Überraschung: Chaz Davies erklärt seinen Rücktritt
Beendet seine erfolgreiche Karriere: Chaz Davies
Den Anfang vom Ende der glanzvollen Karriere von Chaz Davies erlebten wir vergangenen Herbst in Estoril. Damals wurde dem Waliser von Ducati mitgeteilt, dass er seinen Platz im Aruba-Werksteam für 2021 an den neun Jahre jüngeren Michael Ruben Rinaldi abtreten muss.
Dank der Unterstützung von Sponsor Aruba und Feel Racing kam Davies Ende November im Team Go Eleven Ducati unter und pilotiert dort dieses Jahr eine dritte Werks-Panigale. Doch seine Saison ist von Verletzungen durchzogen, Chaz schaffte es nur einmal als Zweiter in Estoril aufs Podium und lediglich fünfmal in die Top-5. Derzeit liegt er mit 120 Punkten auf dem zwölften WM-Rang. Die Events in Jerez und Portimao verpasst er wegen zwei gebrochener Rippen und Prellungen am ganzen Körper und wird von Loris Baz ersetzt, nachdem er in Barcelona von Lucas Mahias abgeschossen wurde.
Am Donnerstag um 18 Uhr gab es von Davies am Circuito de Jerez überraschend eine Pressekonferenz, in welcher der 34-Jährige seinen Rücktritt zum Saisonende mitteilte.
Die Ehe zwischen Davies und dem Top-Management von Ducati liegt seit einem Jahr in Trümmern; dem 32-fachen Laufsieger bietet sich für 2022 kein attraktives Motorrad in der Superbike-Weltmeisterschaft, nachdem er im Honda-Werksteam abgeblitzt ist.
Davies fährt seit 2012 in dieser Klasse, nachdem er in der Saison davor auf Yamaha Supersport-Weltmeister wurde. Chaz gewann für Aprilia, BMW und Ducati, er wurde dreimal Vizeweltmeister und zweimal WM-Dritter. Zwischen 2015 und 2018 war der Mann aus Knighton der härteste Widersacher von Rekordchampion Jonathan Rea (Kawasaki).
Der 100. Podestplatz blieb Davies bislang verwehrt, bei den beiden Übersee-Events zum Saisonende in Argentinien und Indonesien hat er noch sechs Chancen. Ebenfalls Teil seiner beeindruckenden Erfolgsstatistik: 37 schnellste Rennrunden und 7 Pole-Positions.
Chaz Davies wurde am 10. Februar 1987 geboren und bestritt bereits mit acht Jahren die Britische Minimoto-Meisterschaft. Früh zeichnete sich ab, dass er eine Karriere als Profi anstrebt, seit 2002 fährt er international.
Die Achtelliter-Klasse erwies sich aufgrund seiner Größe schnell als zu klein, so stieg Davies 2003 in die 250er-WM auf. Im Team von Dieter Stappert fuhr er bis 2005 eine Aprilia. Seine beste Saison absolvierte er 2004 als WM-13., sein bestes Einzelergebnis ist ein fünfter Platz in Valencia.
2006 war ein für Davies entscheidendes Jahr. In der 250er-WM wechselte er das Team mehrfach und entschied sich dann frustriert für den Wechsel in die Amerikanische Supersport-Serie. Fortan fuhr der Waliser ausschließlich Viertakter und gewann 2008 sogar das prestigeträchtige Daytona 200.
Beim MotoGP-Meeting 2007 in Laguna Seca ersetzte er bei Pramac Ducati den verletzten Alex Hofmann und fuhr auch die Rennen auf Phillip Island, in Sepang und Valencia. Ein weiteres Engagement ergab sich daraus nicht.
Nach einer weiteren Saison in der AMA (2008) kehrte Davies 2009 nach Europa zurück und dockte beim ParkinGO-Team in der Supersport-WM an. 2010 wurde er mit einer Triumph WM-Vierter, mit einer Yamaha R6 gewann er 2011 die Weltmeisterschaft mit sechs Siegen und acht Top-3-Ergebnissen.
Als Supersport-Weltmeister stieg Davies mit seinem Team in die Superbike-WM 2012 auf. Bereits in seiner ersten Saison fuhr er mit einer Aprilia RSV4 auf dem Nürburgring seinen ersten Laufsieg ein, erreichte insgesamt vier Podestplätze und wurde WM-Neunter. Als BMW-Werksfahrer etablierte sich Davies 2013 im Kreis der Top-Piloten. Die Saison beendete er als WM-Fünfter, mit drei Siegen und sechs Podestplätzen.
Ducati wurde auf den großgewachsenen Davies aufmerksam und verpflichtete ihn als Nachfolger für den 2013 zurückgetretenen Carlos Checa im Werksteam. Doch Ducati machte in der seriennahen Weltmeisterschaft eine schwere Zeit durch, die Panigale R erwies sich als nicht konkurrenzfähig. Erst 2015 fuhr Davies die ersten Siege mit dem V2-Motorrad ein und war ab dann ein potenzieller Sieganwärter. Mit fünf Lausiegen wurde er Vizeweltmeister 2015, mit erstaunlichen elf Siegen aber nur WM-Dritter 2016, um 2017 (7 Siege) und 2018 (2 Siege) erneut Vizeweltmeister zu werden – immer im Ducati-Werksteam.
In der Superbike-WM 2019 brachte Ducati mit der Panigale V4R erstmals eine Vierzylinder-Maschine an den Start, mit welcher Davies die erste Saisonhälfte strauchelte. Erst in den letzten Rennen kam der Waliser besser in Schwung und fuhr in Laguna Seca seinen ersten Laufsieg ein – es sollte der einzige Saisonsieg bleiben. Als WM-Sechster beendete Davies das erste Jahr mit der V4-Ducati.
2020 war die letzte Saison von Chaz Davies im Ducati-Werksteam. Zwar wurde er mit zwei Laufsiegen und neun Podestplätzen WM-Dritter, doch er stand im Schatten seines neuen Teamkollegen Scott Redding, der Vizeweltmeister wurde.