhiger Typ. Und ich erinnere mich an das Jahr 1977, als mich ein Marlboro-Manager fragte, ob ich ihm einen neuen Superstar ans Herz legen könnte. Ich brachte damals den Namen Steve Baker ins Spiel.
Aber der Marlboro-Manager antwortete kurz: «Nur wenn er sich die Zähne richten lässt, den Schnurrbart abrasiert und seine seltsame Brille weggibt.»
Stevie Baker lachte in Silverstone, als ich ihm diese Anekdote am Sonntag erstmals erzählte. «Barry war ein anderer Typ als ich. Er hat auch auf andere Dinge geachtet, die wichtig waren, er war ein Typ für die Medien», sagt der 750-ccm-Weltmeister von 1977.
Wenn Baker seine Karriere noch einmal von vorn beginnen würde, was würde er anders machen?
«Mein Leben bestand viele Jahre lang nur aus meiner Karriere. Ich blicke zurück auf meine Karriere und erinnere mich, dass du gute Leute in deinem Umfeld brauchst. Wenn du diese guten Leute verlierst, wird es schwierig, wieder in die richtige Spur zu kommen. Und das ist es, was mir widerfahren ist. Zu meiner Zeit hatte niemand einen Manager. Man musste sich um alles selber kümmen.»