Romain Febvre (Yamaha): MXoN als makelloser Saisonabschluss
Der Gewinn der Chamberlain-Trophy in Ernée war für MXGP-Weltmeister Romain Febvre (Yamaha) der perfekte Abschluss einer makellosen Saison.
«Es war ein großartiges Jahr für mich», freut sich Febvre. «All das war so nicht zu erwarten. Zuerst habe ich meine ersten Grand-Prix-Erfolge gefeiert, dann bin ich vorzeitig Weltmeister geworden und nun auch noch Mannschaftsweltmeister. Wir hatten natürlich bei unserem Heimrennen eine Menge Druck. Eine so begeisterte Zuschauermenge habe ich aber noch nie erlebt. Unter solchen Umständen zu gewinnen, ist etwas ganz besonderes.»
Romain Febvre setzte sich letztendlich gegen alle Kontrahenten inklusive der US-Stars Justin Barcia und Cooper Webb durch und lieferte mit zwei Siegen eine makellose Bilanz ab. «Im zweiten Lauf hatten Cooper [Webb] und ich ein schönes und spannendes Duell und wir konnten uns beide vom Feld absetzen. Aber für mich war der dritte Lauf schwieriger, weil Ben Townley (Neuseeland, Honda) sehr stark gefahren ist. Ich versuchte, mich abzusetzen, aber Townley ließ sich nicht abschütteln.»
Mit 3 Jahren begann Romain Febvre mit dem Motorradfahren. Mit 23 wurde er wegen des Alterslimits von der MX2-Klasse in die Premiumklasse MXGP zwangsversetzt und wurde als 'MXGP-Rookie' prompt Weltmeister.
«Als die Saison in Katar begann, war ich noch nicht bereit für die MXGP-WM», erklärt der Weltmeister. «Ich habe die ersten WM-Runden deshalb total easy angehen lassen. Auf der anderen Seite hatte ich - vielleicht sogar deshalb - keine Crashes und so kam alles zusammen. Als die erste Überseerunde vorbei war, haben wir viel getestet. Und jedes mal, wenn wir nach Italien zum Testen gefahren sind, konnten wir das Bike verbessern. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Mein Selbstvertrauen und mein Fokus sind dadurch immer besser geworden.»
Febvres unaufhaltsamer Aufstieg begann erst in Runde 6, im spanischen Talavera de la Reina, als er an Antonio Cairoli vorbeiflog und in Führung ging. Erst hier holte er sein erstes MXGP-Podium. «Ich merkte, dass ich tatsächlich den Speed der Spitze mitgehen konnte. Nicht nur das: Es war mir möglich, die Top-Leute sogar zu überholen und die Spitze zu übernehmen.»
Beim nächsten Rennen in Materley Basin gewann Febvre den ersten MXGP-Grand-Prix-Lauf seiner Karriere. Danach folgte gleich sein Heim-Grand-Prix in Villars sous Ecot. «Der Heim-Grand-Prix war das beste WM-Rennen meines Lebens.» Aber wie kam er mit dem enormen Druck bei seinem Heimrennen zurecht? «Die meisten Leute hatten Gautier Paulin auf dem Zettel, nicht mich. Immerhin hatte Gautier schon viele WM-Läufe gewonnen, ich noch nicht. So konnte ich mein Ding ohne Druck durchziehen.»
Es gab aber einen Moment, bei dem alles auf dem Spiel stand: Das Rennen in Maggiora im Schlamm. Beim Absprung zu einem weiten 'step-down' kommt Febvre quer und wird in der Luft vom Motorrad katapultiert. Pilot und Bike fliegen wild durch die Luft. Febvre geht vor seinem Bike zu Boden, die 100kg schwere Maschine verfehlt ihn nur um Haaresbreite.
Diese Situation war vielleicht der Schlüssel zum Gewinn der WM: «Ich dachte, wenn du diesen Crash unbeschadet überstehst, dann hast du wirklich das Glück an deiner Seite.» Febvre hatte Glück, rappelte sich auf und versuchte, so schnell wie möglich wieder auf sein Bike zu steigen, um weiterzufahren. Mit total verbogenem Lenker und ohne Vorderradbremse konnte er sogar noch zum Grand-Prix-Sieg fahren.
Der Knoten war hier endgültig geplatzt.
Selbst mit Handicap war Febvre der Schnellste, auch wenn sich Antonio Cairoli genau hier seine Armverletzung zuzog.
Wäre Febvre auch Weltmeister geworden, wenn sich Cairoli, Desalle, Nagl und Villopoto nicht verletzt hätten? «Kann ich nicht beantworten», erwidert der Champ, «aber ich habe sie alle geschlagen, bevor sie ausfielen.»
Es folgte ein weiterer Grand-Prix-Sieg und die Übernahme des 'redplate' des WM-Führenden in Teutschenthal. Mit dem roten Nummernschild des WM-Leaders gewann Febvre in Uddevalla und danach einen weiteren Laufsieg in Kegums. In Loket hatte Febvre bereits so viel Selbstvertrauen, dass er seine Stärke auf Hartboden eindrucksvoll nutzte und beide Läufe gewann.
Febvre mag das Fahren im Sand nicht, doch selbst in der Sandhölle von Lommel fuhr er aufs Podium. So ging es weiter: Doppelsieg in Mantova und der Laufsieg im zweiten Lauf von Assen setzten Febvre hochverdient die Krone auf. Febvre hatte sich zwei Rennen vor Schluss uneinholbar abgesetzt und wurde vorzeitig MXGP-Weltmeister 2015.
Seine Grand-Prix-Siege in Leon (Mexiko) und Glen-Helen (USA), wo er sich gegen Cooper Webb und in der Gesamtwertung auch gegen Laufsieger Josh Grant durchsetzte, wurden für Febvre zum Schaulaufen.
Romain Febvre ist ein Ausnahmetalent. Er fühlt sich auf seiner Yamaha augenscheinlich pudelwohl und geht jetzt in eine verdiente Winterpause, bevor Anfang kommenden Jahres die Karten neu gemischt werden.