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Superbike-WM Lausitzring: 350.000 Euro Verlust 2016

Von Ivo Schützbach
Lausitzring-Geschäftsführer Josef Meier

Lausitzring-Geschäftsführer Josef Meier

Mit dem Verkauf des Lausitzrings an die Dekra verschwindet eine von vier permanenten deutschen Rennstrecken. Die Superbike-WM muss sich eine neue Heimat suchen.

Am 13. Juli 2017 wurde der Kaufvertrag zwischen der Dekra und der EuroSpeedway Verwaltungs GmbH unterschrieben, am 17. Juli wurde der Deal verkündet. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.

Superbike-WM-Vermarkter Dorna hatte mit dem Lausitzring einen Vertrag für 2018, mit dem Verkauf ist dieser nichtig. SPEEDWEEK.com sprach mit Josef Meier, einem der geschäftsführenden Gesellschafter des Lausitzrings.

Sepp, ihr habt so viel Zeit und Engagement in den Lausitzring gesteckt und ihn jetzt verkauft. Habt ihr keine Lust mehr oder verdient ihr viel Geld mit dem Verkauf?

Das trifft beides nicht zu. Wir hatten immer Spaß mit dem Lausitzring, einige Situationen hier zwingen uns aber, dass wir nicht mehr so weitermachen können. Das ist der Hauptgrund, weshalb wir ihn abgegeben haben – letztlich ist es die mangelnde Unterstützung der Regierung. Man müsste einiges an der Strecke machen, aber die Unterstützung, die uns zugesagt war, wurde sogar noch in Frage gestellt. Wahrscheinlich auch, weil das Projekt Dekra in bestimmten Bereichen vorgestellt wurde.

Wir ließen eine Studie erstellen die zeigte, dass der Lausitzring in der Region 600 Arbeitsplätze schafft – die Dekra redet von 100. Die 100 Arbeitsplätze, die dann vorhanden sein werden, sind ganz andere als bis dato. Die 600 Arbeitsplätze bisher waren nicht am Ring, sondern in der Region – Hotels, Restaurants und, und, und. Das ist sicher eine starke Einbuße.

Wenn die Dekra investiert, wird sie das in anderen Bereichen tun als bisher.

2000 wurde der Lausitzring eröffnet, die letzten Jahre habt ihr ein Stück deutsche Motorsport-Geschichte mitgeschrieben.

Seit 2009 wurde die Geschichte von uns geschrieben, wir haben den Lausitzring in ein ruhiges und gutes Fahrwasser gebracht – wir hatten schöne Veranstaltungen hier.

In Deutschland gibt es nur vier permanente Rennstrecken: Hockenheim, Oschersleben, Nürburgring und Lausitzring. Nach dieser Saison sind es nur noch drei, das ist ein Riesenverlust für den deutschen Motorsport.

Das kann man so sagen. Bis Ende 2016 hatten wir die Auflage, auf dem Lausitzring internationalen Motorsport zu betreiben, was wir auch gemacht haben. Dann fiel die Zweckbindung weg, wir könnten also auch Salatpflanzen anbauen.

Auf dem Lausitzring gab es auch Track-Days für Hobbypiloten: Wird es diese zukünftig noch geben?

Das halte ich für ein Gerücht.

Die Dekra sagt, dass jeder die Strecke mieten kann.

Ich kenne das Vorhaben der Dekra nicht. Prinzipiell gibt es aber die Aussage, dass keine Rennen stattfinden, es sei denn, es kommt ein Veranstalter. Dafür muss es dann eine Absprache geben, sie selber werden aber kein Personal zur Verfügung stellen.

Wenn die Rennstrecke wie vorgesehen umgebaut wird, dann werden hier Straßen reingebaut und Städte, in denen man autonomes Fahren übt. Das wird man nicht wegräumen, damit es Track-Days gibt.

Du gehst davon aus, dass das Areal so umgebaut wird, dass es uninteressant wird für Rennveranstalter?

Dass es gar nicht mehr möglich ist.

Siehst du eine Möglichkeit, dass die Superbike-WM für 2018 in Deutschland bleibt?

Ich kenne die Anforderungen, auf dem Nürburgring wurde schon einmal gefahren. Alles andere...

Das große Problem ist der Preis, deshalb finden kaum noch Rennen statt. Großveranstaltungen sind zu 90 Prozent defizitär, weil der Aufwand so groß ist. Wer soll sich das antun?

Bei der Superbike-WM 2016 haben wir 350.000 Euro draufbezahlt.

Auf dem Sachsenring läuft doch genau so wenig – es ist einfach zu teuer.

Das liegt aber nicht ausschließlich an den Dorna-Gebühren?

Nicht ausschließlich, ich kann ja alle Seiten verstehen. Die Dorna braucht Geld, um ihr System zu bezahlen, dem Veranstalter geht es gleich. Wenn der Sachsenring den Preis anhebt, dann kommen 30 oder 40 Prozent weniger Zuschauer.

Der Besucher kann sich jede Woche motorsportlich etwas anschauen, er kann machen was er will. Vielleicht fehlen auch die Helden oder die Veranstaltungen sind nicht attraktiv oder das Geld ist zu wenig oder, oder, oder.

Gibt es einen Rennserienveranstalter, der auf dem Lausitzring aus eigener Kraft ein Rennen auf die Beine stellen könnte?

Ein Rennen veranstalten und ausrichten können einige. Aber die Rennstrecke rennfähig zu machen, ist eine ganz andere Welt. Die Leute, die bei uns gearbeitet haben, haben ja nicht in der Nase gebohrt, sondern gearbeitet. Wenn wir wissen, dass DTM ist, dann werden der Rasen gemäht und die Kerbs gestrichen.

Machen kann man alles, das ist eine reine Preissache. Es kann sich ja auch einer eine Agentur zulegen, die sich um alles kümmert.

Wenn ich sehe, was die DTM oder Superbike-WM für uns für einen Aufwand bedeutet hat, dann ist das keine einfache Aufgabe. Ob das jemand ohne Personal, das sich hier auskennt, einfach so macht?

Wie fielen die Reaktionen der Promoter der DTM oder der Superbike-WM auf den Streckenverkauf aus?

Ich habe da außer von Insidern wenig gehört.

Wie oft bist du auf dem Lausitzring?

Jede Woche.

Was machst du mit deiner neuen Freizeit?

Ich werde mich sicher mehr bei alpha Technik und alpha Racing einbringen und das ein oder andere Projekt wird auch kommen.

Hast du schon konkrete Projekte im Kopf?

Wir haben noch etwas Zeit, bis es soweit ist. Ich muss auch nicht unbedingt ein Projekt haben. Mir wird schon etwas einfallen.

Was macht alpha Racing, seit euer Vertrag mit BMW 2012 endete?

Wir machen Rennsportteile für BMW, Yamaha und Kawasaki.

Sind die Gebäude in Stephanskirchen dafür nicht viel zu umfangreich?

Wir haben alpha Technik und alpha Racing heute alles unter einem Dach.

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