Markus Reiterberger (BMW): «Das war ein Riesenschock»
Wenn das Gefühl passt, dann ist Markus Reiterberger sauschnell
Nach der durchwachsenen Saison 2016 (siebenmal Top-10) wünschte sich Markus Reiterberger mehr Mitsprache beim Zusammenstellen seiner Boxencrew. Nach langen Diskussionen setzte aber Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua seinen Kopf durch und drückte seinem Piloten eine Crew nach seinen Vorstellungen aufs Auge.
Reiti hatte darum gebeten, dass er neben Chefmechaniker Wolfgang Kampe und Crew-Chief Werner Daemen einen deutschsprachigen Datenmann bekommt. Stattdessen bekam der Bayer eine komplett italienische Mannschaft verordnet, Kampe und Daemen waren dieses Jahr nicht mehr dabei.
Von Juni bis September 2016 war Reiterberger nach seinem Sturz in Misano verletzt, aus verschiedenen Gründen war der 23-Jährige danach tief verunsichert. Zuletzt fühlte er sich so unwohl im Team, dass er vor gut einer Woche die Trennung öffentlich machte.
Reiti kehrte zurück zum Team Van Zon Remeha BMW und wird mit diesem die IDM 2017 bestreiten, in der er bereits zweimal Champion war. Außerdem fährt er für LRP Poland BMW die Langstrecken-WM und ist mindestens beim deutschen Superbike-WM-Event auf dem Lausitzring vom 18. bis 20. August mit Wildcard dabei.
Der leidenschaftliche Speedway-Fan hat sich lange Gedanken gemacht, bevor er sich für den Abschied aus der Superbike-WM entschied. Natürlich stellte er sich dabei auch die Frage, weshalb er mit der BMW S1000RR in der IDM überragend und nahezu eins war, er in der Weltmeisterschaft aber nie ein Gefühl zur Maschine fand und mit dem WM-Bike zum Teil nicht mal die IDM-Zeiten fuhr.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com ließ Reiti seinen Gedanken freien Lauf.
Markus, BMW-Rennchef Marc Bonger sagte mal, dass die Superbike-WM nicht die heile IDM-Welt sei und du dich entsprechend anpassen müsstest. Ist das einer der Gründe, weshalb du gescheitert bist?
Die WM ist ein knallhartes Geschäft, das ist ein richtiger Job. Da kräht keiner danach, wie es dir geht oder was du machst, da musst du draufsitzen und Leistung bringen.
Bei Werner Daemen im Team ist auch alles sehr professionell, auf WM-Niveau, und es ist trotzdem familiär. Der Sprung in das WM-Team war extrem, ein komplett neues Umfeld, ich habe bei Null begonnen. Aber ich habe mich auf diese Leute verlassen, ich wollte unbedingt WM fahren. Die ersten paar Rennen hat auch alles gepasst. Aber irgendwann kommst du an einen Punkt, an dem du merkst, was du alles brauchst. Wenn dir dann keiner helfen kann, dann stehst du an. Wenn man über ein halbes Jahr auf der Stelle stehen bleibt, die gleichen Zeiten fährt, und alle anderen schneller werden, dann landest du da, wo wir zuletzt waren. Dann musst du handeln und dir etwas überlegen.
Wie einschneidend war es für dich, dass du deine Bezugspersonen Wolfgang Kampe und Werner Daemen im Team verloren hast und fortan auf dich alleine gestellt warst?
Ich halte gerne an Leuten fest, von denen ich weiß, was ich habe. Die ich kenne, mit denen ich lange gearbeitet habe.
Ich wollte ja eigentlich mein komplettes Team in die WM mitnehmen, aber das geht natürlich nicht. Man muss sich immer anpassen, wenn man in ein anderes Team kommt. Von dem her war es sehr nett von Althea, dass ich Werner und Wolfgang mitnehmen konnte. Umso schlimmer war es, dass sie mir beide ein Jahr später weggenommen haben und ich dann alleine war.
Am Anfang war das ein Riesenschock, letztlich war es aber nicht so schlimm. Ich fuhr ja schon die ganze letzte Saison bei dem Team, ich kannte die Mechaniker. Meine drei Mechaniker dort sind völlig in Ordnung, das sind Spitzenleute. Die anderen im Team kenne ich auch alle.
Ich konnte ja immer noch viel deutsch reden mit den Leuten von BMW, ich konnte mich mit der Situation abfinden. Letztlich hatte ich aber nicht das Gefühl, dass mir das Team weiterhelfen kann. Sie konnten mir nicht das geben was ich brauche, um schnell zu fahren.