Carl Fogarty: «Charakterköpfe nicht mehr erlaubt»
Carl Fogarty wurde viermal Weltmeister
In der letzten Dekade des alten Jahrtausends erlebte die Superbike-WM einen Höhenflug. Die Rennen waren gut besucht, die Fahrer echte Typen. Der erfolgreichste von ihnen ist der Engländer Carl Fogarty. Der heute 52-Jährige begeisterte, polarisierte, sorgte für offene Münder – und war das Gegenteil von dem, was man heute unter politisch korrekt versteht.
«Als ich Rennen fuhr, trafen große Charaktere aufeinander: Kocinski, Edwards, alle hatten eine große Klappe, keiner mochte den anderen, das ist interessant», meinte Foggy im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Im Moment ist jeder der beste Freund des anderen, sie gehen zusammen zum Rennradfahren und Bergsteigen. In meiner Zeit gab es einen Engländer – mich. Und es gab einen großartigen Amerikaner – Edwards. Wir beide hatten eine große Klappe, das begeisterte die Fans. Wir haben uns wie im Boxsport erst einen verbalen Schlagabtausch geliefert, danach haben wir auf der Rennstrecke bekämpft. Das fehlt, heute ist jeder politisch korrekt.»
Der Engländer weiter: «Auch in MotoGP ging es früher anders zu. Es gab Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner, das waren ungezogene, garstige Typen, die sich nicht riechen konnten. Heute ist das anders, seit Rossi ist jeder nett. Wenn sich die Teamkollegen bekriegen, ist das immer gut. Es braucht Rivalität. Ich mag es, wenn die Teamkollegen nicht beste Freunde sind. Schau dir Rossi und Lorenzo an, sie waren und sind kaum beste Freunde. Die Zuschauer lieben es, wenn sich die Fahrer gegenseitig aufhetzen. Aber heute ist es ja nicht mehr erlaubt ein Charakterkopf zu sein, wegen der ganzen Medien und Sponsoren. Die schreiben dir vor was du zu sagen hast und du musst immer brav danke sagen. Wenn ich früher ein Rennen wegen des Hinterreifens verloren habe, dann sagte ich, dass der Michelin-Reifen Mist war. Heute geht das nicht mehr, viel hat sich geändert. Zum Besseren? Da bin ich mir nicht sicher.»