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BMW ohne Racing-DNA: Gibt es ein Heilmittel dagegen?

Von Ivo Schützbach
Der neue Geschäftsführer BMW Motorrad, Dr. Markus Schramm, hat die bayerische Marke werksseitig in die Superbike-WM zurückgebracht. Der pensionierte Rennchef Berthold Hauser hält viel vom neuen Boss.

Bis zum 1. Dezember 2016 war Berthold Hauser bei BMW Motorrad für den Rennsport verantwortlich, der Niederländer Marc Bongers wurde sein Nachfolger.

Urbayer Hauser, erstaunlicherweise in Frankfurt am Main in Hessen geboren, verfolgt die Superbike-WM auch im Ruhestand intensiv und hat natürlich noch viele Beziehungen zu seinem früheren Arbeitgeber sowie den Teams und Fahrern.

SPEEDWEEK.com sprach mit Hauser über das neuerliche Werksengagement von BMW in der Superbike-WM und den neuen Geschäftsführer Dr. Markus Schramm, der seit dem 2. Mai 2018 am Ruder des deutschen Herstellers ist.

Berti, von 2009 bis 2012 hatte BMW das bayerische Team alpha Racing als Partner, heute ist es das britische Team Shaun Muir Racing. Die Motorräder kommen heute wie damals direkt aus der Werksrennabteilung. Sehen wir heute letztlich dasselbe wie damals?

Wir reden von heute und sehen dabei, der Auftritt ist sehr ordentlich. Jetzt müssen wir abwarten, wie das anläuft. Richtig beurteilen kann man das wohl erst nach einem Jahr. Von außen betrachtet begeistert die Herangehensweise auf jeden Fall.

2012 hatte BMW beste Chancen, mit Marco Melandri Superbike-Weltmeister zu werden. Dann wurde vom damaligen Chef Stephan Schaller der werksseitige Ausstieg angeordnet und der Italiener stürzte in den letzten sechs Rennen fünfmal, jeweils auf Podestkurs. Trotzdem fehlten am Schluss nur 29 Punkte auf Weltmeister Max Biaggi.

Marco hätte damals gar nicht mehr gewinnen müssen, sondern nur die Plätze heimfahren. Es hat den Anschein, als hätte die Entscheidung Schallers zum Ausstieg Marco mental das Genick gebrochen, aber ich kann das nicht beurteilen. Ich steckte ja nicht in ihm drin. Aber ich interpretiere das so, wie es viele damals interpretiert haben.

Ducati und Ferrari rühmen sich damit, dass Racing in ihrer DNA verankert ist. Was müsste man unternehmen, um das in der Firma BMW zu erreichen? Seit Jahrzehnten steigt BMW in den Rennsport ein und aus, je nach Interesse des Chefs. Es gibt kein nachhaltiges Engagement, in keiner Motorsportserie.

Diese Frage ist extrem schwierig zu beantworten, weil da bei mir sehr viele persönliche Empfindungen in der Antwort wiederzufinden sein würden.

Wollen die Verantwortlichen bei BMW eine solche DNA drin haben? Ich ticke da von meinem Enthusiasmus anders oder vielleicht einseitig.

In meinen 17 Jahren, in denen ich Motorsport gemacht habe, war mein Bestreben, das Thema Racing bei BMW Motorrad am Leben zu erhalten. Ganz nüchtern gesagt war das teilweise ein gewaltiger Überlebenskampf. Ich konnte die Leute immerhin sofern erfolgreich überzeugen, dass es nie ganz abgestellt wurde.

Natürlich war das ein Rein und Raus. Jetzt sind wir erst mal glücklich, dass eine Periode angebrochen ist, in der wieder Spitzensport gemacht wird. Ich hoffe, dass das für lange Zeit so bleibt und sich bei den Verantwortlichen verankert.

Sehr viele Fans sind froh darüber, was Dr. Schramm angeleiert hat und wie er hinter dem Engagement in der Superbike-WM steht. Damit geht aber Hand in Hand die Angst, dass sein Nachfolger wieder alles einstampft.

Das ist Glaskugellesen. Als uns Dr. Diess 2006 sagte, dass wir Superbike-WM fahren, haben wir vor lauter Freude nicht gewusst, wo wir zuerst anpacken sollen. Das war unser Einstieg. Er und auch sein Nachfolger von Kuenheim standen hinter dem Projekt Superbike-WM, dann kam, was du gerade beschrieben hast. Das kannst du nicht voraussehen. Du weiß ja nicht, wie lange die Chefetage mit der entsprechenden Besetzung hinter dem Thema Rennsport und Top-Engagement steht. Wenn dort jemand einzieht, der den Stecker aus dem bestehenden Projekt zieht und andere Richtungen vorgibt, dann ist das ein klarer Auftrag und keine Diskussionsgrundlage für die zuständige Racing-Truppe.

Jetzt ist erst mal die aktuelle Geschäftsführung in der Chefetage und es wünschen sich alle, ich mit am meisten, dass Dr. Schramm lange da bleibt. Wenn er bis zu seiner Rente bei BMW Motorrad bleibt, das wäre der Megahammer. Das ist mein sehnlichster Wunsch für die Truppe um Marc Bongers, für die Marke BMW Motorrad und dessen Belegschaft sowie für all unsere Fans.

Du hast eine sehr hohe Meinung von ihm?

Absolut.

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