BMW-Rennchef Marc Bongers betont: «Das ist ein No-Go»
Auch wenn es nur ein informelles Gespräch war: Seit dem letzten Treffen des Herstellerbündnisses MSMA sind sich die in der Superbike-WM engagierten Marken BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha einig, dass der Hubraum für Vierzylinder-Motoren in den kommenden Jahren auf 1000 ccm begrenzt bleiben soll. Aprilia hatte bei Promoter Dorna und dem Weltverband FIM angeregt, diesen für 2021 oder 2022 auf 1100 ccm erhöhen. Offiziell beantragt wurde das allerdings nie.
«Für uns ist das inakzeptabel, damit sind wir auch nicht alleine», meinte BMW Motorsport Direktor Marc Bongers zu einer möglichen Hubraumerhöhung. «Eine Balance of Performance, in einer Serie, in der die Basis gleich ist, ist eine geringe Anpassung. Wenn du aber Richtung anderer Hubraum gehst, dann wird die Balance of Performance eindeutig schwieriger. Es ist sehr komplex, das zu verifizieren und zu analysieren. Für die 300er hat die Dorna einen Algorithmus, um das auszugleichen. Da ist das aber eher eine Talentschmiede. Für die Supersport-WM gibt es Überlegungen, wie man eine MV mit 800 ccm oder eine Ducati mit 900 irgendwas Kubik in diese Serie reinkriegt. Das müssen sie auch balancieren, das ist höchst heikel.»
Der Niederländer weiter: «Wenn du eine Strecke hast, auf der du Drehmoment brauchst, dann bist du mit 1100 ccm besser. Hast du eine Strecke, auf der du Power brauchst, bist du mit dem anderen Konzept besser. Das zu balancieren, ist extrem schwierig. Wenn es fünf Hersteller gibt, die alle nach den gleichen Regeln arbeiten, dann sind wir der Meinung, dass du nicht einfach einen erlauben kannst, nur weil er was Schönes mit 1100 ccm gebaut hat und dem geben wir ein paar Kilogramm extra.»
Was viele in der Diskussion bislang außer Acht lassen: In der Superbike-WM wird mit seriennahen Motorrädern gefahren. Drastische technische Änderungen brauchen mehrere Jahre Vorlaufzeit.
«Wir haben Entwicklungszyklen von zwei bis vier Jahre für ein Motorrad», verdeutlichte Bongers gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das heißt, die anderen wissen auch, dass ihr nächstes Bike in vier Jahren eine 1000er ist, das wird jetzt festgelegt. Das kannst du nicht ein halbes Jahr vorher ändern. Wenn dann ein Hersteller mit einer fertig entwickelten 1100er daherkommt und sagt, er will nächste Saison mitfahren, dann ist das schlecht. Die anderen Hersteller hätten vielleicht auch anders entwickelt, hätten wir das vor drei Jahren gewusst. Dann wäre unser nächstes Modell vielleicht eine 1250er.»
«Wenn die Hersteller jetzt zusammensitzen und sagen, dass wegen der Abgaswerte des Serienbikes, des Lärms oder der Entwicklungskosten wir in Zukunft gerne in Richtung 1150 oder 1200 oder 1300 ccm gehen wollen, dann ist das ein Diskussionspunkt. Dann könnte man sich darauf einigen, dass ab 2025 die 1100er erlaubt werden. Aber es geht nicht, dass ich ein Motorrad fertig mache, dann rufe ich bei der Dorna und der FIM an und sage, dass ich nächstes Jahr komme. Das ist ein No-Go.»
Einziger Hersteller neben Aprilia mit einer passenden 1100er wäre Ducati. Der Hersteller aus Bologna hat aber extra eine spezielle Rennversion der Panigale V4 mit 998 ccm für die Superbike-WM gebaut. Das Management wäre nicht amüsiert, dürfte Aprilia in absehbarer Zeit mit 1100 ccm fahren.
«Deswegen muss man bei einer seriennahen Meisterschaft vier Jahre Vorlaufzeit geben», unterstrich Bongers. «Es ist nicht damit getan, dass man einfach das Loch im Motor größer bohrt und man einen dickeren Kolben reinmacht. Das sind Abermillionen Entwicklungskosten. Wenn so eine Regel zum Beispiel für 2022 kommt, dann kann kein Hersteller darauf reagieren. Du musst ein Serienmotorrad für sämtliche Märkte homologieren. BMW hat sich mit dem Ziel entschieden in diese Meisterschaft mit einem Werksteam einzusteigen, um das M zu vermarkten. Dann kannst du nicht einfach sagen, dass wir jetzt 1100 ccm machen.»