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Empörung bei Kawasaki – klarer Standpunkt der FIM

Von Ivo Schützbach
Dass auch die neue Kawasaki ZX-10RR nur 14.600/min drehen darf, sorgt beim Auftakt der Superbike-WM in Aragon für viel Gesprächsstoff. FIM Technical Director Scott Smart im exklusiven Interview.

Die Ducati Panigale V4R hat derzeit eine vom Motorrad-Weltverband FIM definierte Maximaldrehzahl von 16.100/min, die Honda CBR1000RR-R darf 15.600/min drehen, die neue BMW M1000RR 15.500/min und die Yamaha R1 14.950/min.

Kawasaki hat zwar ein neues Homologationsmodell der ZX-10RR, trotzdem hat die FIM die letztjährige Maximaldrehzahl von mageren 14.600/min beibehalten. Das sorgt bei Kawasaki für Empörung.

SPEEDWEEK.com setzte sich im MotorLand Aragon mit Scott Smart, dem FIM Technical Director für die Superbike-WM, zum Vier-Augen-Gespräch zusammen.

Scott, weshalb gesteht ihr der neuen Kawasaki ZX-10RR keine höhere Maximaldrehzahl zu?

Vorab: Die Homologation eines Motorrads ist nicht dasselbe wie die technischen Bestimmungen, auch wenn sie im gleichen gelben Buch stehen.

Bei der Homologation prüfen wir ein Motorrad und schauen, ob die eingereichten Dokumente für das Bike mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Das machen wir für sämtliche Meisterschaften weltweit, wir bestätigen, ob ein Motorrad korrekt ist oder nicht.

Sobald ein Hersteller an seinem Motorrad Änderungen vornimmt, müssen diese Dokumente angepasst werden. Wenn du zum Beispiel etwas am Ölfluss im Motor änderst, eine Winzigkeit, erfordert das keine neue Homologation, es muss aber in den Dokumenten vermerkt sein.

Eine neue Homologation braucht es, wenn es große Änderungen wie ein neues Chassis gibt oder wenn maßgebliche Teile im Motor verändert werden.

Die neue Kawasaki hat eine neue Verkleidung und sie haben andere Komponenten verändert, die für die Superstock-Klasse wichtig sind. Wir haben diese Klasse zwar nicht mehr im Rahmen der Superbike-WM dabei, in vielen Ländern ist das aber nach wie vor eine große Kategorie. Es war klar, dass Kawasaki für CIV oder BSB eine neue Homologation braucht.

Für die Superbike-WM mussten wir beurteilen, ob der Motor neu ist. Aufgrund des Reglements mit den Konzessionsteilen dürfen viele Teile im Motor geändert werden, davon ausgenommen ist der Kolben. Nur weil ein Hersteller einen anderen Kolben in seinem Motor hat, ist das für uns aber kein neuer Motor – das ist nur eine neue Komponente. Wenn der Basismotor der gleiche bleibt, dann geht es mit der vorgeschriebenen Maximaldrehzahl aus dem Vorjahr weiter.

Kawasaki dachte sich, dass sie nur ein neues Homologationsmodell brauchen, um anschließend mehr Drehzahl zu bekommen?

Diesen Fehler hat sonst niemand gemacht, nur Kawasaki.

Zum letzten Mal haben sie 2019 ein neues Motorrad gebracht, als sie die ZX-10RR eingeführt haben. Damals gab es weitreichende Änderungen am Motor. Obwohl sie das Kurbelgehäuse beibehielten, war im Inneren sehr viel neu. Der Zylinderkopf war neu und der Motor funktionierte auch anders.

Es ist also nicht damit getan, dass ein Hersteller sein bisheriges Motorrad unter neuem Namen homologieren lässt?

Genau, das gilt es zu verhindern.

Ich gebe dir ein Beispiel: Als Ducati mit der Panigale V4R den ersten Teil der WM-Saison 2019 dominierte, haben wir die Maximaldrehzahl um 250/min verringert. Hätten sie diese zurückhaben wollen, hätten sie für 2020 ein neues Motorrad unter anderem Namen homologieren und einige Details ändern können. Solange diese Änderungen aber keinen Einfluss auf die Performance des Motors haben, ändert sich nichts an der definierten Maximaldrehzahl. Ansonsten würde das ganze Balance-System ab absurdum geführt.

Die Entscheidung gegen Kawasaki beschert dir viele Diskussionen?

Solche Diskussionen gibt es jedes Jahr, dieses Mal sind sie aber offensichtlicher.

Solche Entscheidungen werden von der Technischen Kommission getroffen, die aus vier Personen besteht. Die Abstimmung erfolgt anonym und niemand von uns hatte Zweifel daran, dass dieser Kawasaki-Motor dieselbe Basis hat wie das Vorgängermodell.

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