MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Leon Haslam (36) ins Honda-Werksteam: Viel Zuversicht

Kolumne von Ivo Schützbach
Die Anzeichen verdichten sich, dass die Honda Racing Corporation (HRC) für die Superbike-WM 2020 überraschend den Engländer Leon Haslam als zweiten Fahrer neben Alvaro Bautista verpflichtet.

Wann immer Leon Haslam das Gespräch mit Kawasaki suchte, wurde ihm versichert, dass er eine Zukunft in Grün habe. Entweder neben Jonathan Rea im Werksteam oder mit Werksmaterial im Puccetti-Team.

Während des Portimao-Events sickerte Anfang September durch, dass Yamaha-Werksfahrer Alex Lowes 2020 den Platz von Haslam im Kawasaki-Werksteam einnimmt – am 11. Oktober wurde es offiziell verlautbart.

Auf dem Papier schien es ein Leichtes, Haslam nach dem Wechsel von Toprak Razgatlioglu zu Yamaha ins Puccetti-Team zu transferieren. Doch Teamchef Manuel Puccetti verliert mit dem Türken nicht nur das vielversprechendste Talent im SBK-Paddock, sondern auch Hauptsponsor Turkish, der einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag beisteuerte.

Als Haslam realisierte, dass er bei Puccetti weder das versprochene Material garantiert hat, noch das bisherige Salär erhalten würde, streckte sein Manager Chris Herring die Fühler aus.

Herring war früher für das Superbike-WM-Team Castrol Honda tätig und später Marketing-Manager von HRC in der MotoGP-WM. Seine Beziehungen zu Honda sind nach wie vor ausgezeichnet.

Haslam ist beim größten Motorrad-Hersteller hoch angesehen, auch wenn er in insgesamt drei Jahren mit Stiggy Honda und später Ten Kate nur sechs Podestplätze eroberte. Aber er gehörte 2013 und 2014 zum Siegerteam beim prestigeträchtigen Suzuka Eight Hours, dem wichtigsten Rennen des Jahres für die japanischen Hersteller. Und abgesehen von Bautista und Melandri, der nach dieser Saison zurücktritt, verfügt kein anderer Fahrer im SBK-Fahrerlager über so viel Erfahrung wie Haslam: Er startete bereits für Aprilia, BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Suzuki! Und er gilt als guter Entwicklungsfahrer.

Haslam machte Honda deutlich, dass er nur Interesse an einem Platz im Werksteam hat, nicht im Moriwaki-Satelliten-Team. Weil der 36-jährige Engländer die Traummöglichkeit bei HRC als realistisch einschätzt, lässt er sich von keinem interessierten Team aus der Britischen Meisterschaft zu einer Entscheidung drängen, etwa von Paul Birds Ducati-Team. Sollte der Vertrag mit Honda in der Superbike-WM nicht zustande kommen, kann er immer noch für Kawasaki UK in der BSB fahren. Der Vizeweltmeister von 2010 unterstreicht, dass für ihn der Verbleib in der Weltmeisterschaft Priorität hat.

Seit Wochen sitzt Haslam auf heißen Kohlen. Bislang hat ihm Honda keinen Vertrag vorgelegt, er ist diesbezüglich aber zuversichtlich.

Am 5. November präsentiert Honda auf der Motorradmesse EICMA in Mailand das neue, in Barcelona stationierte Werksteam sowie die neue CBR1000RR Fireblade, welche HRC-MotoGP-Testpilot Stefan Bradl diese Woche in Suzuka fuhr.

Monatelang galt Takumi Takahashi im Werksteam als gesetzt. Doch der Japaner spricht so gut wie kein Englisch und ist zudem deutlich langsamer als Haslam.

Midori Moriwaki ist optimistisch, dass sie 2020 erneut mit einem Zwei-Mann-Team dabei sein wird, als Satelliten-Truppe von HRC. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die beiden HRC-Piloten Takumi Takahashi und Ryuichi Kiyonari bei ihr platziert werden, um so einen direkten japanischen Draht von der Rennstrecke ins Werk zu haben.

Bautista und Haslam, die viel Wissen von Ducati und Kawasaki, den erfolgreichsten Superbike-Herstellern der letzten Jahre, mitbringen, sollen für gute Ergebnisse sorgen und der neuen Fireblade den Feinschliff verpassen.

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