MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Misano-Test: Bagnaia vorne, Yamaha auf Platz 5!

Von Thomas Kuttruf
Der eintägige MotoGP-Test in Misano lieferte bei sehr guten Bedingungen eine weitere Bestätigung der Ducati-Dominanz. Zugleich schafften aber auch Pedro Acosta für KTM und Yamaha-Pilot Fabio Quartararo Spitzenzeiten.

Bei Temperaturen von über 30 Grad wurde der offizielle MotoGP-Test in Misano ab 14 Uhr fortgesetzt. Für Augusto Fernandez griff nun Jack Miller an den Lenker der KTM RC16. Der Australier zeigt sich gut aufgelegt, mit einer 1:31,8 sprang zunächst Miller aus dem Stand in Top-10.

An der Spitze des Klassements verfestigte sich das Bild der erdrückenden Dominanz des Werkes aus Bologna. Um 15 Uhr waren die ersten fünf Positionen mit Desmosedici-Fahrer belegt. Noch erstaunlicher  die Leistungsdichte: Bastianini, Marc Márquez, Morbidelli, Bagnaia und Martin waren für geraume Zeite nur um insgesamt 0,18 Sekunden getrennt.

Enea Bastianini, der ebenfalls in den Genuss einer modifizierten Verkleidung kam, unterbot dann als erster Akteur die Barriere von 1:31 min. Doch nur kurze Zeit später meldete sich der Weltmeister zurück. Pecco Bagnaia war nochmals 0,035 Sekunden flotter als der Teamkollege. Pedro Acosta, der den Vormittag die meiste Zeit angeführt hatte, kam mit der zweiten Version der RC16 weniger gut zurecht. Als 13. nach 90 Minuten weiterer Testzeit blieb er fast eine Sekunde über der Pace vom Morgen. Seinen Job als bester KTM-Fahrer hatte Tester Dani Pedrosa übernommen, der sich am Nachmittag lange auf Position 6 hielt. Die #26 war damit auch bester Nicht-Ducati-Fahrer.

Zur Mitte der vierstündigen XL-Testsession am Nachmittag veränderte sich Zeitenbild nicht dramatisch. Zunächst war es wieder Pedro Acosta, der zurück in Flow kam. Kurz nach 16 Uhr drehte der Rookie eine ganze Serie guter Runden und war danach wieder Dritter der Tabelle und nochmals ein Zehntel schneller als in der Früh.

Kurios: Während die nicht in Bestform angetretenen Stammfahrer Joan Mir und Luca Marini eisern jeweils über 50 Runden drehten, blieb das Boxentor des HRC-Testteams um Stefan Bradl am Nachmittag komplett geschlossen. Keine Runde für den Bayer.
Wie ernst es Honda dennoch mit der Aufholarbeit nimmt, zeigt ein allein eine Baugruppe. So waren in Misano alle fünf RC-V mit einer unterschiedlichen Heck-Aerodynamik ausgerüstet.

Gegen 16.30 setzte Bagnaia deutlich nach. Der #1-Werksfahrer kam mit einer 1:30,6 nun in die Nähe seiner Pole-Position (1:30,304). Damit war zum ersten Mal eine größere Lücke zum ersten Verfolger Enea Bastianini (1:30,9) entstanden.

Bemerkenswert war auch die Arbeit von Fabio Quartararo und seiner Yamaha-Mannschaft. Die #20 verbrachte viel Zeit auf der Strecke und schraubte seine Bestzeit auf eine 1:31,0 herunter. «El Diablo» war damit der erste Fahrer der seine Zeit aus dem Q2 egalisieren konnte. Mit der persönlichen Bestzeit hielt sich Quartararo bis kurz vor Ende des Tests auf Rang 4 und 0,444 Sekunden hinter der Bestzeit des Weltmeisters.

Von den Honda-Piloten war auch eine Stunde vor Ende des Tests wenig zu berichten. Bis auf Stefan Bradl drehten alle Piloten fleißig Runden – mit Zarco als schnellsten RC-V-Pilot auf Rang 18 waren aber keine Verbesserungen zu vermelden.

Jorge Martin, der beim gestrigen GP mit falscher Strategie untergegangen war, nutze den Tag für Feinabstimmungen seiner aktuellen GP24-Spezifikation. Beim vorerst letzten Test des «Martinators» auf einer Ducati spulte der WM-Tabellenführer dennoch mehr Runden ab, als die beiden Werkspiloten.

Leicht erholt zeigte sich auch die Lage für Aprilia. Nach dem schlechten Abschneiden bei den letzten beiden Renn-Events ging es vielen Testrunden zumindest für Maverick Vinales (9.) und Raul Fernandez (10.) wieder in nach vorne.

Nochmals enger schob sich die Spitze zusammen als Pramac-Pilot Franco Morbidelli, der am Samstag sein erstes Ducati-Podium gefeiert hatte, aber am Sonntag eines der Sturzopfer war,  mit einer 1:30,7 nochmals näher an den schnellsten Tester Bagnaia heran. Nach einem intensiven Testtag ohne außergewöhnliche Vorfälle gibt es besonders zufriedene Gesichter in der Bologna-Abteilung. Francesco Bagnaia beendet den offiziellen Test nach 45 Runden auf Position 1 vor den Ducati-Kollegen Morbidelli und Bastianini, Rookie-Acosta und Überraschungsmann Fabio Quartararo.

Gresini-Ducati-Star Marc Márquez beendete den Test auf Position 7. Sein Test konzentrierte sich auf Arbeiten am Setting. Spekulationen, Márquez könnte sein Debüt auf der GP24 fahren, liefen ins Leere.

Dank der guten Bedingungen auf der Piste nutzen fast alle Fahrer den für viele Runden aus. Die meisten davon schaffte davon mit 79 Umläufen Aprilia-Werksfahrer Maverick Vinales.

Fazit des Testtags: Ducati regiert weiter und hat offensichtlich bereits die richtigen neuen Teile bereitgelegt. KTM holt wieder auf – aber nur in kleinen Schritt. Deutlich größer fallen diese bei Yamaha aus. Unverkennbar entwickelt sich die M1 unter Technik-Chef Max Bartolini weiter. Hinter Aprilia bleibt ein kleines Fragezeichen, denn zu wenig eindeutig sind Verbesserungen. Honda probiert weiterhin alles, zeigt auch Verbesserungen, die aber auch aufgrund unglücklicher Umstände, wie in Misano nicht gesunden Werksfahrern, nicht zum Tragen kommen.

Ergebnisse MotoGP-Test Misano, 18 Uhr

1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1:30,619 min
2. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,161 sec
3. Enea Bastianini (I) Ducati, +0,336
4. Pedro Acosta (E), KTM, +0,433
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,444
6. Jorge Martín (E), Ducati, +0,492
7. Marc Márquez (E), Ducati, +0,511
8. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +0,514
9. Maverick Viñales (E), Aprilia, +0,625
10. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,786
11.Brad Binder (ZA), KTM, +0,807
12. Alex Márquez (E), Ducati, +0,836
13. Dani Pedrosa (E), KTM, +0,920
14. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +1,064
15. Jack Miller (AUS), KTM, +1,221
16. Alex Rins (E), Yamaha, +1,332
17. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +1,354
18 Johann Zarco (F), Honda, +1,490
19. Takaaki Nakagami (J), Honda,+1,686
20. Luca Marini (I), Honda, +1,883
21. Joan Mir (E), Honda, +1,968
22. Lorenzo Savadori (I), Aprilia,+2,683
23. Stefan Bradl (D), Honda, +3,466

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