Exklusiv: Wie es 2018 in der Superbike-WM weitergeht
SBK soll sich von MotoGP technisch deutlich abheben
Seitdem die spanische Agentur Dorna im Herbst 2012 die Superbike-WM übernahm und damit zusammen mit der MotoGP-WM die beiden weltweit wichtigsten Motorrad-Rennserien unter einem Dach vereint, bemüht sie sich um Diversifikation.
Im Laufe der Jahre näherten sich die Superbikes den MotoGP-Prototypen immer mehr an, am liebsten hätte das alte Superbike-Management unter Maurizio und Paolo Flammini es gesehen, wenn die «seriennahen» Maschinen bessere Rundenzeiten als die Motorräder in der Königsklasse gefahren wären.
Damit ist seit der SBK-Übernahme durch die Dorna Schluss, beide Meisterschaften sollen ein eindeutiges Profil haben. MotoGP ist für Prototypen, wo sich die Hersteller technisch austoben können. Die Superbike-WM soll technisch möglichst nahe am Serienprodukt bleiben, damit es eine direkte Verbindung zu den Käufern dieser Motorräder gibt.
Weil es bei den Serienmaschinen große Unterschiede gibt, was den Preis, die Motorleistung, die verbauten Komponenten und die allgemeine Performance betrifft, müssen Wege gefunden werden, die Bikes auf einen möglichst gleichen Level zu bringen.
Über die Jahre unterbreitete die Dorna der MSMA zahlreiche Vorschläge, doch in dem Zusammenschluss der Hersteller ist kaum Einigkeit zu erzielen. Deshalb sprach Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta Mitte Juni ein Machtwort und gab damit die zukünftige technische Richtung der Superbike-WM vor.
Es wird keine Superstock-Meisterschaft geben, also keine Rennen mit minimal modifizierten Serienmaschinen. Änderungen am Chassis und der Schwinge werden auch zukünftig erlaubt sein, zum Beispiel der Tank darf ebenfalls verändert werden.
Für Bremsen, Federelemente und die Elektronik gibt es ohnehin seit Jahren spezielle Homologationen und einen Kostendeckel, auch dürfen in der Superbike-WM eingesetzte Motorräder in der Serienversion maximal 40.000 Euro kosten.
Es gab nur Einzelgespräche
Zum Thema Reglement ab 2018 gab es die letzten Monate nicht ein Treffen zwischen dem Herstellerbündnis MSMA und Superbike-Direktor Gregorio Lavilla. Der Spanier führte stattdessen vertrauliche Einzelgespräche mit jedem Hersteller.
Beim letzten Superbike-Event in Kalifornien hatte Lavilla zudem mehrere Besprechungen mit Scott Smart, dem Superbike-Technikchef des Motorrad-Weltverbands FIM.
Lavilla wird die ausgearbeiteten Ideen nun Dorna-Chef Ezpeleta präsentieren und erklären, der gemeinsame Nenner wird dann der Superbike-Commission vorgelegt. In dieser sitzen Vertreter von Dorna, den Herstellern und der FIM. Vor dem nächsten Superbike-Event am 19./20. August auf dem Lausitzring soll das zukünftige Reglement beschlossen werden.
Es zeichnet sich ab, dass drei einschneidende Änderungen kommen.
Die Motoren werden seriennaher. Vorgeschlagen ist, dass sie nur noch 300 oder 500/min höher drehen dürfen als der Serienmotor, damit ist weniger Tuning nötig. Über die erlaubte Drehzahl will die Dorna in einem zweiten Schritt für Balance zwischen den Bikes sorgen. Niedrigere Drehzahlen bringen außerdem mit sich, dass die Motoren länger halten. Angestrebt ist, dass statt jetzt sieben Motoren pro Fahrer und Saison nur noch drei gebraucht werden. Das würde die Kosten für die Teams deutlich senken.
Spätestens 2019 kommt die Einheitselektronik von Magneti Marelli. Die Dorna würde sie schon gerne für kommende Saison vorschreiben, sämtliche Hersteller teilten aber mit, dass sie mehr Vorlaufzeit brauchen.
Der dritte Punkt ist, dass der Kostendeckel für das homologierte Serienbike deutlich von jetzt 40.000 Euro nach unten korrigiert wird. Er soll zukünftig bei zirka 30.000 Euro liegen. So soll erreicht werden, dass die eingesetzten Serienmaschinen nur noch geringe Unterschiede in den Komponenten und damit der Performance aufweisen. Es soll auch vermieden werden, dass die Hersteller spezielle Racing-Editionen wie die ZX-10RR oder die CBR1000RR Fireblade SP2 auf den Markt bringen müssen, um konkurrenzfähig zu sein.