Tom Sykes: «Bin verärgert, die Karriere ist kurz»
Tom Sykes sind die modernen Superbikes zu zahm
2017 gewann Ex-Weltmeister Tom Sykes nur zwei Rennen, so wenige wie seit 2011 nicht mehr. Und diese beiden Siege eroberte er nicht aus eigener Kraft. Das erste Rennen in Donington Park gewann der Engländer nur, weil seinem Kawasaki-Teamkollege Jonathan Rea der Hinterreifen explodierte und dieser stürzte.
In Misano stürzten Chaz Davies im ersten Lauf, Rea fiel über ihn – und Sykes erbte Platz 1.
Reas Erfolgsbilanz auf der ZX-10RR ist in diesem Jahr hingegen herausragend: In 26 Läufen stand der Nordire 24 Mal auf dem Podium, 16 Mal als Sieger, er gewann seinen dritten WM-Titel in Folge.
Seit 2012 beendete Sykes die Weltmeisterschaft auf den Rängen 2, 1, 2, 3, 2 und 3. Zufrieden ist er trotzdem nicht. «Für mich ist jedes Jahr ein Lehrjahr», unterstreicht der 32-Jährige. «Mein Problem ist, dass mein Fahrstil viel mehr für ein echtes Rennmotorrad geeignet ist, das kann ein Superbike momentan nicht bieten. Die Regeln haben sich geändert, ich versuche ständig dazuzulernen. Ich habe viel probiert und meinen Fahrstil angepasst, um in gewissen Bereichen besser zu werden. Letztlich muss ich aber ehrlich zu mir selbst sein: Ich bin im Moment nicht in der Lage, mein wahres Potenzial zu zeigen.»
Der Engländer aus Huddersfield gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Ich bin verärgert, dass die technischen Regeln mich so einbremsen. Das Leben und die Karriere sind kurz, ich möchte den Leuten zeigen, zu was ich in der Lage bin. Die Rennen in Frankreich fuhr ich mit verletzter Hand, 75 Prozent musste ich mit der rechten Hand erledigen. Und trotzdem beendete ich Lauf 1 als Dritter und startete aus der ersten Reihe. Mir persönlich zeigt das, dass ich das Motorrad nicht richtig anpacken kann. In der Vergangenheit konnte ich extrem spät bremsen, stop and go, ich konnte das Bike um die Strecke prügeln. Heute fahre ich sehr eingeschränkt und kann in gewissen Bereichen nicht mehr angreifen.»
Sykes hofft jeden Winter seit 2014, dass er sich besser auf die technischen Gegebenheiten einstellen kann – so auch dieses Jahr. Doch wie sich bei den ersten Wintertests Ende November gezeigt hat, spielen die neuen Regeln erneut in Reas Hände. «Jonathans Fahrstil plus das Motorrad ergeben das perfekte Paket», ist dem 33-fachen Laufsieger bewusst. «Darauf habe ich momentan keine Antwort. Die neuen Regeln sind nicht ideal für mich, aber wir müssen mit ihnen arbeiten und versuchen, etwas zu finden. Mein Vertrag mit Kawasaki läuft ein weiteres Jahr, ich will mich erneut beweisen. Aber es wird schwierig. Ich lege das Motorrad heute so sanft in die Kurven – ich bewege es nur, statt damit Rennen zu fahren. Ich muss meinen Fahrstil so ändern, dass er nützlich ist. Aber das ist unglaublich schwierig. Früher konnte man viele Dinge am Bike ändern und es damit für beinahe jeden Fahrstil perfekt machen. Heute muss man den Fahrstil an die Maschine anpassen.»