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Honda Talent Challenge: Nachwuchsfahrer gesucht

Von Thorsten Horn
Luca Göttlicher

Luca Göttlicher

Nach einerseits nur, andererseits immerhin drei Veranstaltungen endete am vergangenen Wochenende die Kompakt-Saison 2020 der Moto Trophy. Dabei ertönte in der «Suppenschüssel» Lausitzring erneut Moto3-Sound.

Zwar ist die Moto Trophy einst von Manfred John für betagte Motorräder und überwiegend noch betagtere Fahrer ins Leben gerufen worden, doch schlägt in der Brust des Bruders des seit letztem Donnerstag (17. September) 87-jährigen Lothar John nach wie vor ein großes Herz für den Nachwuchs.

So wurde in diesem Jahr neben der Young Rider Trophy die Honda Talent Challenge, die mit kostengünstigen Moto3-Standard-Honda NSF 250 R ausgetragen wird, ins Programm genommen.

«Diese Entscheidung war definitiv richtig für Fahrer im nordeuropäischen Raum. Es dauert sicherlich noch ein, zwei Jahre, bis wir wieder ein ordentliches Feld mit zehn oder 15 Fahrern zusammen haben. Aber auch mit der Young Rider Trophy für alle Fahrer unter 18 Jahren wollen wir weiter Nachfuchsförderung betreiben», erklärt Manfred John, um noch weiter ins Detail zu gehen: «Im Prinzip geht es darum, den Jungs und Mädels eine Startmöglichkeit unter Wettbewerbsbedingungen zu geben, bei der sie ein komplettes Rennwochenende mit allen Abläufen kennenlernen. Es ist schon etwas anderes, als bei einem Renntraining mitzufahren. Hier geht es vom ersten freien Training an darum, sich eine rennfahrerische Reife anzutrainieren. Abstimmung des Motorrades, eine Strategie für die Trainings bis hin zu einer durchdachten Renntaktik, und diese wiederum in Abhängigkeit der jeweiligen Startposition – das alles kann man nur an einem Rennwochenende mit gleichstarken Konkurrenten erlernen.»

Einer, der dieses Angebot in diesem Jahr angenommen und letztlich erfolgreich abgeschlossen hat, ist Luca Göttlicher. Der 13-jährige Bayer ist einer von nur fünf Deutschen im neuen Northern Talent Cup, bei dem ihm bisher eine Menge Pech am Stiefel klebte. Beim Premierenrennen auf dem Sachsenring wurde er in der dritten Runde abgeschossen und den zweiten Lauf konnte er wegen eines Elektronik-Problems gar nicht erst in Angriff nehmen. Auf dem Lausitzring gab es für ihn nach den Plätzen neun und elf zumindest etwas Zählbares.

Parallel dazu bestritt der Pilot des Liqui Moly Intact GP Junior Teams die Honda Talent Challenge im Rahmen der Moto Trophy. Er gewann vier der sechs Rennen und somit am vergangenen Sonntag den Titel. Dazu sagte er: «Auch wenn es nur drei Veranstaltungen mit je zwei Rennen waren, hat mir die Honda Talent Challenge in diesem Jahr sehr viel gebracht. Ich konnte verschiedene Strecke kennenlernen und mich in Sachen Speed und Konstanz ziemlich verbessern. Seit nun auch der Northern Talent Cup endlich losging, brauchte ich erst wieder ein bisschen, mich auf die Honda einzustellen, denn die KTM RC4R und die Honda NSF 250 R unterscheiden sich sehr stark. Ich will nicht sagen besser oder schlechter – es ist einfach nur ein großer Unterschied. Im nächsten Jahr will ich mich auf den Northern Talent Cup konzentrieren und über den in die nächsthöhere Klasse kommen.»

Neben weiteren Akteuren, die nur sporadisch antraten oder welchen, die sich schon eher in der zweiten Hälfte ihrer Karriere befinden, waren Loris Schönrock und Jona Eisenkolb zwei weitere Dauerstarter in der Honda Talent Challenge.

Der 15-jährige Loris Schönrock aus Wesel war davon nicht nur angetan, sondern wird mit Freude 2021 ein weiteres Lernjahr hier absolvieren. Er sagte: «Mir hat das Jahr auf jeden Fall viel gebracht. Allein schon, um das Motorrad kennenzulernen und die Routine, damit zu arbeiten. Leider waren es durch Corona nicht so viele Rennen, aber unter diesen Umständen war es eine gute Saison. Noch schöner wäre es, wenn noch mehr Fahrer dabei wären. Das sieht man ja jetzt auch beim Northern Talent Cup. Die vielen Fahrer mit dem gleichen Bike, die pushen sich einfach ständig hoch. Da gibt es eine schöne Gruppendynamik. Ich werde aber hier dabei bleiben, denn die Moto3-Honda ist ein richtiges Rennmotorrad. Ich versuche über diese Schiene ebenfalls nach Spanien zu kommen.»

Ähnliche Gedanken hat Loris Schönrocks Stallgefährte im Team F. Koch Rennsport, Jona Eisenkolb. Auch er feierte am vergangenen Donnerstag Geburtstag, allerdings erst seinen 13., und meinte am Lausitzring: «Ich bin in diesem Jahr direkt vom Mini Bike auf dieses Motorrad umgestiegen und hätte mir nichts anderes vorstellen können. Die Honda ist dafür genau das richtige Motorrad. Am Anfang war es etwas komisch, mit einem großen Motorrad auf großen Strecken zu fahren. Da musste ich mich erst einmal dran gewöhnen. Jetzt kann ich sagen: das hat gut funktioniert.»

Um das Fahrerfeld quantitativ und somit auch qualitativ perspektivisch aufzuwerten, wurden Mini-Bike-Fahrer unlängst eingeladen, bei ihrer Rückreise vom Finale am Samstag in Templin im Nordosten Brandenburgs am Sonntag am Lausitzring vorbeizuschauen und sich das Ganze mal zu Gemüte zu führen.

«Diese Arbeit ist eigentlich Aufgabe des Sportverbandes, aber ich will mich nicht schon wieder aufregen», so der Ex-Rennchef von Kawasaki Deutschland, Manfred John.

Diese Einladung nahmen acht potenzielle Kandidaten mit ihren Eltern an. Bleibt zu hoffen, dass möglichst alle im nächsten Jahr wiederkommen – und noch neue dazu. Wünschenswert wäre es, denn je breiter man einen Sandhaufen anlegt, desto höher kann man ihn aufschütten.

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