Deutsche Adler mit Silber auf Balkan-Tour
Der Plan für unsere deutschen Motocross-Damen, am Motocross der europäischen Nationen (MXoEN) teilzunehmen, war ursprünglich ganz geschickt eingefädelt: Nachdem am ersten September-Wochenende in der Türkei das WMX-Finale ausgetragen wurde, stand nur eine Woche später das MXoEN in Rumänien im Kalender.
«Wir hatten uns überlegt, mit Larissa Papenmeier, Alexandra Massury und Janina Lehmann eine Fahrgemeinschaft zu bilden und sind die 2.400 km über den Balkan nach Afyonkarahisar zum WM-Finale gefahren», erklärt Carl, der Vater der deutschen Meisterin Alexandra Massury. «Bukarest lag dann auf der Rückfahrt quasi am Weg, also warum nicht gleich noch am MXoEN teilnehmen? Wir erhielten Unterstützung für unsere Plane: Hubert Nagl hat den Kontakt zum DMSB hergestellt. Gigga Graphics hat für unser Team die Dekore entworfen und Illusion hat die Teambekleidung für uns gestaltet und hergestellt.»
Dann wurde aber der Termin des Rennens um eine Woche verschoben. «Das hat natürlich unsere Pläne komplett zerlegt, denn so lange konnten wir unmöglich bleiben. Also sind wir aus der Türkei über Bulgarien nach Rumänien gefahren, haben den Transporter dort auf einem überwachten Parkplatz abgestellt und sind dann erstmal wieder nach Hause geflogen, um eine Woche später wieder nach Rumänien zu fliegen.»
Der Weg über die Balkanroute in die Türkei und zurück nach Rumänien war ein reines Abenteuer: An der bulgarisch-türkischen Grenze musste eine türkische 'Spedition' beauftragt werden, um sich um die Zollpapiere zu kümmern, ohne die man nicht über die Grenze kommt. Der Preis für diese 'Dienstleistung' ist übrigens reine Verhandlungssache, bewegt sich aber immer im dreistelligen Euro-Bereich. Gezahlt wird bei diesen 'Speditionen' selbstverständlich nur in bar und unquittiert. Ob man dann am Ende tatsächlich über die Grenzstation kommt, weiß aber niemand verlässlich. «Wir hatten Glück», meint Carl. «Wir bekamen alle Unterlagen und Stempel und konnten schließlich die Grenze passieren.»
Nach dem WM-Finale von Afyonkarahisar, das Larissa auf Rang 6 und Alexandra auf Platz 15 beendeten, ging es also weiter über die Schengen-Grenze nach Bulgarien und Rumänien. Auf der Hartbodenstrecke, die nur 30 km von der Hauptstadt Bukarest entfernt ist, wurde im vergangenen Jahr bereits die Junioren-WM ausgetragen. «Die Veranstaltung in Bukarest war vorbildlich organisiert», schwärmt Carl Massury. «Die Teampräsentation fand in einer riesigen Shopping Mall direkt in Bukarest statt.» Trotz der der weiten und beschwerlichen Reise waren am Ende alle happy: Larissa Papenmeier wurde in beiden Wertungsläufen Zweite. Alexandra Massury trug mit den Rängen 6 und 7 zur Silbermedaille der deutschen Mannschaft bei. Beim MXoEN treten übrigens zwei Teilnehmerinnen pro Nation an.
Für Alexandra Massury ging mit der Silbermedaille bei der WMXoEN eine äußerst erfolgreiche Saison zu Ende: Sie gewann nicht nur die deutschen Meisterschaften, sondern legte in diesem Sommer auch noch das bayrische Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,5 ab! Zum Glück besuchte sie ein Sportgymnasium in Bad Reichenhall, wo der Terminkalender der Leistungssportler berücksichtigt wird. Aber am Ende musste sie genau wie alle anderen Abiturientinnen des Jahrgangs 2024 die Prüfungen zu den festgelegten Terminen ablegen. Alexandra will ein Studium beginnen. «Ich habe mich aber noch nicht entschieden», erklärte sie gegenüber SPEEDWEEK.com. «Entweder geht es in Richtung Jura oder Maschinenbau.» Die WM beendete die 18-Jährige auf Platz 15.
Ergebnis MXoEN Bukarest (Damen):
1. Spanien, 7 Punkte
2. Deutschland, 10
3. Frankreich, 10
4. Italien, 18
5. Tschechien, 31