Sidecarcross: Überraschendes Comeback von BMW
Rückkehr des BMW-Einzylinders: Pami-F 650 im Fahrwerk von WSP-Sidecars
Derzeit tummeln sich mit Husqvarna, KTM, TM und AMS-Jawa vier Hersteller von Viertaktmotoren in der MX-Gespannszene, wobei die Erstgenannten auch von deutschen Teams geschätzt werden. Nun bringt der langjährige Motocross- und Enduro-Gespannfahrer Norbert Degenhardt BMW wieder ins Spiel. Genauer gesagt den bewährten Einzylinder der F650 von 1993 – allerdings im Trimm des renommierten Tuners Pami.
In der Motocross-DM setzten unter anderem Weltmeister-Sohn Armin Böhler (1999) und André Wieg den weißblauen Single ein, damals allerdings mit mäßigen Erfolg. Besser machte sich der Vierventilmotor im deutschen Geländesport, wo er Degenhardt zweimal zur Meisterschaft verhalf, Uwe Fleck gleich fünfmal.
Und nun kommt Pami ins Spiel. Der in Trier ansässige Tuner Gottfried Michels hauchte dem Eintopf bereits in der BMW-Rotax-Frühzeit mehr Leistung ein. Mit promptem Erfolg wie dem Gewinn des SoS-Cups 1995. In der Folge lieferte Pami die Motoren für die Bimota BB1.
Übrigens: Das ‹Pa› im Firmennamen trug der schon lange ausgeschiedene Mitgründer Klaus Pahl bei.
Ab 1997 präparierte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit BMW und Rotax die Motorräder der Rallye Paris-Dakar. Richard Sainct errang damit 1999 und 2000 jeweils den Sieg in der Motorradwertung. Zahlreiche weitere Erfolge wie ganze zehn Gewinne des European Supermono Cup folgten für Pami.
Gerade die notwendigen Haltbarkeitstests für die Rallye-Einsätze lieferten wichtige Erkenntnisse zur Standfestigkeit der Tuning-Singles, wie Michels im Gespräch mit SPEEDWEEK.com betont: «Was nützen mehr PS, wenn der Motor nach der halben Distanz kaputt ist.»
Gemessen an den vielen Rallyekilometern unter teils extrem staubigen Bedingungen sind Motocross- oder Endurorennen für die Motoren Kurztrips, weshalb sie keiner ständigen Revisionen bedürfen.
Derzeit hat Degenhardt den F-Motor mit einem Rahmen von WSP Sidecar kombiniert. Zur Erinnerung: Inhaber Berry Willemsen tritt nicht mehr als Fahrwerkbauer auf. Das Unternehmen seines Sohnes Daniel firmiert komplett eigenständig unter WSP Racing.
Degenhardt bietet den Pami-Einzylinder mit Hubräumen von 700 bis 760 ccm Hubraum an. Als Spitzenleistung laut Prüfstandmessung geben Michels und Degenhardt für den 760er rund 85 PS an. Dabei bietet der Dohc-Vierventiler zwischen 3000/min und 9000/min ein gleichmäßig hohes Drehmoment. Die Gemischaufbereitung übernehmen zwei 38er Mikuni-Vergaser. Fahrfertig kommt das Gespann mit einem Acht-Liter-Tank auf etwa 190 kg. In der Ausführung mit 700 ccm soll die komplette Kombination ab 20.000 Euro kosten.
In der anstehenden Saison werden die Degenhardt-Söhne Nick und Kris ein solches Gespann im DMSB-Pokal einsetzen. Zudem steigt André Wieg wieder ein. Der Thüringer fuhr von 2003 bis 2009 DM-Rennen.
Weitere Informationen: motorradsport-degenhardt.de, team-pami.com