Alex Hofmann erklärt, weshalb Jonathan Rea dominiert
1949 wurde die erste Saison der Motorrad-WM mit Prototypen ausgefahren, 1988 folgte die erste der Superbike-WM. Über die Jahrzehnte kristallisierten sich regelmäßig Fahrer heraus, die einen Tick besser als alle anderen waren und ihre Epoche dominierten. Namen wie Giacomo Agostini, Mick Doohan, Valentino Rossi oder Carl Fogarty sind jedem Motorradfan ein Begriff.
In der MotoGP-WM erleben wir derzeit die Ära des Marc Marquez, in der Superbike-WM die des Jonathan Rea. Während der Spanier nach seinem Sturz in Jerez nach wir vor verletzt ist und 2020 kaum seinen fünften Titel in Folge gewinnen wird, ist Rea auf dem besten Weg zum sechsten in Folge! Der Nordire ist längst der erfolgreichste Superbike-Pilot, vergangenes Wochenende nahm er mit drei Laufsiegen in Portimao Scott Redding (Aruba.it Ducati) die WM-Führung ab.
«Jonathan Rea ist ein Ausnahmetalent», sagt der ehemalige WM-Pilot Alex Hofmann über den Briten. «Wir werden aber nie wissen, wie viel Ausnahme – weil er sich für diese Kategorie entschieden hat. Es gibt Rennfahrer, die würden nach drei oder vier Titeln in der Superbike-WM sterben und meinen, dass sie unbedingt in die MotoGP-WM müssen, um es sich dort zu beweisen. Und es gibt welche, die ganz intelligent für sich herausgefunden haben, dass sie sich in der Superbike-WM wohlfühlen und es für sie dort passt. Die Superbike-WM ist sein Ding, dort konnte er sich mit seinem extremen Talent eine super Truppe aufbauen. Jetzt kommen die Erfahrung, Gelassenheit und die ganzen Titel dazu, das macht es tendenziell leichter.»
Was macht der Kawasaki-Pilot besser als der Rest? «Der Teufel steckt immer im Detail», weiß Hofmann. «Seine extreme Ruhe und sein sanfter Fahrstil, den die Reifen von Pirelli verlangen, helfen ihm. Das Limit ist mit diesen Reifen schwammig, wenn du zu viel auf dem Motorrad herumhampelst, dann spürst du es nicht. Er hat für sich einen Stil und eine Motorradabstimmung entwickelt, die ihm permanent die Möglichkeit geben, das Limit dieses Pakets herauszufiltern. Auf einem Superbike ist alles weniger scharf, weniger deutlich, als auf einem MotoGP-Bike. Er hat sich aber alles so zusammengestellt, dass er genau weiß, wo das Limit ist. Das hat er besser hingekriegt als alle anderen.»
«Das sieht man auch bei den Fahraufnahmen und in seiner Linienwahl. Als ich früher für Aprilia in Portimão getestet habe, da waren Linien von Rea dabei, da fallen dir die Augen aus dem Kopf. Weil er ein extremes Fahrtalent ist und es dir selbst eben nicht leichtfällt, das mal eben so umzusetzen. So wie Marc Marquez in der MotoGP-Klasse nicht mehr viele Schwächen hat, ist das bei Johnny Rea in der Superbike-WM. Konstanz und Speed – er ist überall nahe 100 Prozent. Das macht ihn so dominant.»