Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sandro Cortese hatte eine andere Karriereplanung

Von Günther Wiesinger
Sandro Cortese

Sandro Cortese

Anfang November hat sich Sandro Cortese an der linken Schulter operieren lassen, derzeit macht er in Ulm eine Therapie. Weil er für die Superbike-WM 2020 keinen Job fand, wartet er nun auf eine interessante Möglichkeit.

Sandro Cortese gehört zu jener Gruppe Rennfahrer, die mit dem vakanten MotoGP-Testfahrerplatz bei Aprilia Racing liebäugeln, weil Andrea Iannone voraussichtlich gesperrt und Tester Bradley Smith zum Stammfahrer befördert wird. Aber der Superbike-WM-Elfte kann nicht einschätzen, ob ihn Aprilia zu den Sepang-Tests einladen wird. Auch Max Biaggi und Lorenzo Savadori sind im Gespräch, sollte das Team Pedercini Kawasaki wegen rechtlicher Schwierigkeiten des Hauptsponsors nicht an der Superbike-WM 2020 teilnehmen können und sich der 26-Jährige nach einem neuen Job umsehen müssen.

Cortese macht sich keine Illusionen und gibt sich keine Träumereien hin, denn seine Hoffnungen wurden in den letzten zwei Jahren (zum Beispiel im Herbst 2017 bei Forward und Kiefer) zu oft enttäuscht. «Aber vielleicht ermöglicht mir Aprilia einmal einen MotoGP-Test», seufzt er. «Es fehlt ihnen ja ein Fahrer, wenn Iannone gesperrt wird.»

Der zweifache Weltmeister Sandro Cortese hat im Herbst seinen Platz bei GRT Yamaha in der Superbike-WM verloren, alle anderen Kontakte und Pläne sind im Sand verlaufen.

«Ich bekomme zwar immer wieder Anfragen und Anrufe», versicherte Cortese gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es erkundigen sich viele Leute, ob ich Geld mitbringen oder ohne Gehalt fahren kann. Aber bisher war kein reizvolles Angebot dabei. Ich will kein Angebot annehmen, wo ich bezahlen oder umsonst fahren muss. Das kann ich nicht machen. Wo sind wir denn? Keiner bringt zum Schaffen sein eigenes Geld mit.»

Cortese nahm vor und nach dem Jahreswechsel auch Kontakt zu Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola auf, der seit einem Jahr auf seinem Podesten ist. Cortese: «Ich habe ihn gefragt, ob er mir beim MotoGP-Test in Sepang nicht die Chance geben will, mich unter Beweis zu stellen. Bradley Smith ist ja sowieso für das Testteam oder für das Werksteam dort. Aber bisher bahnt sich da nichts an.»

Die Karriereplanung von Sandro Cortese sah anders aus. Nach dem Gewinn der Moto3-Weltmeisterschaft im Red Bull KTM Ajo-Team 2012 wäre er am liebsten nur zwei Jahre in der Moto2-WM gefahren und dann nach dem Vorbild seines Freundes Stefan Bradl hurtig in die MotoGP-Klasse aufgestiegen.

Doch aus den fünf Jahren bei Intact resultierten nur drei Moto2-Podestplätze: 2014 in Brünn, 2015 in Motegi und 2016 in Phillip Island brauste der Kalex-Pilot auf den dritten Rang.

Dann orientierte sich die Intact-Mannschaft mit Folger und Schrötter neu. Cortese wechselte 2018 in die Supersport-WM mit Kallio-Yamaha – und gewann in einer makellosen Saison WM-Titel Nummer 2.

Die Signale von Aprilia wirken bisher nicht sehr vielversprechend. Deshalb will Cortese zum jetzigen Zeitpunkt auch die Frage nicht beantworten, ob er sich als Rookie zutraue, die Werks-Aprilia RS-GP 20 als Testfahrer in der Königsklasse zu entwickeln.

Die meisten Experten trauen dem 30-jährigen Berkheimer einiges zu, obwohl man ihm natürlich eine Eingewöhnungszeit zugestehen müsste. Er kennt die MotoGP-Karbonbremsen nicht, die Einheits-Elektronik von Magneti Marelli und die Michelin-Reifen sind ihm ebenfalls fremd.

«Die Motorleistung sollte kein Problem für Sandro sein. Vielleicht war sein Yamaha-R1-Superbike 2019 sogar stärker als die Aprilia-Werksmaschine in der MotoGP», bemerkte ein Beobachter der Szene.

Sandro Cortese wartet auf die Entscheidung von Aprilia und ist sich bewusst, dass er sich in der kommenden Saison voraussichtlich als Ersatzfahrer im Gespräch halten muss. Er weiß: Allein in der Moto2-WM fuhr Raffin letztes Jahr fünf Grand Prix als Ersatzmann, Pasini zehn, Folger fünf.

Cortese würde gern bei Gelegenheit eine aktuelle Moto2-Maschine mit dem Triumph-Dreizylinder testen.

Momentan verbringt der Schwabe, er ist seit 6. Januar 30 Jahre alt, die Wochentage in der Universitäts- und Rehabilitationsklinik RKU in Ulm, «um meine operierte linke Schulter wieder auf 100 Prozent zu bekommen».

Cortese hatte seit dem SBK-WM-Lauf in Silverstone, als er unverschuldet zu Sturz kam, über Schmerzen geklagt. Es war zu einer Einblutung und einem Faserriss gekommen.

«Ich bin am Ende der Woche echt immer ziemlich geschlaucht», berichtete Sandro. «Denn wir machen in Ulm von 8 bis 17 Uhr Physiotherapie Schulteraufbau. Aber das hilft echt. Dazu habe ich meine Rolle und mein Spezialized Tarmac-Rennrad dabei, da trainiere ich täglich zwei Stunden nach dem Online-Programm SWIFT. Bei mir ist der Supraspinatus-Muskel operiert worden, der den Kopf des Oberarmknochens in der Gelenkpfanne fixiert. Seit dem Eingriff kommt es mir vor, als hätte ich einen anderen Körper. Die Beschwerden sind weg!»

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