KTM in der MotoGP: Jetzt spricht Kinigadner

Hubraumlimit: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Kolumne von Ivo Schützbach
Chris Ponsson setzte in der Superbike-WM 2020 die alte Aprilia RSV4 mit 1000 ccm ein

Chris Ponsson setzte in der Superbike-WM 2020 die alte Aprilia RSV4 mit 1000 ccm ein

Für die Superbike-WM findet sich unter den Herstellern derzeit keine Mehrheit für die Erhöhung des gültigen Hubraumlimits von 1000 ccm für Vierzylinder-Motoren. Doch in Stein gemeißelt ist das nicht.

Seit Jahren zeichnet sich bei Serienmotorrädern der Trend zu immer mehr Hubraum ab. Die Aprilia RSV4 hat seit dem Modelljahr 2019 einen Hubraum von 1078 ccm. Und Ducati legte mit der V4R ein Sondermodell mit 998 ccm auf, um in der Superbike-Weltmeisterschaft startberechtigt zu sein – das Standardmodell V4S hat 1103 ccm. Aprilia war in der Saison 2020 offiziell nicht vertreten und verdankte seine SBK-Präsenz mit dem homologierten Motorrad nur dem privaten Einsatz von Chris Ponsson – mit bescheidenem Erfolg.

Hinter den Kulissen arbeitete Aprilia daran, in der Superbike-WM eine Hubraumerhöhung von 1000 auf 1100 ccm zu erreichen. Erst präsentierten die Italiener diese Idee WM-Promoter Dorna, dann dem Motorrad-Weltverband FIM. Voraussetzung dafür, dass sich die aus Vertretern der Dorna, FIM und dem Herstellerbündnis MSMA bestehende Superbike Commission mit dem Thema auseinandersetzt, ist Einigkeit unter den Herstellern.

Im September 2020 wurde klar: Die Mehrheit der Hersteller ist derzeit gegen eine Erhöhung des erlaubten Hubraums. Für 2021 und auch mindestens die drei folgenden Jahre bleibt es bei 1000 ccm für Vierzylinder-Maschinen. Denn die Hersteller brauchen mehrere Jahre Vorlaufzeit in der Planung eines neuen Motorrads. Sollte eines Tages die Hubraumerhöhung kommen, muss jeder Hersteller die Möglichkeit haben, zum Tag X ein passendes Serienmodell im Portfolio zu haben.

Mittelfristig wird dieses Thema wieder auf die Tagesordnung kommen, weil es die Entwicklung des Markts gebietet. Denn nicht nur Aprilia und Ducati sind bei den Serienmotorrädern jenseits der 1000 ccm angekommen. Die exotische Norton V4 hat 1200 ccm. MV Agusta hat den Vierzylinder-Motor der Brutale 1090 mit 1078 ccm. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die japanischen Hersteller sowie BMW in diese Region vorstoßen.

Die italienische Superbike-Serie hat sich bereits geöffnet und erlaubt seit 2020 einen Hubraum von 1100 ccm. Eine Balanceregel über Gewicht und Drehzahl harmonisiert die verschiedenen Motorräder. Prompt endete das Ducati-Abo auf den Titel; mit Lorenzo Savadori gewann Aprilia erstmals die Fahrer- und Konstrukteurswertung.

In der Supersport-WM kommt die Hubraumerweiterung voraussichtlich für 2022. Dann dürfen Dreizylinder 800 statt bislang 675 ccm haben, damit die Triumph 765 Street Triple und die MV Agusta F3 800 mitfahren können. Die Kapazität der Twins wird von 750 auf nahezu 1000 ccm erhöht, um die Ducati Panigale 955 im Feld zu haben. Auch die KTM Duke 890 R wäre dann erlaubt.

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