Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

SBK-Kalenderplanung unmöglich: Es wird noch schlimmer

Von Günther Wiesinger
Grandiosen Rennsport wie in Australien, werden wir womöglich für Monate nicht sehen

Grandiosen Rennsport wie in Australien, werden wir womöglich für Monate nicht sehen

Der Auftakt der Superbike- und Supersport-WM ging Ende Februar in Australien anstandslos über die Bühne. Wann die Weltmeisterschaft weitergeht, kann wegen der Virus-Pandemie niemand vorhersagen.

Über das Wochenende haben zahlreiche Länder in Europa ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Panademie drastisch verschärft. Ausgehverbote, Ausgehbeschränkungen, Grenzsperren, Grenzkontrollen auch im Schengenraum, Sperrgebiete wie in Tirol, Schließungen von Spielplätzen und Parks – die Welt hat sich für uns alle dramatisch verändert.

In der Schweiz kam es im Unispital Zürich zu einer Unterschriftensammlung des medizinischen Personals, dem die Maßnahmen des Bundesrats nicht weit genug gingen – es wurde ein sofortiger «lockdown» gefordert. Denn in allen Ländern fürchten die Experten einen Zusammenbruch der Gesundheitssysteme, wenn jetzt die sozialen Kontakte nicht auf das absolute Minimum reduziert werden.

Viele weitsichtige Regierungen verordnen jetzt eine Blaupause jener Vorkehrungen, die im Januar und Februar in Singapur getroffen wurden. Das 6-Millionen-Land zählte in der Anfangsphase zu den von SARS-CoV2 am schwersten betroffenen Gebieten, das Land lag vor vier Wochen noch an zweiter Stelle nach China. Singapur hält aber die Anzahl der bestätigten Fälle jetzt stabil bei 226 – und hat bisher noch keinen Toten beklagt.

Singapur hat vorbildlich rasch reagiert, denn man hat aus der dramatischen SARS-Epidemie 2003 eine harte Lektion gelernt. Die Kurve mit der Anzahl der Infizierten muss so schnell wie möglich eingedämmt und flach gehalten werden, um die Gesundheitsbehörden nicht mit einer zu hohen Anzahl Patienten zu überfordern.

Sehr früh wurden in Singapur auf dem Flughafen und anderen Ankunftsorten Temperatur-Monitore platziert. Alle Flüge in und aus der Krisenregion Hubei mit der Stadt Wuhan in China wurden frühzeitig gestoppt. Immer mehr Reisende aus immer mehr Ländern wurden und werden bei ihrer Ankunft sofort für 14 Tage unter strikte Quarantäne gestellt.

Seit der SARS-Krise hat Singapur etliche Experten aus aller Welt ins Land geholt, darunter den australischen Professor Dale Fisher, der an der National University in Singapur doziert und den Vorsitz im «Global Outbreak Alert and Response Network» bei der World Health Organisation (WHO) führt.

Auf Anordnung von Professor Fisher werden immer noch alle positiven Fälle in Krankenhäusern isoliert. In Windeseile wurde ein Schnelltest entwickelt und landesweit für alle Verdachtsfälle verfügbar gemacht. Für jeden neuen Fall wurden Teams installiert, die allen möglichen Kontaktpersonen nachforschten. Alle in Quarantäne befindlichen Fälle werden streng überwacht, sie dürfen mit niemandem in Kontakt kommen, zweimal täglich bekommen sie Nachrichten aufs Mobiltelefon, dann müssen sie auf einen «locator link» drücken, mit dem ihr Aufenthaltsort eruiert wird. Es kann sich also kein Verdachtsfall mal rasch für einen Barbesuch aus dem Staub machen. Wer gegen diese Maßnahmen verstößt, bekommt empfindliche Geldstrafen, sogar Haftstrafen werden angedroht.

Wenn ich von diesen Maßnahmen lese und dann höre, dass der britische Premierminister Boris Johnson den Dingen im Grunde freien Lauf lässt, kommt mir das Gruseln.

Dann verstehe ich, warum in Großbritannien erst in 12 bis 16 Wochen mit dem Höhepunkt der Coronavirus-Verbreitung gerechnet wird, in Ländern wie Österreich, Schweiz, Belgien und den Niederlanden aber im günstigsten Fall schon in vier bis sechs Wochen.

In Österreich wurden zwar in Tirol beim Krisenmanagement offenbar auch schwere Fehler gemacht und zu lange gezögert. Aber jetzt kam es in Österreich sogar zu einer Mobilmachung des Bundesheeres: Alle Soldaten, die Ende März abrücken wollten, müssen bis Ende Juni weiterdienen. Für die Zivildiener gelten ähnliche Vorschriften, die Zivildiener der letzten fünf Jahre werden zur freiwilligen Rückkehr aufgerufen.

Inzwischen haben uns die Psychologen auch erklärt, warum die meisten Verordnungen scheibchenweise diktiert und dann von Tag zu Tag verschärft werden. Bei der Atomkatastrophe in Fukushima/Japan hat man im Zuge der Evakuierungen gelernt, dass so eine Salamitaktik eine Panik in der Bevölkerung und Hamsterkäufe am sinnvollsten verhindert.

In Österreich wurde der Flughafen Wien auf 20 Prozent seiner Kapazität heruntergefahren. Sobald alle Österreicher heimgeholt worden sind, wird er voraussichtlich zugesperrt. Auch die Zugverbindungen ins Ausland werden gestoppt.

Vor einer Woche hieß es noch überall: Der Virus kennt keine Grenzen.

Wer über all diese Nachrichten nachgrübelt, dem wird rasch klar: Es werden auch im Mai in ganz Europa keine namhaften internationalen und nationalen Motorsport-Veranstaltungen stattfinden. Denn die Reisebeschränkungen werden nicht in sechs Wochen fallen. Und sie gelten längst nicht mehr nur für Italiener. Die Versammlungsverbote werden auch nicht kurzfristig wieder aufgehoben, darauf müssen wir uns gefasst machen.

Denn Italien beklagte allein am Montag 349 Tote, total bis dahin 2158. Die Anzahl der bestätigten Fälle ist am 16. März auf 27.980 gestiegen. Am 21. Februar waren es 200.

Auch aus Spanien werden dramatische Zuwächse gemeldet. Momentan sind dort knapp 8000 Menschen infiziert. Vor einer Woche waren es keine 500.

Die Krisenstäbe bei Dorna, Liberty Media, Infront Moto Racing und anderen Serien-Promotern können momentan nichts Konkretes planen. Sie können nur immer neue Szenarien entwickeln und Anpassungen am Kalender vornehmen, die zwei Tage später vielleicht schon wieder irrelevant geworden sind.

Die SBK-Events Mitte April in Assen und Anfang Mai in Imola können wir abhaken, auch wenn sie offiziell noch nicht abgesagt oder verlegt sind. Optimisten hoffen darauf, dass Ende Mai in Aragon gefahren werden kann. Dazu muss sich die Lage in Spanien und Italien aber massiv entspannen.

So hat sich der Kalender der Superbike-WM 2020 bereits verändert:

28.2.–01.3. Phillip Island/Australien*
13.3–15.3. Losail/Katar 
verschoben
27.3.–29.3. Jerez/Spanien verschoben
17.4–19.4. Assen/Niederlande
08.5.–10.5. Imola/Italien
22.5.–24.5. Aragón/Spanien
12.6.–14.6. Misano/Italien
03.7.–5.7. Donington Park/England
31.7.–02.8. Oschersleben/Deutschland
04.9.–06.9. Portimão/Portugal
18.9.–20.9. Catalunya/Spanien
25.9.–27.9. Magny-Cours/Frankreich  verschoben
03.10.–04.10. Magny-Cours/Frankreich
09.10–11.10. San Juan/Argentinien*
24.10.–25.10. Jerez/Spanien

Bisher ohne neuen Termin: Doha/Katar*
* ohne Supersport-300-WM

Superbike-WM 2020, Stand nach Phillip Island:
Pos Fahrer, Motorrad Punkte
1 Alex Lowes, Kawasaki 51
2 Scott Redding, Ducati 39
3 Toprak Razgatlioglu, Yamaha 34
4 Jonathan Rea, Kawasaki 32
5 Michael van der Mark, Yamaha 31
6 Alvaro Bautista, Honda 20
7 Loris Baz, Yamaha 20
8 Chaz Davies, Ducati 19
9 Leon Haslam, Honda 17
10 Tom Sykes, BMW 17
11 Maximilian Scheib, Kawasaki 10
12 Sandro Cortese, Kawasaki 10
13 Michael Rinaldi, Ducati 7
14 Xavi Fores, Kawasaki 5
15 Eugene Laverty, BMW 5
16 Federico Caricasulo, Yamaha 4
17 Garrett Gerloff, Yamaha 2

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