Ronald ten Kate (Honda): «Keine Zweifel an Bradl»
Die Leistungen des 23-jährigen Jake Gagne bei seinem Heimrennen in Laguna Seca haben bei Red Bull Honda Eindruck hinterlassen. Als temporärer Nachfolger des tödlich verunglückten Nicky Hayden eroberte der Kalifornier in beiden Läufen einen WM-Punkt.
Das veranlasste niemanden bei Honda zu Freudentänzen. Es war der Abstand zu Teamleader Bradl, der für hochgezogene Augenbrauen sorgte. In den drei Trainings verlor Gagne nur 0,873, 0,023 und 0,336 Sekunden – in der Superpole 0,065. Im ersten Rennen kam er zwar vier Plätze hinter dem Deutschen ins Ziel, hatte aber nur 1,844 sec Rückstand.
Danach wusste im Red-Bull-Team keiner so recht, ob Gagne eine außerordentlich gute Leistung gezeigt hatte, oder ob Bradl unter seinen Möglichkeiten fuhr. An Einsatz mangelte es Bradl nicht. Er setzte sich in einer Fünfer-Gruppe, bestehend aus ihm, Roman Ramos, Alex De Angelis, Randy Krummenacher und Gagne durch und wurde Elfter.
«Wir hatten erwartet, dass Stefan pro Runde eine Sekunde schneller ist als Jake», grübelte Teammanager Ronald ten Kate im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Jake fuhr nie ein Motorrad mit so viel Leistung, kannte die Pirelli-Slicks nicht, sein MotoAmerica-Bike hat weder Wheelie- noch Traktionskontrolle oder andere elektronische Helfer. Er war im Rennen nahe an Stefan dran.»
Der Niederländer weiter: «Jake ist ein relativ unbekannter Rennfahrer, der jeden Tag an seinen Aufgaben wächst. Niemand hat erwartet, dass er so nahe an Bradl dran ist. Ich konnte nach dem ersten Rennen nicht sagen, ob ich von der Leistung Gagnes beeindruckt bin oder anders herum. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte. Deshalb will ich Stefan nicht an der Leistung von Jake messen. Ein Profirennfahrer muss immer 100 Prozent geben, egal auf welchem Platz er liegt.»
Im zweiten Rennen am Sonntag rückte Bradl die Verhältnisse zurecht. Die Platzierungen der Honda-Fahrer waren mit den Rängen 11 und 15 zwar die gleichen wie am Samstag, doch dieses Mal betrug der Unterschied im Ziel 14,337 sec.
Ten Kate: «Jakes Vorderreifen drehte sich auf der Felge, deshalb hatte er starkes Chattering und musste langsamer fahren. Sonst wäre er sicher vor Krummenacher geblieben, Rang 14 war realistisch.»
Zur Leistung von Bradl meint er: «Stefan verwendete letztes Wochenende eine andere Abstimmung, die ihm besser liegt. Im zweiten Lauf konnten wir ihn gegen die Yamaha-Jungs Rennen fahren sehen, so wie es sein sollte. Er gehört viel weiter nach vorne. Aber wenn du nach der Superpole nur auf Platz 17 stehst, dann ist es nicht einfach. Wäre er von Anfang an in der Gegend um Laverty gewesen, hätte er dort mithalten können.»
Der Nordire wurde Sechster.
«Das ist im Moment ein realistisches Ziel für uns», hielt der Honda-Teammanager fest. Wir können schreien, dass wir gewinnen wollen, aber realistisch können wir nicht mehr als Schritte nach vorne machen. Das ist uns in Laguna Seca gelungen. Das Potenzial von Stefan in dieser Meisterschaft steht absolut außer Frage. Wir müssen das Motorrad verbessern und dafür zusammenarbeiten – das klappte letztes Wochenende besser. Die Kooperation zwischen ihm und dem Team ist jetzt besser.»