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Lausitzring: Die Regierung hätte mitbezahlen müssen

Kolumne von Ivo Schützbach
Den Lausitzring-Betreibern gelang es über die Jahre nicht, Rücklagen für Modernisierungsmaßnahmen zu bilden. Von der Politik kam keine Unterstützung, Deutschland verlor eine Rennstrecke.

Seit Juli 2017 ist fix: Der Lausitzring wurde an die DEKRA verkauft, welche den EuroSpeedway hauptsächlich zu Testzwecken für die Autoindustrie nützen wird.

Der Lausitzring wurde im Jahr 2000 auf dem 500 Hektar großen Areal eines ehemaligen Kohle-Tagebaus eröffnet und überwiegend mit EU-Fördergeldern finanziert. Man sprach von Baukosten in der Höhe von rund 280 Millionen Euro. Das Land Brandenburg beteiligte sich mit 100 bis 120 Millionen Euro an den Baukosten.

Die Rennstrecke wurde bald nach der Fertigstellung dank eines dilettantischen Managements von einer schweren Krise heimgesucht, die Betreiber wurden 2002 zahlungsunfähig. Vor dem Verkauf an die DEKRA war die EuroSpeedway Verwaltungs GmbH am Ruder, sie gehörte den Alpha-Technik-Gründern Josef Hofmann und Josef Meier aus Stephanskirchen. Die beiden umtriebigen Bayern kauften die Rennstrecke 2011, vorher existierte seit 1. Januar 2009 ein langjähriger Pachtvertrag.

Zur erhofften Durchführung eines Formel-1-GP brachten es die Lausitzring-Betreiber nie.

Auch der Wunsch nach der Übernahme und Durchführung des MotoGP-Events nach dem Jahr 2011, als der ADAC Sachsen als Promoter auf dem Sachsenring ausstieg, konnte nie in die Tat umgesetzt werden.

Immerhin gastierte die amerikanische IndyCar-Serie im September 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz. Dieser Event gelangte durch den verheerenden Unfall von Alex Zanardi zu trauriger Berühmtheit. Der Ex-Formel-1-Pilot aus Italien verlor bei diesem Crash beide Beine.

Auch wurde 2013 ein beeindruckender Motocross-GP aus dem Boden gestampft.

Für die Saison 2016 wurde die Superbike-WM in die Lausitz zurückgeholt; sie gastierte am 19./20. August 2017 dort. 2018 taucht Deutschland im Superbike-Kalender nicht auf.

Schon 2001 und 2002 sowie von 2005 bis 2007 veranstalteten die Lausitzring-Betreiber den deutschen WM-Lauf der seriennahen Meisterschaft.

Da Hofmann, Meier und der langjährige EuroSpeedway-Geschäftsführer Bert Poensgen gleichzeitig von 2013 bis 2016 vier Jahre lang mit der Firma MotorEvents als IDM-Promoter agierten, fanden in den letzten Jahren meist auch zwei IDM-Events plus der IDM-Frühjahrstest in Brandenburg statt. Auch das Red Bull Air Race gastierte mehrmals auf der Rennstrecke in der Lausitz.

Als einer der zuschauerträchtigsten Höhepunkte 2017 wurde das Motorsport-Festival mit dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) und dem ADAC GT Masters betrachtet.

Notwendige Modernisierungsarbeiten

Im März 2017 wurden bei der Vorstellung des EuroSpeedway-Rennsportkalenders auch geplante Modernisierungsarbeiten angesprochen. Es hieß damals, dafür seien höhere Investitionen dringend erforderlich – und wieder einmal Landesmittel.

Die Superbike-WM-Asse forderten 2016 zum Beispiel vehement einen neuen Belag.

Der Lausitzring ist immer wieder in den Genuss öffentlicher Mittel gekommen. «Mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums des Landes Brandenburg und dank Unterstützung der umliegenden Städte und Gemeinden konnten einige innovative Projekte umgesetzt werden, wovon der Grüne Lausitzring mit einer der größten Windenergieanlagen Deutschlands, zwei Photovoltaikanlagen und einer Biogasanlage sicher das Spektakulärste war», teilten Hofmann und Meier damals mit.

«Wirtschaftlich betrachtet ist das Betreiben einer Sportstätte für Motorsport alles andere als ein einfaches Geschäft», wissen die beiden Bayern. «Besonders als Veranstalter von Großveranstaltungen ist man einem hohen finanziellen Risiko ausgesetzt, speziell hinsichtlich der Witterung und anderen äußeren Einflüssen. So mussten vor allem in den ersten Jahren bei der Betreibergesellschaft einige Defizite verbucht werden, welche sich teilweise in hohen sechsstelligen Beträgen negativ niederschlugen. In der Region kamen diese Großveranstaltungen jedoch wirtschaftlich immer gut an und sorgten für volle Hotels, Restaurants und Freude der regionalen Unternehmer. Dank zielgerichteter Optimierung und Weiterentwicklung der Veranstaltungen, welche sich in steigenden Zuschauerzahlen und Erlösen auszahlten, sowie einer bodenständigen Betriebsführung mit stetiger Effizienz- und Prozessoptimierung konnte der Betrieb stabilisiert, und der Großteil der Verluste wieder ausgeglichen werden. Jedoch konnten durch diese teilweise hohen Investitionen in Veranstaltungen keine Rücklagen gebildet werden.»

Zu wenig Rückhalt aus der Politik

Nach 17 Jahren wären für den Lausitzring Sanierungen und Modernisierungen angefallen, die über das Maß der jährlichen Aufwendungen hinausgingen und einen zweistelligen Millionenbetrag forderten. Aufgrund der fehlenden Rücklagen, die aus dem laufenden Betrieb nicht erwirtschaftet werden konnten, und der auch weiterhin bestehenden wirtschaftlichen Risiken von Großveranstaltungen, hätten diese Investitionen nicht ohne Hilfe der öffentlichen Hand durchgeführt werden können.

Dahingehende Gespräche gab es mehrere, im Gegensatz zu anderen Sportarten fehlte aber der Rückhalt aus der Politik. «Sportförderung und Erhalt von Sportstätten ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wie in der Leichtathletik, in Ballsportarten, dem Schwimmsport oder im Turnen betrifft dies auch den Motorsport», meinen Hofmann und Meier. «Wir waren sehr dankbar, dass nach vielen Jahren und diversen Gesprächen mit der Landes- und Regionalpolitik auch in Brandenburg nun wieder eine, zumindest kleine, Bereitschaft zur Unterstützung vorhanden war, nachdem auch andere Bundesländer in ihre Motorsportanlagen investieren. Dennoch war es der zuständigen Politik nicht möglich, der Betreibergesellschaft einen ausreichenden Umfang an Unterstützung für die größte Sportanlage Brandenburgs verbindlich zur Verfügung zu stellen. Mit dem Schritt, den Lausitzring an den DEKRA-Konzern zu übergeben, versuchten wir langfristig den Erhalt des Lausitzrings zu sichern, auch wenn sich damit der Schwerpunkt der Nutzungsart verschiebt. Wir können mit Stolz behaupten, dass wir eine solide Basis für die Weiterführung hinterlassen und bei einigen Veranstaltungen eine werthaltige Tradition aufgebaut haben. Wir hoffen sehr, dass auch weiterhin Veranstalter das Angebot des neuen Eigentümers nutzen und starke Zuschauerveranstaltungen mit packendem Motorsport auf dem Lausitzring durchführen.»

Die DEKRA selbst wird nicht als Veranstalter auftreten, mit dem Lausitzring verlor die Wirtschaftsmacht Deutschland eine von nur vier permanenten Rennstrecken.

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