Misano: Buh-Rufe unfairer Rossi-Fans
Wenn Fanliebe zur Unsportlichkeit wird
Im Rahmen des Grand Prix von San Marino ist man an ein gelbes Meer treuer Rossi-Fans gewohnt. Sie pilgern in grosser Zahl aus Rossis nahe gelegenem Heimatort Tavullia bis zur Rennstrecke in Misano.
Obwohl Rossi in dieser Saison mit der Ducati ins Straucheln geriet und bisher stets weit vom Sieg entfernt war, bleiben ihm seine Fans treu ergeben und unterstützen ihren Helden. Doch diesmal ging die bedingungslose Fanliebe zu weit.
Nachdem die Fans, wie jedes Jahr nach dem Rennen die Strecke stürmten, musste sich Sieger Jorge Lorenzo die Buh-Rufe der Rossi-Anhänger gefallen lassen. Mit der gekrümmten Hand hinter seinem Ohr heizte der Weltmeister von 2010 die geladene Stimmung noch weiter an.
Trotz seinem gelassenen Umgang mit den Rufen der Rossi-Fans hinterliess diese Unsportlichkeit einen bitteren Nachgeschmack beim Spanier. «Ich war etwas traurig. Ich kenne Valentino und ich denke, wenn er auf dem Podium gestanden wäre, hätte er seine Fans zum Schweigen gebracht. Ich würde ein solches Verhalten bei meinen Fans auch nicht wollen», sagte der Sieger.
Auch Valentino Rossi kritisierte die Reaktion seiner Fans. «Das ist nicht fair. Besonders für die Fahrer, die es auf das Podium geschafft haben. Sie verdienen den Respekt der Fans», räumte Rossi ein. Doch der Italiener griff zu einer beliebten Ausrede für das unsportliche Verhalten seiner Anhänger: «Aber das ist Italien. Das ist die Art Unterstützung, die man hier bekommt. Das ist nichts Persönliches. Mein Rat an Lorenzo: Kümmere dich nicht darum und hab Spass.»
Echte Treue zu seinem Idol ist das Eine, aber Anerkennung für aussergewöhnliche Leistungen etwas anderes. Die Rossi-Fangemeinde warf in Misano kein gutes Licht auf sich selbst und den Sport.