Manuel Puccetti: «Wir hätten Toprak sowieso verloren»
Toprak Razgatlioglu (li.) mit Teamchef Manuel Puccetti
Toprak Razgatlioglu hat dieses Jahr Außergewöhnliches geleistet. Der 23-Jährige sorgte mit seinen beiden Triumphen in Magny-Cours für den ersten Sieg eines Privatiers, seit Sylvain Guintoli 2012 auf gleicher Strecke mit einer Pata-Ducati gewann – allerdings im Regen.
Der Türke brauste 13 Mal aufs Podest und verlor den dritten Gesamtrang erst im letzten Event in Katar, wo Alex Lowes deutlich besser war.
Für 2020 tauschen Razgatlioglu und Lowes den Hersteller: Toprak wechselte von Puccetti Kawasaki ins Yamaha-Werksteam und übernahm dort den Platz des Engländers, während Lowes jetzt für das Kawasaki-Werksteam antritt. Puccetti verpflichtete als Nachfolger von Razgatlioglu den Spanier Javier Fores.
«Toprak ist er der höchstbegabte Fahrer, den ich seit sehr langer Zeit gesehen habe», urteilte Weltmeister Jonathan Rea. «Es gibt keine Zweifel, dass er eines Tages Weltmeister werden wird. Ich hoffe nur, dass ich das noch so lange wie möglich hinauszögern kann.»
«Wir hätten Toprak sowieso verloren», meinte Kawasaki-Teamchef Manuel Puccetti gegenüber SPEEDWEEK.com zum Verlust seines Jungstars. «Nach so einer Saison erwartet er ein gutes Gehalt für das kommende Jahr. Das verdient er auch, ein Privatteam kann sich das aber nicht leisten. Mir war klar, dass er ins Werksteam von Yamaha, Kawasaki oder Honda gehen würde.»
Wäre Toprak im Kawasaki-Werksteam Johnny Rea gefährlich geworden? Er hat ihn dieses Jahr mehrfach auf unterlegenem Material geschlagen. «Das ist die große Frage», grinste Puccetti. «Wir haben ihn nur einmal auf dem identischen Motorrad gesehen, das war beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka. Dort haben wir während der Tests gesehen, dass er fast auf identischem Niveau fuhr. Diese beiden in einem Team zu sehen, wäre sehr interessant gewesen – wir werden es nie erfahren. Teamkollege von Johnny zu sein, ist sehr schwierig. Er ist ein Held in diesem Fahrerlager, sehr schnell und das bei allen Bedingungen. Er fährt immer um den Sieg.»
Puccetti ist der Meinung, Kawasaki sei in den letzten drei Events des Jahres technisch ein Schritt nach vorne gelungen, womit die Leistungen Topraks noch höher einzuschätzen sind. «Wir verwenden den gleichen Zylinderkopf, die gleiche Nocke, diese Teile kommen aus Japan», erklärte der Italiener. «Um den Rest des Motors kümmert sich unser Tuner, das macht aber keinen großen Unterschied. Kawasaki muss einen anderen Motor eingesetzt haben – einen schnelleren und besser entwickelten Motor. Die Regeln erlauben ihnen das. Seit Magny-Cours hinken wir hinterher, davor sah ich keinen Unterschied.»
2020 fahren mit Michael van der Mark und Toprak Razgatlioglu die beiden größten Talente der Superbike-WM zusammen im Yamaha-Werksteam. «Ich bin schon sehr neugierig, wie das ausgeht», schmunzelte Puccetti. «Toprak wird vorne fahren, ganz sicher. Ich mag Michael, aber Toprak fährt auf sehr hohem Niveau. Es wird interessant, in den Rennen Toprak auf der Yamaha und Lowes auf der Kawasaki zu sehen. Dann wissen wir genau, auf welchem Level die beiden Motorräder sind.»