Crockard (Honda): Jeremy Van Horebeek kam zu spät
Jeremy Van Horebeek mischt das MXGP-Feld auf
Jeremy Van Horebeek sprang buchstäblich in letzter Sekunde noch auf den WM-Zug auf und landete beim Saisonauftakt in Argentinien sensationell auf dem Podest. Mit den Rängen 3 und 5 ließ der Belgier – mit Standardmaterial – in den ersten beiden MXGP-Runden der Saison 2019 gehörig aufhorchen. Trotzdem sieht es für ihn und sein Honda SR Motoblouz Team nicht nach mehr Unterstützung durch Honda aus.
Nach mageren und durchwachsenen Yamaha-Jahren scheint der 28-Jährige, der 2014 seinen bisher einzigen GP-Sieg feierte und Vizeweltmeister wurde, eine kleine Renaissance zu erleben. Im Sommer des Vorjahres wurde er vom MXGP-Paddock noch im Regen stehen gelassen. Nach zwei Grand Prix der neuen Saison können es seine Ergebnisse und sein Potential fast mit denen von HRC-Werksfahrer Tim Gajser aufnehmen. Die Ironie liegt aber darin, dass der Belgier nur unwesentlich vom Hersteller (HRC ist eine unabhängige Rennabteilung, der Rest der MXGP-Operation wird von Honda Motor Europe geleitet) unterstützt wird – aber er beweist, dass die serienmäßige Basis der Marke konkurrenzfähig ist.
«Mitte Februar entschieden Jeremy und das Team Honda SR, dass sie die MXGP-WM fahren wollten. Sie haben Honda Motor Europe kontaktiert, um Unterstützung zu bekommen, aber zu diesem Zeitpunkt konnten wir nichts mehr machen. Der Plan für 2019 war abgesegnet, die Budgets waren beschlossen und jeder Euro war schon verteilt worden», bedauerte Gordon Crockard, Offroad-Manager bei Honda Europa.
Vom Timing her sei es unmöglich gewesen, auf die Anfrage zu reagieren – trotzdem stehe Crockard hinter Van Horebeek: «Wir gingen mit diesem Gefühl von Dankbarkeit nach Argentinien – gegenüber Van Horebeek, Honda SR und Honda France und all den Leuten, die Jeremy an den Start gebracht haben. Es war fantastisch, dass sie bereit waren [für die Saison], aber das Timing war ein Problem für uns und wir konnten nur sagen, dass wir sie unterstützen würden, wo es möglich ist – das ist ein laufender Prozess.»
Crockard, der 2001 für Honda GP-Siege einfuhr, fühlt mit Van Horebeek: «Er macht es außergewöhnlich gut, aus meiner eigenen Erfahrung als Nicht-Werksfahrer für Honda, der auf das Podium fuhr und Rennen gewann, kann ich das gut nachvollziehen. Deshalb stehe ich voll hinter ihm und dem, was er tut und wie er für die Standard-CRF Werbung macht. Jeder kann dieses Motorrad zusammenstellen, das zeigt das Vermögen des Produkts. Das hilft an zwei Fronten: Dem Kunden, vom dem wir wollen, dass er unsere Motorräder kauft, und dem Rest des Fahrerlagers, um zu zeigen, dass man kein 'magisches Bike' bracht. Fahrer haben sich in den vergangenen Jahren beschwert, dass sie keine guten Ergebnisse einfahren konnten, weil sie kein Werksmaterial hatten. Was Jeremy macht, ist ein großartiges Argument gegen diese Behauptung und wird uns in Zukunft im Umgang mit den Fahrern wirklich helfen.»
Einerseits macht Van Horebeek Werbung für Honda, gleichzeitig ergibt sich aber auch eine möglicherweise unangenehme PR-Situation. Jeremy wird auch nicht müde, seinen Privatier-Status in den Medien zu betonen.
«Die Leute können sagen: 'Aber du bist Honda, warum hast du kein Geld?' Es geht aber um Budgets, Pläne, Management. Es gibt im Moment nichts, das wir vergeben können, aber die Tür oder das Thema ist nicht abgeschlossen», unterstrich Crockard.
«Es ist wundervoll, dass er so gut ist, weil es in meinem Fall hilft zu sagen, dass dieser Mann liefert und er Unterstützung und Hilfe bekommen sollte. Es ist ein laufender Prozess, an dem ich intern arbeite. Es handelt sich um eine neue Dynamik – ein Fahrer taucht auf – mit seinem eigenen Bike – und steht auf dem MXGP-Podium. Wir arbeiten weiter daran. Wäre er auf einem Werksmotorrad besser? Wir wissen es nicht.»