SBK Indonesien: Bauern fürchten um ihre Bezahlung
Als das neue Projekt für den Indonesien-GP und die Superbike-WM auf der Insel Lombok im Bereich des Mandalika-Resorts in diesem Jahr beim Katar-GP im März wortreich, mit einem knalligen Video und einer attraktiven Powerpoint-Präsentation vorgestellt wurde, war von einer Fertigstellung der Piste 2021 die Rede. Daran glaubt inzwischen niemand mehr so richtig, der die Baustelle in den letzten Wochen oder Monaten besichtigt hat.
Im März wurden die Hintergründe für die für 2021 geplanten WM-Events in Indonesien präsentiert. Schon im Januar 2019 haben die Indonesian Tourism Development Corporation (ITDC), Indonesiens größtes Tourismus-Unternehmen (es befindet sich im Staatsbesitz), und Dorna Sports SL vereinbart, die FIM Superbike World Championship und die FIM MotoGP World Championship 2021 in Indonesien auftreten zu lassen.
Diese Events sollen aber nicht auf einer permanenten Rennstrecke stattfinden, sondern sozusagen auf einem Straßenkurs, der nur für die beiden Veranstaltungen für den öffentlichen Verkehr gesperrt wird. Aber die Sicherheitsvorkehrungen, die Sturzräume und die Infrastruktur werden trotzdem höchsten Ansprüchen gerecht werden. Die Grade-A-Homologation der FIM muss gewährleistet sein.
Ob die hochtrabenden Pläne der Indonesier wirklich bis 2021 in die Tat umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Nach dem Platzen des Pelambang-Projekts von Rennstrecken-Architekt Ing. Hermann Tilke zeigen sich manche Beobachter skeptisch.
Der australische Tourismus-Experte und Journalist Michael Esdaile hat die Location vor wenigen Tagen besucht. Er zeigt sich beunruhigt.
«Man kann nicht sagen, es sei bisher nichts geschehen. Denn die Freilegung des Baugeländes ist großteils vollendet», schilderte Esdaile. «Aber 6000 Quadratmeter in der Mitte des Geländes befinden sich immer noch im Besitz eines Bauern, der sich mit ein paar anderen Farmern aus dieser Gegend in einer Art Sitzstreik befindet. Denn er macht sich Sorgen, dass die ITDC die Bulldozer über sein Land knattern lässt, bevor ihn die Rennstreckeneigentümer für sein Land bezahlt haben.»
Trotzdem wurde auf einem Drittel des restlichen Rennstrecken-Layouts die oberste Erdschicht von 0,7 Metern bereits abgetragen. Dort könnte bald das Fundament für die Asphaltdecke entstehen.
Aber die Besucher erzählen, dass auf dem riesigen Gelände mitunter nur eine Planierraupe zu erblicken sei.
Ob der Fertigstellungstermin eingehalten werden kann, hängt von den Ressourcen und dem Aufwand ab, die ITDC zur Verfügung stellen und bewältigen kann.
Bei der Dorna ist zu hören, dass der Lombok-GP 2021 am Wochenende vor dem Sepang-GP über die Bühne gehen sollte. Der Grund: Die Landebahn des Lombok International Airports ist 2075 Meter lang. Das ermöglichst Landungen von Boeing-747-Fracht-Jumbos nach einem Langstreckenflug mit wenig Treibstoff an Bord. Aber die Jumbos könnten auf der 2-km-Piste nicht mit ausreichend Sprit für einen Langstreckenflug nach Europa starten. Für den 3-h-Trip nach Kuala Lumpur wird der Spritvorrat und das zulässige Startgewicht fürs Abheben jedoch reichen.
Die Dorna will sich einen Überblick in Indonesien verschaffen. Sportdirektor Carlos Ezpeleta ist deshalb nach dem Valencia-GP Mitte dieser Woche nach Jakarta geflogen.
Der neue Kurs wird 4,3 km lang sein und sich aus 19 Kurven zusammensetzen. Damit die Infrastruktur nicht während 50 Wochen im Jahr brachliegt, werden die Boxen an ein Kongresszentrum angegliedert, dessen Räumlichkeiten während der MotoGP- und SBK-Events dem Motorsport vorbehalten bleiben. Eine britische Firma mit 20 Jahren Erfahrung wird die Rennstrecke planen und konzipieren.
Es werden 15.000 Sitzplätze und Stehplätze für 100.000 weitere Besucher geplant. Der Circuit wird sich auf eine Fläche von 1095 Hektar erstrecken, bis 2021 sollen im Mandalika-Resort elf Hotels mit insgesamt 1900 Zimmern entstehen. Die Regierung von Indonesien steht voll hinter dem Projekt, es sind nicht weniger als vier Ministerien involviert. Der Bauauftrag wurde an VINCI vergeben, eine Baufirma mit mehr als 194.000 Beschäftigten.
Laut Planung sollen bis 2021 die wichtigsten Infrastruktur-Projekte in Lombok fertiggestellt sein. Insgesamt soll im Mandalika-Resort in 15 Jahren 1 Milliarde US-Dollar investiert werden. «Wenn man zum Grand Prix kommt, wird man sich auf einer permanenten Renntrecke wähnen», erklärte der britische Renntrecken-Architekt Mark Hughes, Managing Director von Mrk1consulting.
«Ich habe mir in den letzten Jahren in Indonesien auch andere Projekte angeschaut. In Sentul bei Jakarta, dann in Pelambang. Aber Lombok wird eine einmalige Location sein», ist Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta überzeugt.
Die Superbike-WM 2020 wird zum Missmut der Hersteller ohne Asien-Event stattfinden. Auf dem Sepang Circuit in Malaysia wurden zuletzt 2016 Rennen gefahren, SBK lohne sich nicht, versichert das Strecken-Management.
Buriram in Thailand war für die Superbike-WM eine Erfolgsgeschichte – bis 2018 MotoGP auftauchte. Seither pumpen sämtliche Hersteller ihre Budgets in die Prototypen-WM, auch viele Fans entscheiden sich, was sie sich anschauen.
In Asien gab es in den letzten Jahren einige Projekte für die Superbike-WM, wie Indien, China und jetzt Indonesien. Sämtliche Hersteller und auch Seriensponsoren wie Pirelli oder Hyundai drängen darauf, in diesen Wachstumsmärkten präsent zu sein.
Die Austragungsorte der Superbike-WM 2020:
28.2.–1.3. Phillip Island/Australien*
13.–15.3 Doha/Katar*
27.–29.3. Jerez/Spanien
17.–19.4. Assen/Niederlande
8.–10.5. Imola/Italien
22.–24.5. Aragon
12.–14.6. Misano/Italien
3.–5.7. Donington Park/England
31.7.–2.8. Oschersleben/Deutschland
4.–6.9. Portimao/Portugal
18.–20.9. Barcelona
25.–27.9. Magny-Cours/Frankreich
9.–11.10. San Juan/Argentinien*
* ohne Supersport-300-WM