Rossi gegen Ducati
Rossi und Ducati: Ein Problem - keine Lösung!
Der Titel meiner Kolumne ist kein Versehen: Rossi gegen Ducati. Es sollte eigentlich kein Kampf zwischen diesen zwei Denkmälern des Motorradsports sein, aber es schaute diese Saison ein bisschen danach aus. Denn derzeit ist das Zusammenspiel von Valentino Rossi und seinem Ducati-Team ein Desaster. Etwas muss sich ändern. Doch obwohl sie dasselbe Problem haben und dieses lösen müssen, könnte die Lösung für das Übel der einen Seite viel besser in den Kram passen als der anderen.
Beide Seiten haben bisher mit verschiedenen Veränderungen versucht, einer Lösung näher zu kommen. Natürlich hatte Rossi probiert, seinen Fahrstil anzupassen, und Ducati hat die Maschine abgeändert. Doch bisher hat das nichts gebracht.
Ducati hat am Bike alles geändert, die Gewichtsverteilung auf drastische Art und Weise. Die Karbonteile, die mit dem Motor das Monocoque bildeten, wurden durch Aluminium-Komponenten ersetzt. Doch die Probleme wurden damit nicht gelöst. Deshalb muss noch Drastischeres ins Auge gefasst werden.
Dass Rossi aufgibt und nicht mehr Ducati fährt, ist undenkbar. Er kann zur Lösung des Problems nur seinen veränderten Fahrstil beitragen, das hat er gemacht. In diesem Bereich können die Italiener keine Verbesserung mehr erlangen. Es könnte darum sein, dass das Motorrad noch einen viel härteren Eingriff braucht, um an die Spitze zurückzukehren. Der Wechsel von Karbon zu Aluminium wurde gemacht, um den Fahrern ein besseres Gefühl für das Vorderrad zu ermöglichen. Weil Alu flexibler ist, sollte dies die Lösung sein. Doch es funktionierte nicht. Ein komplett neues Rahmen-Design im herkömmlichen Stil, wie es jeder andere Hersteller hat, wurde in Valencia probiert: Doch als gesuchter Stein des Weisen hatte es sich ebefalls nicht herausgestellt.
Was, wenn Ducatis Problem nicht nur an der Rahmensteifigkeit liegt, sondern auch an der Gewichtsverteilung? Werden dann auch Änderungen am Motor selber ins Auge gefasst? Das V-Layout der Motoren ist aus der Geschichte von Ducati nicht wegzudenken. Es ist fast nicht vorstellbar, dass die Italiener davon abrücken. Aber diese Motoren-Bauweise schränkt die Möglichkeiten ein, wenn man die Gewichtsverteilung verändern muss. Der Schwerpunkt dieses Motors kann sehr wahrscheinlich nicht so nahe an das Vorderrad verschoben werden wie bei Reihen-Vierzylindern oder wie beim eng konstruierten V-Motor von Honda.
Wenn dies als Ursache des Problems erkannt wird – wird dann Ducati die langjährige Liebe zu ihrem V-Motor ausblenden, um wieder auf die Siegesstrasse zurückzukehren? Die Italiener haben wohl keine andere Wahl. Denn es ist nicht nur Valentino Rossi, der mit dem roten Biest nicht siegen kann. Kein einziger in den vergangenen Jahren war in der Lage, mit dem italienischen Fabrikat zu gewinnen, mit Ausnahme von Casey Stoner.
Interessanterweise haben die Versuche von Ducati, die Maschinen von Rossi und Nicky Hayden konkurrenzfähig zu machen, nur dazu geführt, dass die beiden manchmal sogar Mühe hatten, die bescheidenen Fahrer auf den Ducati-Satelliten-Bikes hinter sich zu lassen.
Als Ende 2010 der Deal zwischen Ducati und Rossi verkündet wurde, schaute es nach einer Traumhochzeit aus, es schien alles perfekt zu passen. Es war genau das, was sich viele Fans wünschten. Und es war das, was die MotoGP brauchte. Dummerweise ging nichts davon in Erfüllung. Auch ich war von der Aussicht auf Rossi-Siege mit Ducati begeistert. Ich habe niemals erwartet, dass sich das Ganze zu einem Albtraum entwickeln könnte. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber für Ducati wäre es mit Sicherheit einfacher gewesen, Stoners Wünsche zu erfüllen und den Australier im Team zu behalten.
Jetzt ist Stoner der grosse Sieger. Er wechselte genau in der Saison zu HRC, in der die Japaner deutlich stärker sind als alle anderen. Und Stoner zeigte, dass er als einziger Fahrer der Welt fähig ist, sowohl mit Ducati als auch mit Honda zu siegen.