Technik der Honda Fireblade: Interessante Einblicke
Alvaro Bautista auf der Honda Fireblade mit drei R
Yuzura Ishikawa ist Hondas «Large Project Leader» sowohl für die käufliche Straßenversion der aktuellen Fireblade als auch für das Superbike-Projekt. Man will mit dem Superbike im Markt und auf der Rennstrecke erfolgreich sein, dafür wurde die radikalste CBR1000RR aller Zeiten gebaut, seit letztem Jahr als Triple-R.
SPEEDWEEK.com sprach mit Ishikawa über technische Details der Fireblade. Was aus der MotoGP-Klasse adaptiert, wieso auf gesplittete Drosselklappen verzichtet wurde und wie viel High-Tech in der Elektronik steckt.
Offiziell vorgestellt wird das Honda-Werksteam 2021 mit Alvaro Bautista und Leon Haslam am Dienstagmorgen um 10 Uhr.
Ishikawa-San, obwohl es an der aktuellen Fireblade technische Neuerungen gibt, scheint das Chassis dem Vorgängermodell von 2019 sehr ähnlich zu sein. War keine technische Revolution erforderlich oder wurde aus Kostengründen darauf verzichtet?
Es sieht so aus, als hätten wir keine revolutionäre, neue Chassis-Technologie oder dergleichen, doch der Fokus bei der Konstruktion der neuen Fireblade lag auf dem Renneinsatz. Das heißt: Wir brauchen die passende Fahrwerksgeometrie in Kombination mit der korrekten Fahrwerksbalance und der richtigen Gewichtsverteilung für den Renneinsatz. Die Fahrwerksdaten sind deshalb sehr nahe an jenen des MotoGP-Renners. Es schaut nicht spektakulär aus, doch unsere Techniker haben die Funktionalität aus MotoGP in ein alltagstaugliches Serienmotorrad transferiert und dabei auch noch ein genügend breites Spektrum an Einstellmöglichkeiten integriert.
Welche Anpassungen mussten am Serienchassis für den Einsatz in der Superbike-WM vorgenommen werden?
Der Hauptrahmen entspricht komplett dem Serienbauteil, denn dieses Chassis wurde mit Slick-Reifen entwickelt. Hingegen verwenden wir völlig andere Teile für die Schwinge und die Gabelbrücken.
Das Serienmotorrad hat keine gesplitteten Drosselklappen, darum kann Honda solche nicht in der Superbike-WM verwenden – warum nicht? Vor fünf Jahren wollten alle Fahrer solche getrennt betätigten Drosselklappen haben.
Wir können eine sanfte Gasannahme in langsamen Kurven mit der Motorelektronik erreichen, gesplittete Drosselklappen brauchen wir dazu nicht. Darum haben wir darauf verzichtet.
Die Drosselklappen sind so nahe am Motor, es sieht so aus, als befänden sie sich im Zylinderkopf, sehr nahe an den Einlassventilen. Was ist der Vorteil?
Diese Anordnung ist sehr ähnlich wie in MotoGP. Es bewirkt eine höhere Leistung und ein gutes Ansprechverhalten. Dazu erhöhen nahe am Zylinderkopf platzierte Drosselklappen das Volumen der Airbox.
Was ist sonst noch speziell an diesem Motorrad, das man nicht auf den ersten Blick sieht, was ihr aber haben wolltet, um in der Superbike-WM erfolgreich zu sein?
Wir verwenden spezielle Materialien, zum Beispiel für die Kolben. Ebenso sind die Nockenwellen mit einer reibungsmindernden Beschichtung versehen, die aus dem Rennsport kommt.
Wie weit fortgeschritten ist die Elektronik, die ihr in der Superbike-WM einsetzt?
Grundsätzlich verwenden wir unsere eigene Software, welche das Wissen aus MotoGP und anderen Rennserien integriert. Nach meiner Einschätzung ist das unser bestes Elektronik-Paket. Und wir haben noch Potenzial für weitere Fortschritte. Wer Honda kennt, der weiß: Wir gehen immer weiter. Wenn einer eine gute Idee hat, kann er sie einbringen und verwirklichen. Derzeit verwenden wir für viele Parameter geschlossene Regelkreise. Damit können wir die Leistungsentfaltung ausgleichen, damit es sich für den Fahrer linear anfühlt. Dazu reicht ein simpler geschlossener Regelkreis natürlich nicht aus, die Elektronik muss ähnlich wie ein Fahrer ein Feedback vom Motorrad erfühlen und dann handeln. Wir versuchen die Verzögerung soweit zu verkürzen, dass sie der Fahrer nicht mehr wahrnimmt.