Weshalb Alvaro Bautista für Ducati so wichtig ist
In neun Jahren MotoGP gelang Alvaro Bautista mit zweit- und drittklassigem Material kein Sieg, in der Superbike-WM avancierte der 34-Jährige vom ersten Rennen an zum Maßstab und gewann 13 der bislang 16 Läufe. Nur in Imola wurde er zweimal vom vierfachen Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) und einmal von Aruba-Teamkollege Chaz Davies besiegt. Im zweiten Hauptrennen in Jerez stürzte der Spanier in Führung liegend. Ansonsten: Start und Sieg!
Bautista und die neue Ducati Panigale V4R sind eine Einheit, bislang konnte in der Weltmeisterschaft nur der Spanier mit dieser Maschine gewinnen. Deshalb setzt Ducati alles daran, den Vertrag mit Bautista schon bald für 2020 zu verlängern.
SPEEDWEEK.com sprach mit Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti.
Paolo, Alvaro Bautista hat sich für euch als Glücksgriff erwiesen, niemand sonst kommt mit der V4R so gut zurecht.
Die Situation sieht so aus, dass wir ein sehr gutes Motorrad haben, wie auch Kawasaki. Aber wir haben einen Fahrer der in der Lage ist, damit schneller zu fahren als Johnny Rea auf der Kawasaki und Chaz Davies auf der Ducati. Ich hoffe, dass Chaz mit dem Motorrad bald in seine Komfortzone gelangt. Leider war er im Winter verletzt und hatte deswegen keine richtige Testsaison. Er brach sich das Schlüsselbein und hatte Rückenschmerzen, das hat ihm alles nicht geholfen. Und dann hat er auch noch einen Teamkollegen, der sofort gewinnt. Das sorgt für zusätzlichen Druck, das Motorrad auf demselben Level zu fahren.
Viele Leute haben sich gewundert, dass wir Bautista letzten Herbst Marco Melandri vorgezogen haben. Aber niemand sollte Alvaro unterschätzen, er war einer der talentiertesten MotoGP-Fahrer – aus verschiedenen Gründen bekam er aber nie die Chance sein Potenzial zu beweisen. Das wird dir auch Dovizioso bestätigen. Die Fans beurteilen das natürlich anders, weil er in der MotoGP-WM nie Außergewöhnliches geleistet hat. Als Rookie war er im Suzuki-Werksteam und später im Werksteam von Aprilia, das unglücklicherweise aber nicht konkurrenzfähig ist. Er fuhr für Gresini und mit einem ein Jahr alten Motorrad bei Aspar. Das war alles nicht ideal.
Mit allem Respekt für die Superbike-WM-Piloten, ich komme aus dieser Meisterschaft, muss ich sagen, dass ein Fahrer, der in der MotoGP-WM Top-6 fährt und einen Grand Prix anführen kann, auf einem höheren Level ist, als die meisten Fahrer im SBK-Paddock. Sein Fahrstil ist weicher, seine MotoGP-Erfahrung mit dem Vierzylinder hat ihm geholfen, sich schneller an die V4R anzupassen.
Habt ihr euch letztes Jahr nach dem Weggang von Jorge Lorenzo zu früh für Danilo Petrucci im MotoGP-Werksteam entschieden, statt auf Bautista zu warten?
Hinterher bist du immer schlauer. Aber Alvaro ist 34, Danilo ist deutlich jünger. Als wir Danilo verpflichteten, lag von allen Ducati-Fahrern in der Gesamtwertung nur Dovizioso vor ihm, er war sogar vor Lorenzo. Und er war Zweiter in Le Mans, nur zwei Sekunden hinter Marquez. Wir sind sehr glücklich mit unserer Fahrerwahl in der MotoGP-WM.
Nach seinem ersten MotoGP-Sieg in Mugello werdet ihr demnächst den Vertrag mit Petrucci für 2020 verlängern. Habt ihr euch davor Gedanken gemacht, Bautista für nächstes Jahr ins MotoGP-Werksteam zu transferieren?
Romantisch gedacht wäre es schön, wenn er Superbike-Weltmeister wird und anschließend ein Jahr im MotoGP-Werksteam fahren könnte. Wir müssen aber realistisch bleiben und auch an das Superbike-Team denken. Ohne Bautista hätten wir mit der V4R bis heute kein Rennen gewonnen.
Wie wichtig ist es für Ducati, dass ihr in der Superbike-WM wieder gewinnt? SBK wurde die letzten Jahre von euren MotoGP-Erfolgen überstrahlt.
Wir haben Rennen gewonnen und um den Titel gekämpft, ihn mit der 1199R aber nie gewonnen. Wir haben den Zweizylinder so weit entwickelt, wie das möglich war. Aber wir gelangten an einen Punkt, an dem das Limit erreicht war.
Davies fuhr das Motorrad teilweise über dem Limit, um mit Rea mithalten zu können.
Ducati gehört seit dem Start der Serie 1988 zur Superbike-WM, auch wenn es zwischendurch kein Werksteam gab und sich Althea Racing darum kümmerte. Sie sorgten 2011 zusammen mit Carlos Checa für den letzten Titel.
Danach wurde uns klar, dass wir uns wieder werksseitig engagieren müssen. Nicht nur um bessere Resultate zu erzielen, sondern auch, weil wir für unsere treuen Kunden in dieser Meisterschaft präsent sein müssen.
Deshalb haben wir auch ein neues Motorrad für die Superbike-WM entwickelt und den Vertrag mit dem Aruba-Team bis Ende 2020 verlängert. Dass wir jetzt wieder gewinnen verleiht nicht nur dem Produkt einen Schub, sondern hilft auch dem Image der Firma als Produzent erfolgreicher Sportmotorräder. Siege oder Podestplätze in MotoGP und SBK stärken das Image der Marke.
Ducati produziert nur 55.000 Motorräder im Jahr, aber was wir anpacken, ist erfolgreich. Wir haben jegliche technische Expertise, um in den beiden wichtigsten Rundstrecken-Meisterschaften unter den Besten zu sein.