Markus Reiterberger: «Warum sollen die mich nehmen?»
Markus Reiterberger
Bei den deutschen Superbike-WM-Läufen am 19. und 20. August auf dem Lausitzring werden wir neben Stammpilot Stefan Bradl bei Red Bull Honda mit Wildcard-Fahrer Markus Reiterberger (Van Zon Remeha BMW) einen zweiten deutschen Piloten sehen. Der zweifache Deutsche Meister will beweisen, dass er in die Weltmeisterschaft gehört und zumindest bester BMW-Fahrer sein.
SPEEDWEEK.com traf sich mit ihm zum Interview.
Markus, wenn du in die Weltmeisterschaft zurück willst, dann musst du bei deinem Wildcard-Einsatz auf dem Lausitzring zeigen, was du drauf hast?
Auf alle Fälle. Egal wo man fährt, man muss immer vorne dabei sein. Dann macht es auch Spaß und du bist erfolgreich. In der IDM habe ich das bereits wieder bewiesen, in der Langstrecke hat es teilweise auch geklappt. Der nächste und der wichtigste Schritt ist, das in der WM zu zeigen.
Für das Team und mich ist es eine Erfahrung, was wir mit unserem Material erreichen können – auch in Hinblick auf die nächsten Jahre. Wir wollen irgendwann in die WM.
Dein Manager Werner Daemen sagt, dass, sobald deine Resultate passen, er auch wieder bei WM-Teams anklopfen kann. Kannst du dir vorstellen, für einen anderen Hersteller als BMW zu fahren?
Ich bin ein Rennfahrer wie alle anderen auch und muss mich umschauen, wie es weitergeht.
Für mich ist wichtig, dass das Umfeld und das Team passen. Aber ich will natürlich auch wieder in die WM. Und nicht, weil alles so schön und super ist, bis ans Lebensende IDM fahren. Das ist definitiv nicht mein Ziel. Ich bin offen für alles und schaue, was sich ergibt.
Wenn du dir die anderen Hersteller in der Superbike-WM anschaust: Ist da ein Motorrad dabei, das für deinen Fahrstil besonders gut passen müsste?
Ich weiß es nicht, ich bin noch nie ein anderes Superbike als die BMW gefahren.
Motorrad ist Motorrad. Ich glaube, dass man jedes Motorrad auf einen abstimmen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb ein anderes Motorrad anders fahren sollte.
Ich bin aber auch davon überzeugt, dass man mit einer BMW vorne mitfahren kann. Sie haben es in der WM ja fast zum Titel geschafft, warum soll das heute nicht mehr möglich sein?
Wo siehst du dich als Fahrer stehen?
Ich glaube schon, dass ich in die Top-10 fahren kann. Ich weiß aber nicht, wie weit ich fahrerisch von Rea und Sykes weg bin. Weil ich noch nie die Möglichkeit hatte, unter gleichen Voraussetzungen gegen sie zu fahren. Am gleichen Tag, mit dem gleichen Material und den gleichen Reifen. Schwierig zu sagen, aber ich traue mir einiges zu. Dafür brauchst du aber immer das Team und das Fahrzeug.
Fakt ist, dass die WM ziemlich voll ist mit Fahrern, alle Topteams sind voll. Warum sollen sie mich nehmen, nur weil ich in der IDM Siege einfahre? Das ist schön und gut und bestätigt uns auch, weil ich mit so viel Vorsprung gewinne. Um den Schritt in die WM zu schaffen, braucht es aber mehr.
Hast du die Saison von Stefan Bradl bei Red Bull Honda verfolgt?
Er ist in keiner besseren Situation, als ich es war. Aber die kriegen das hin, es gab schon öfter so Zeiten bei Honda. Nach Suzuka haben sie dann einen Schritt gemacht, vielleicht geht dann was.
Wie viel macht der Spaß am Fahren in der Rundenzeit aus?
Spaß kommt von Vertrauen, Erfolg und Wohlfühlen. Wenn die Mühle nur geradeaus fährt oder nicht einbiegt oder dich die ganze Zeit abwirft, dann verlierst du den Spaß.
Wenn du ein super Paket hast und super zurechtkommst, aber nur Zehnter wirst, dann kannst du auch Spaß haben. Aber mehr Spaß macht es, wenn du vorne bist.
Bestzeiten Superbike-Test Lausitzring, 25./26. Juli 2017:
1. Jonathan Rea (GB), Kawasaki, 1:36,6* min
2. Tom Sykes (GB), Kawasaki, 1:36,7*
3. Eugene Laverty (IRL), Aprilia, 1:36,8*
4. Chaz Davies (GB), Ducati, 1:36,9
5. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 1:37,3*
6. Marco Melandri (I), Ducati, 1:37,5
7. Markus Reiterberger (D), BMW, 1:37,7
8. Davide Giugliano (I), Honda, 1:39,5
*Zeit mit weichen Reifen gefahren, bringt 0,5 sec.