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Red Bull Honda: «Realistisch, vorne mitzumischen»

Von Ivo Schützbach
2017 war das schlechteste Jahr von Honda, seit es ein offizielles Team in der Superbike-WM gibt. Teammanager Kervin Bos glaubt, dass kommende Saison wieder Podestplätze möglich sind.

Bis auf BMW und Honda leisten sich alle Hersteller in der Superbike-WM Werksteams oder werksunterstützte Teams. Bei Honda liegt das Engagement seit Jahren in den Händen von Honda Motor Europe (HME), direkte Werksunterstützung bei den Motorrädern gibt es im Gegensatz zu Aprilia, Ducati, Kawasaki und Yamaha aber nicht.

Die Motorräder des Red Bull Honda Teams kommen entgegen der weitläufigen Meinung nicht von Honda Japan. Die Honda Racing Corporation, für die Werkseinsätze in der MotoGP- und Motocross-WM, bei der Rallye Dakar und in der Japanischen Superbike-Meisterschaft verantwortlich, hat nichts damit zu tun.

Honda Motor Europe hat als Partner Ten Kate Racing, das niederländische Team kümmert sich in Zusammenarbeit mit Firmen wie Cosworth (Motoren und Elektronik) um die Entwicklung der Fireblade. Für das Chassis und die Schwinge haben sie ebenfalls externe Unterstützung.

SPEEDWEEK.com sprach mit Teammanager Kervin Bos.

Kervin, viele Experten sind der Meinung: So lange es Werksteams wie von Kawasaki oder Ducati gibt, kann ein Team wie eures nicht Weltmeister werden. Wie siehst du das?

Es gibt Chancen für Teams wie unseres, gute Resultate einzufahren. Wie wir es in der Vergangenheit taten, auch wenn damals alles anders war.

Dazu muss man kreativ sein und braucht auch etwas Glück.

Nicht einmal Jonathan Rea war in der Lage, mit Honda um den WM-Titel zu kämpfen. Als er zu Kawasaki ging, wurde er dreimal in Folge Weltmeister.

Das stimmt, aber er war Dritter.

Richtig, einmal in seiner Honda-Karriere schaffte er es in der Gesamtwertung in die Top-3. Er hat zwar jedes Jahr mindestens ein Rennen gewonnen. Aber zwischen Rennen gewinnen und Weltmeister werden liegt ein großer Unterschied.

Da stimme ich zu.

Wie wollt ihr Kawasaki, Ducati oder auch Aprilia und Yamaha vom Gewinnen abhalten?

Ich weiß nicht, wie viel Yamaha in die Superbike-WM investiert. Ich sehe sie auf dem gleichen Level wie uns, was die Werksunterstützung betrifft. Das kann ich aber nicht genau sagen.

Natürlich ist es schwierig, eine Meisterschaft zu gewinnen. Aber wir sind dieses Jahr absolut in der Lage, einen Schritt nach vorne zu machen und wieder ordentliche Resultate zu holen.

Wir wissen, was wir ändern müssen und arbeiten daran. Das hat aber auch viel mit Politik zu tun und wird in Etagen weit über uns diskutiert. Das liegt nicht in unseren Händen.

Vor der letzten Saison gaben die Verantwortlichen von Honda Motor Europe Siege als Ziel aus und sprachen sogar vom WM-Titel – das Ergebnis kennen wir. Was erwartest du für die Weltmeisterschaft 2018?

Natürlich ist unser Traum, dass wir Weltmeister werden. Dieses Ziel hat jeder, deshalb fahren wir Rennen.

Realistisch wollen wir wieder vorne mitmischen und wieder aufs Podium fahren.

Das neue Reglement erlaubt einem Hersteller, einmal pro Jahr ein Motor-Upgrade zu bringen, vorausgesetzt der Abstand zum Besten ist groß genug. Wird diese Regel euch dabei helfen, einen Schritt nach vorne zu machen?

Das wird interessant. Schwer zu sagen, ob und wie groß die Vor- oder Nachteile ausfallen werden. Dasselbe gilt für die Maximaldrehzahl.

Nach dem Jerez-Test schaute es so aus, als wäre das Feld näher zusammengerückt. Mal sehen, wie es in Australien aussieht.

Ob die neuen Regeln funktionieren, wissen wir erst nach einer Saison.

Obwohl das Reglement die letzten Jahre immer seriennaher wurde, wuchs der Abstand zwischen Kawasaki und Ducati sowie dem Rest. Schadet es Teams wie Red Bull Honda, dass ihr nicht mehr so viel am Motorrad ändern dürft wie früher?

Ich persönlich als Kervin Bos sage, dass je offener das Reglement, desto besser.

Das Argument für mehr Seriennähe war immer Kostensenkung. Durch die limitierte Anzahl Motoren ist das aber nicht der Fall. Du musst jede Saison mit neuen Motoren beginnen. Früher hast du die älteren Motoren auf den neuesten Stand gebracht und sie in Rotation benützt.

Je seriennäher die Regeln sind, desto schwieriger ist es, Verbesserungen zu finden.

Abgesehen von der neuen Motor-Konfiguration: Was hat sich an der Honda seit dem letzten Rennen in Katar geändert und was wird sich noch bis zum Saisonstart in Australien ändern?

Wir haben eine neue Schwinge und ein neues Chassis, das sind die größten neuen Komponenten. Die Regeln erlauben das Chassis zu versteifen, das haben wir gemacht.

Mit der neuen Schwinge wollen wir eine längere Haltbarkeit des Hinterreifens erreichen. Besonders die letzten fünf Runden in einem Rennen ist es wichtig, mehr aus dem Reifen herauszuholen.

Seid ihr nun am Gewichtslimit angelangt?

Ja, exakt.

Letztes Jahr war das Bike 0,5 Kilogramm über dem Limit, jetzt sind wir genau dran.

Wieso ging der Superbike-Verantwortliche von Honda Motor Europe, Marco Chini?

Das war für uns alle seltsam und eine Überraschung. Er sagte, dass er sich nach etwas anderem umschaut.

Momentan werden seine Aufgaben innerhalb Honda Motor Europe und bei Ten Kate aufgeteilt.

Es wird einen Nachfolger geben, der Posten soll intern neu besetzt werden.

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