MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Was Red Bull Honda anders sieht als Hayden und Bradl

Von Ivo Schützbach
Zu Wochenbeginn wurde erstmals der neue Honda-Motor Version 17.1 getestet. Für Rennen in der Superbike-WM bekommen ihn Nicky Hayden und Stefan Bradl aber erst Mitte Mai in Imola.

Die WM-Läufe 7 und 8 am letzten April-Wochenende in Assen werden die Honda-Asse Nicky Hayden und Stefan Bradl mit der gleichen Motorkonfiguration 17.0 wie in Australien, Thailand und Aragón bestreiten. Das neue Aggregat, 17.1 benannt, bekommen sie Mitte Mai für die Rennen in Imola.

Probieren durften die beiden ehemaligen Weltmeister den neuen Motor diese Woche in Portimao, Bradl am Montag und Hayden am Dienstag. Weil für den Test in Portugal nur ein Motor rechtzeitig fertiggestellt wurde, mussten sie diesen abwechselnd benutzen.

SPEEDWEEK.com sprach mit Pieter Breddels, dem Technischen Manager von Red Bull Honda, über die großen Schwierigkeiten zu Saisonbeginn. Mehr als ein siebter Platz war bislang nicht möglich, im Gesamtstand sind Hayden und Bradl nur Elfter und Zwölfter.

Pieter, seit Anfang Januar arbeiten Ten Kate Racing und Cosworth ununterbrochen an der Verbesserung des Motors 17.0 und der Elektronik, die Fahrer machen bezüglich der Fortschritte bislang aber keine Freudensprünge.

Das Paket insgesamt ist jetzt viel besser und stabiler. Aber wenn wir in einem Bereich etwas verbessern, treten dadurch andere Probleme hervor.

Für die Fahrer ist das alles gleich: Sie haben ein Problem.

Wir haben jetzt andere Probleme als beim Saisonstart, sie verschieben sich ständig. Gelöst wird vorrangig immer das aktuell größte Problem, dann kommt das nächste an die Reihe. Für die Fahrer ist nicht immer leicht zu sehen, was was ist. Sie sehen nur ihren Rückstand.

An eurem Rückstand hat sich vom ersten zum dritten Event aber tatsächlich kaum etwas geändert.

In Aragón haben wir mit unserem besten Fahrer 27,5 und 25,8 sec auf den Sieger verloren, letztes Jahr lagen wir 21 sec zurück. Das ist schlechter, klar. Wir sehen, wo wir die Zeit verlieren, es verhält sich auch bei Stefan und Nicky in allen Sektoren gleich.

Woran genau mangelt es euch mit dem Motor 17.0?

Das ist nicht nur eine Sache. Es fehlte uns an Speed, wir verloren in Aragón aber auch in den Kurven.

Hayden beklagte sich, dass er es in Australien direkt in Superpole 2 schaffte, anschließend nicht mehr. Er meinte nach Spanien, dass es für ihn rückwärts statt vorwärts ginge.

Da bin ich mir mit ihm nicht einig, das Paket wurde deutlich besser. Wir haben keine Probleme mehr mit der Elektronik, dem Mapping und der Leistungsentfaltung.

Wenn Nicky dann sagt, dass es ihm an Gefühl für den Vorderreifen fehlt, dann ist das ein ganz anderes Thema. Jetzt kommen wir an einen Punkt, an dem wir am Chassis arbeiten können, damit das Gefühl für das Vorderrad besser wird.

Du siehst die Probleme differenzierter, als es ein Rennfahrer tut?

Richtig. Ein Rennfahrer schaut nur auf den Rückstand und leitet daraus ab, dass wir keine Fortschritte machen.

Aber der Rückstand in Sekunden ist genau das, was zählt. Wie dieser zustande kommt, ist doch nebensächlich?

Für die Fahrer schon. Aber für das Team, für die Entwicklung, sind das andere Sachen. Klar, Rückstand bleibt Rückstand. Wir schauen uns aber an, warum das so ist. Wo stehen wir im Vergleich zum letzten Jahr, wie war die Strecke, wie viel verlieren wir auf den Geraden. Daraus leitet sich ab, was wir machen, was Priorität hat.

In Aragón habt ihr im Schnitt pro Runde fast 1,5 sec verloren.

Ja, das ist viel. Dieser Rückstand lässt sich nicht durch eine gute Idee wettmachen, das ist alles zusammen. Wir brauchen mehr Speed, müssen am Mapping feilen und das Chassis verbessern. Auch das Reifen-Management muss besser werden, damit die Rundenzeiten konstanter werden. Wir fuhren am Ende 1:53 min, die Spitzenfahrer 1:50 min hoch. Unsere Rundenzeiten ließen zu stark nach.

Auf dem Papier seid ihr mit der neuen Fireblade, Hauptsponsor Red Bull und zwei Weltmeistern im Team so gut aufgestellt wie noch nie. Bei ausbleibenden Erfolgen gibt es viel Kritik.

Die Honda-Manager müssen sich rechtfertigen, das ist normal. Ten Kate Racing wiederum muss sich vor Honda rechtfertigen. Honda bekommt alles mit, Marco Chini ist bei jedem Meeting dabei. Kann er mal nicht, rufen wir ihn an oder informieren ihn per E-Mail. Er kennt den Entwicklungsplan und welche Prioritäten gesetzt werden, wir besprechen alles mit ihm. Honda weiß genau, was wir machen. Sie sehen auch die Arbeit, die die Fahrer vielleicht nicht sehen.

Natürlich gibt es Druck von oben, von Honda. Aber wir dürfen nicht den Kopf verlieren, müssen gut zusammenarbeiten und alles intern kommunizieren. Das versuchen wir auch mit den Fahrern – auch wenn das nicht einfach ist.

Wenn ein Fahrer nach dem Rennen an die Box kommt und den Rückstand von 27 sec sieht, dann schaut er erst einmal ungläubig. Es ist aber nicht so, dass die Kommentare dann dahin gehen, dass das Motorrad unfahrbar oder nicht konstant sei.

In Australien und Thailand hattet ihr vor allem mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Konntet ihr in Aragón und beim Test in Portimao eine Basis legen für größere Fortschritte?

Ja, so langsam bekommen wir es in den Griff und können uns um die normale Arbeit kümmern. Wenn die Elektronik funktioniert, dann kannst du an der Chassis-Abstimmung arbeiten.

Es macht keinen Sinn, wenn man alles durcheinander probiert. Man muss Schritt für Schritt arbeiten. In den ersten drei Events haben wir eine Basis für den neuen Motor gelegt, damit können wir jetzt arbeiten.

In Aragón waren wir noch nie gut, in Assen traue ich uns die Top-4 zu. Die Fahrer sind gut, sie sind schnell. Und in Assen kommt es nicht so sehr auf maximale Leistung an.

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