Sensation bahnt sich an: Melandri statt Leon Camier?
Der wahre Marco Melandri war immer eine Bereicherung
Am 8. Juli wurde Leon Camier erneut bei Doktor Fernando Santana in der Klinik in Barcelona vorstellig, der Spanier hat den Ducati-Piloten nach seinem Aragon-Crash letzten November am Arm und der Schulter operiert. Über sieben Monate später ist der 33-Jährige noch immer nicht fit, der WM-Neustart am ersten August-Wochenende in Jerez findet aller Voraussicht ohne ihn statt.
«Es wäre weder Barni noch mir selbst gegenüber fair, wenn ich nach Jerez komme und nicht fahren kann», sagte Camier vor wenigen Tagen. «Ich muss ehrlich zu mir selbst sein – ich bin noch nicht bereit, einen weiteren Sturz einzustecken. Dafür ist die Schulter noch nicht bereit.»
Jetzt sickerte durch: Der vergangenen November zurückgetretene Marco Melandri steht als Ersatz für Camier zur Debatte. «Das ist möglich», bestätigte sein Manager Alberto Vergani gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Ich glaube, dieses Motorrad wäre perfekt für meine Fahrweise», meinte Melandri zur Ducati. «Man hat gesehen, dass große Fahrer für die V4R nicht geeignet sind. Das Bike verlangt einen sehr sauberen und präzisen Fahrstil, der weniger aggressiv ist, als der von Davies.»
Der Charakterkopf aus Ravenna ist ein Hochkaräter in der Superbike-WM. In sechs Jahren zwischen 2011 und 2018 beendete Melandri die WM immer in den Top-5, 2011 wurde er auf Yamaha Vizeweltmeister und im Jahr darauf auf BMW Gesamtdritter. Melandri gewann 22 seiner 189 Rennen und stand 75 Mal auf dem Podium. Seine letzte Saison bestritt er 2019 für die Yamaha-Satelliten-Truppe GRT. Weil bei der Entwicklung nicht auf ihn gehört wurde, gab er mit 37 Jahren frustriert auf.
Käme Melandri zurück, wäre es das größte Comeback seit der kurzen Rückkehr von Troy Bayliss 2015. Der Australier fuhr damals nach sieben Jahre Pause die Events in Australien und Thailand statt des verletzten Davide Giugliano für das Ducati-Werksteam.
Statt Melandri könnte auch Supersport-Weltmeister Randy Krummenacher bei Barni Ducati andocken. Der Schweizer hat aber gesagt, dass er nach seiner Trennung von MV Agusta erst alle rechtlichen Schwierigkeiten aus dem Weg räumen möchte, bevor er für ein anderes Team fährt. Das wird sich bis Jerez kaum bewerkstelligen lassen.
Auch Michele Pirro und Samuele Cavalieri, die für Barni die Italienische Superbike-Meisterschaft bestreiten, kommen in Frage.
Kalender Superbike- und Supersport-WM 2020:
28.2.–1.3. Phillip Island/AUS
31.7.–2.8. Jerez/Spanien
7.–9.8. Portimao/Portugal
28.–30.8. Aragon/Spanien
4.–6.9. Aragon/Spanien
18.–20.9. Barcelona/Spanien
2.–4.10. Magny-Cours/Frankreich
9.–11.10. San Juan/Argentinien*
6.–8.11. Misano/Italien*
*unbestätigt
Ohne Termin: Donington Park/GB, Assen/NL, Doha/Q
Gestrichen: Imola, Oschersleben