Die 6-Zylinder-MV Agusta und ihr Seltenheitswert
Was für den Philatelisten die Blaue Mauritius, sind für den Motorsportfreund die legendären Rennmotorräder der italienischen Marke MV Agusta. Besonders wenn es sich dabei um das einzige gebaute Exemplar dieser Sechszylinder-Rennmaschine handelt.
Dieses Unikat, sowie der Dreizylinder-Renner sind anlässlich der Odenwaldring Klassik nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu hören. Bernd Wagner, Besitzer dieser seltenen Maschinen, versteckt diese Juwelen nicht in einem Museum, sondern bringt sie dorthin, wo sie hingehören: Auf die Rennstrecke. Über mehrere Jahrzehnte waren die rot-silber lackierten Italo-Renner von MV, wie sie Insider nur kurz nennen, tonangebend in der Motorrad-Weltmeisterschaft.
Legendär sind die Erfolge von Giacomo Agostini, der in den beiden Klassen bis 350 cm³ und 500 cm³ insgesamt 13 Weltmeistertitel zwischen 1966 und 1973 damit gewann. Somit avancierte der Mann aus Lovere am Iseosee in der Nähe von Bergamo zum erfolgreichsten und bekanntesten Motorrad-Rennfahrer aller Zeiten.
Während die Drei- und Vierzylinder-Rennmaschinen im Renneinsatz unzählige Siege unter verschiedenen Fahrern errangen, kam die Sechszylinder-Maschine mit 350 cm³ Hubraum nur im Training zum Einsatz. Mike Hailwood fuhr sie 1968 in Monza und Giacomo Agostini die Weiterentwicklung letztmalig 1971 in Modena.
Dieses Meisterwerk italienischer Renntechnik wurde vorsichtshalber gebaut, um gegen die aufkommende Konkurrenz, besonders aus Japan, eine passende Antwort parat zu haben. Die Konkurrenz kam zwar, aber der Welt-Motorsportverband FIM änderte das Reglement und erlaubte nur noch maximal vier Zylinder für diese Klasse. Damit war der Sechser aus dem Rennen und wanderte ins Museum.
Der Rennsport war übrigens das Hobby des italienischen Grafen Conte Agusta. Zwar brachte er immer mal wieder einige Sportmotorräder für die breitere Käuferschicht auf den Markt, sein Geld verdiente er mit dem Bau von Hubschraubern.
Mit der stark aufkommenden Konkurrenz der japanischen Motorrad-Industrie wurde es auch für MV Agusta immer schwerer, im Rennsport zu bestehen. Als auch noch der Graf verstarb, hatten seine Nachkommen nur noch wenig Interesse, sich an dem Wettbewerb der technischen Aufrüstung zu beteiligen. Das war vorerst das Ende der glorreichen Epoche von MV Agusta.
Erst viele Jahre später erweckte ein anderer italienischer Geschäftsmann die Marke wieder zum Leben. Claudio Castiglioni brachte eine Palette von sportlichen Straßen-Motorrädern wieder unter das Volk der Motorradfahrer, die an Glanz und Ausstrahlung den Namen wieder zum Strahlen bringen.
In Walldürn aber wird ein Teil dieser ruhmreichen Geschichte wieder lebendig. Wer dabei sein will, sollte sich den Termin rot im Kalender markieren: Vom 9. bis 11. Juni ist der Flugplatz fest in der Hand der Motorradfans. Die komplette Starterliste und die weiteren Informationen, wie Zeitplan, Fahrer sind auf der Homepage unter www.klassik-motorsport.com hinterlegt.