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Stefan Bradl: Was er in Suzuka alles erlebt hat

Von Günther Wiesinger
Das Suzuka-8h-Gastspiel wird für Stefan Bradl am 30. Juli eine harte Prüfung. Honda will endlich wieder gewinnen – und der Bayer freut sich über starke Teamkollegen.

Das F.C.C. TSR-Honda-Team von Dominique Aegerter, Randy de Puniet und Stefan Bradl schaffte beim Suzuka-8h-Test letzte Woche den vierten Platz – und darf sich jetzt am 30. Juli berechtigte Hoffnungen auf einen Podestplatz machen.

Stefan Bradl fuhr nur an zwei von drei Testtagen, weil er vom Superbike-WM-Lauf in Laguna Seca in Kalifornien anreiste und erst am Dienstagabend eintraf.

Der 27-jährige Bayer fuhr an seinem ersten Suzuka-Tag mit 2:09,7 min genau zwei Sekunden langsamer als Aegerter, der schon zum vierten Mal bei den «Suzuka Eight Hours» antritt.

Am zweiten Tag steigerte sich Bradl auf 2:08,4 min, damit war er nur geringfügig langsamer als Teamkollege Randy de Puniet, der schon 2014 in Suzuka gefahren war und damals gemeinsam mit Joshua Waters und Takuya Tsuda auf der Yoshimura-Suzuki den zweiten Platz erreichte. De Puniet, 2017 für Kawasaki bereits in der Langstrecken-WM im Einsatz gewesen, schaffte eine Zeit von 2:08,2 min.

Übrigens: Normal fährt für das F.C.C. TSR-Honda-Team das Trio Damian Cudlin, Alan Techer und Gregg Back die Langstrecken-WM. Aber in dieser Serie existiert nur eine Team-Weltmeisterschaft, die Fahrer können also beliebig getauscht werden. Das Stammtrio wird für den Suzuka-Klassiker für den Kampf um Podestplätze wegen der starken Besetzung als zu langsam erachtet.

Stefan, du nimmst erstmals an so einem Endurance-WM-Lauf teil. Ihr werdet auch 20 Minuten bei Dunkelheit fahren. Hast du das schon geübt?

Nein, diesmal gab es keinen Nachttest. Ich glaube, der Start ist um 11.30 Uhr, der letzte Turn wird also teilweise in der Finsternis gefahren.

Aber für mich ist der ganze Einsatz ein bisschen mit Chaos verbunden. Ich habe vom Team null Informationen bekommen.

Wenn du mich fragst, wie wir drei Fahrer eingeteilt sind fürs Rennen, kann ich nur antworten: «No idea.»

Es wurde also nicht besprochen, wer startet, wer das Qualifying bestreitet und so weiter?

Nein, es ist wirklich so, wie es Nicky Hayden angekündigt hat, als ich ihn im Frühjahr auf Suzuka angesprochen habe.

Am ersten Testtag war das Team mit meiner Performance nicht zufrieden. Aber sie haben am Motorrad auch nichts verändert... Es war schwierig mit der Kommunikation mit den japanischen Technikern. Sie sagten zwar immer: «Yes, yes, yes.» Aber ich hatte den Eindruck, sie haben nicht viel Englisch verstanden.

Tomo Sato von HRC hatte doch versprochen, dauernd bei dir in der F.C.C.-TSR-Box zu sein?

Ja, er war wirklich da. Er hat uns Fahrer immer betreut, das war ganz gut; er hat auch ein bisschen übersetzt. Aber die Crew hat am Motorrad nicht viel verändert.

Trotzdem sind meine Rundenzeiten konstant besser geworden. Mit meiner Leistung am zweiten Tag war das Team zufrieden. Sie wollten eine gewisse Rundenzeit sehen, die hat dann gepasst. Aber ich musste zuerst einmal das Bike, die Bridgestone-Reifen, die Marelli-Elektronik und die Strecke kennenlernen.

Honda wollte dann unbedingt und mit aller Gewalt, dass ich für diese Woche Donnerstag/Freitag zum nächsten Test komme. Er sagte, das Rennen sei so wichtig für Honda, man wolle unbedingt gewinnen.

Sato hat mich sogar gestern noch einmal angerufen. Aber ich bin am Freitag erst um 18 Uhr aus Japan heimgekommen und hätte heute schon wieder wegfliegen müssen und dann gleich bis zum Rennen bleiben.

Ich habe von Anfang an gesagt: Dieser zweite Test kommt nicht in Frage, denn ich habe nur noch zwei Superbike-WM-Testtage, und die brauche ich dringend. Die kann ich nicht verfallen lassen wegen Suzuka.

Schließlich bin ich von Honda Motor Europe als Superbike-WM-Pilot engagiert worden.

Ich verstehe ja, dass für Honda das 8h-Rennen wichtig ist. Aber für mich persönlich ist wichtig, wie es mit meiner Karriere weitergeht.

Wenn ich jetzt zwei Testtage opfere, haben wir bis zum Saisonfinale keine mehr für die SBK. Das wollte er nicht so recht verstehen.

Zuerst hat mir Honda vier Monate nicht gesagt, ob sie mich für Suzuka brauchen. Und dann wollen sie mich plötzlich noch für einen Extra-Test haben, obwohl das von vornherein anders vereinbart war.

Es war immer vereinbart: Zwei Testtage plus Rennwochenende.

Mich ärgert, dass Honda ein halbes Jahr lang mit den Suzuka-Plänen nicht vorwärts gemacht hat. Seit Januar, oder besser gesagt seit November, habe ich immer wieder gefragt: Was ist mit Suzuka?

Am 6. Februar wurde mir mtgeteilt: Der Vertrag kommt in drei Wochen, für Nicky und mich. Vier Monate später kam das erste E-Mail zu diesem Thema.

Das ist echt schwach. Erst am Schluss sind sie aufgewacht.

Und wer der dritte Fahrer sein wird, habe ich erst nach dem Sachsenring-GP erfahren. Bis dahin hiess es: Josh Hook.

Hast du dich schon damit beschäftigt, wie viele Tankstopps ihr in den acht Stunden machen müsst?

Sieben Tankstopps, glaube ich. Der Tank fasst 24 Liter, glaube ich. Die Fahrzeit wird pro Fahrer zwischen 50 und 60 Minuten liegen. Du fährst halt so lange rum, bis die Warnlampe im Dashboard aufleuchtet und dir sagt: «Jetzt bitte an die Box fahren.» Das werden ca. 26 oder 27 Runden sein. Beim Stopp werden auch die Reifen gewechselt und die Fahrer.

Habt ihr noch nicht vereinbart, wer die Startphase und wer das Quali bestreiten wird?

Nein, aber ich gehe schwer davon aus, dass Domi Aegerter das fahren wird, weil er hat das Startprozedere auch 2016 bei F.C.C. gemacht.

Es wird ein Nr.1-Fahrer bestimmt, eine Nr. 2 und eine Nr. 3. Ich gehe davon aus, dass ich bei uns als Suzuka-Neuling eher die Nr. 3 sein werde. Weil ich in Suzuka die wenigste Erfahrung habe. Domi war schon zweimal auf dem Podest Randy einmal.

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