Reiterberger reagiert auf Vorwürfe seines Ex-Chefs
Markus Reiterberger (li.) und Shaun Muir
Die ersten vier Events der Superbike-WM 2019 konnte Markus Reiterberger mit seinem damaligen Kollegen Tom Sykes im BMW-Werksteam Schritt halten. Seine stärkste Leistung zeigte der Bayer auf seiner Vorzeigestrecke in Assen, wo er in die erste Startreihe brauste, in den Rennen zweimal auf Platz 6 fuhr und jeweils vor Sykes ins Ziel kam.
Nach Assen gelang Reiti nur noch ein einstelliges Ergebnis, als Achter im ersten Rennen des Saisonfinales in Katar. Für BMW war das zu wenig, um ihn im Team zu behalten, seinen Platz nimmt 2020 der Nordire Eugene Laverty ein. Reiterberger wechselte in die Asia Road Racing Championship, in welcher er für das malaysische Team Onexox BMW TKKR fährt und nach zwei Rennen auf Gesamtrang 2 liegt.
Nach 72 Rennen war Reitis Superbike-WM-Karriere Ende Oktober 2019 beendet, BMW-Teamchef Shaun Muir kritisierte, dass er «kein Entwicklungsfahrer» sei. Die diesbezüglichen Qualitäten von Neuzugang Eugene Laverty, der über Erfahrung mit Yamaha, Aprilia, Suzuki und Ducati verfügt und zwei Jahre MotoGP fuhr, schätzt der Engländer um ein Vielfaches höher ein.
«Meinungen gehen immer auseinander», meinte Reiti zu den Vorwürfen. «Es gab einige Dinge, die ich mir anders vorgestellt hatte und auch er. Shaun hat viel Erfahrung und mit seinen Teams viel zustande gekriegt. Er hat aber auch gesehen, wo es bei mir gehakt hat und auch keine Lösung gefunden, damit ich Sachen mitentwickeln kann. Ich habe verschiedene Superbikes probiert und glaube, dass ich genügend technisches Verständnis habe, um ein Entwicklungsfahrer zu sein. Als Testfahrer werde ich bei BMW immer recht gelobt, ich glaube schon, dass ich das gut kann. Aber man braucht halt auch das Umfeld und die Leute dazu, und das hat mir teilweise nicht gepasst. Deswegen bin ich anderer Meinung als er, wir werden ja sehen, wie es bei ihnen weitergeht.»
Wobei es Tatsache ist, dass dir der Vergleich zu anderen Fabrikaten fehlt, du bist deine ganze Superbike-Karriere BMW gefahren. «Das stimmt», bestätigte der 26-Jährige gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es wäre schon mal interessant, etwas anderes zu fahren. Aber wie hat Waldi immer gesagt: Das ist nur ein Motorrad. Als ich von KTM die MotoGP-Maschine fuhr, hatte ich auch einen Riesenrespekt und fragte mich, ob ich das kann. Aber auch das ist nur ein Motorrad, es fühlt sich halt anders an. Über die Jahre haben sich die BMW auch immer anderes angefühlt, wir haben sehr viele technische Änderungen probiert. Das wäre bei einem anderen Fabrikat auch nicht anders. Das Rad wurde nie neu erfunden, man kann mit jedem Fabrikat einen guten Job machen. Auch wenn Höhen und Tiefen dabei waren, habe ich mich im Hause BMW immer sehr wohl gefühlt, wir haben zusammen viel erreicht. Ich bin von diesem Superbike überzeugt, das ist ein Wahnsinnsmotorrad.»
Reiterberger abschließend: «Mit guten Teams habe ich immer gute Ergebnisse eingefahren, egal wo wir gefahren sind. In den zwei WM-Jahren hat es einfach nicht geklappt, deshalb haben wir uns auch nach anderen Fabrikaten umgeschaut, ich wäre sehr offen gewesen. Aber bei BMW habe ich ein Standing und Möglichkeiten, die ich bei anderen Herstellern nicht gekriegt hätte. Ich wäre gerne in Amerika oder der BSB gefahren, aber im Endeffekt muss das Gesamtpaket passen. Mit alpha Racing in Asien kann ich mich entfalten und zeigen, was ich wirklich kann. Alles andere war mir zu riskant. Ich hoffe, dass mal die Chance kommt, dass ich mit meinen vertrauten Personen ein richtig geiles WM-Jahr zusammenbringe.»