Marco Melandri: «Der Jugend wird der Spaß genommen»
Marco Melandri hat eine neue Leidenschaft gefunden
Marco Melandri zählt zu den Hochkarätern im Motorradrennsport. 1997 gab er in der 125er-WM sein internationales Debüt, als 250-ccm-Weltmeister 2002 stieg der Italiener in die MotoGP-Klasse auf und wechselte 2011 in die Superbike-WM.
Bis 2018 beendete der Mann aus Ravenna die Weltmeisterschaft immer in den Top-5. 2011 wurde er auf Yamaha Vizeweltmeister und im folgenden Jahr auf BMW Gesamtdritter. Melandri gewann 22 seiner 200 Rennen und stand für Yamaha, Aprilia, BMW und Ducati 75 Mal auf dem Podium.
Seine letzte volle Saison bestritt er 2019 für die Yamaha-Satelliten-Truppe GRT. Zuletzt vertrat er 2020 bei Barni Ducati den verletzten Leon Camier und erklärte nach vier Meetings endgültig seinen Rücktritt.
Seitdem widmet sich der mittlerweile 39-Jährige seiner Familie und vertreibt sich die Zeit mit seinen Hobbys – der Fliegerei und Mountainbiken.
Melandri war zu seiner Zeit einer der jüngsten Piloten, die in der Weltmeisterschaft debütierten. Seine erste volle Saison fuhr er mit 15 Jahren, bei seinem ersten Sieg war er 16 Jahre alt – in der heutigen Moto3 und Supersport-WM 300 ist das Normalität. Und nach tragischen Unfällen wie die von Jason Duspasqier und Dean Vinales wird darüber diskutiert, ob diese Entwicklung korrigiert werden müsste.
«Schon zu meiner Zeit waren die Kids früh dran, aber es machte mehr Spaß», betonte Melandri im Gespräch mit unseren Kollegen von corsedimoto. «Jetzt gibt es die Akademien für Kinder, die von klein auf bereits Profis sind. Du gehst mit ihnen mehrmals die Woche zum Training. Zu dieser Zeit muss man da sein, dann und dann ist es vorbei. Es sollte aber stattdessen eher wie ein Spiel sein. Und wenn einer mit 12 oder 13 Jahren mit Talent hervorsticht, sollte man das ernsthaft unterstützen. Aber wenn man die Kids sofort darauf trimmt, Profis zu werden – berühmt und reich – nimmt man ihnen den Spaß am Fahren.»
Auch das technische Konzept der Nachwuchsserien hat nach Meinung von Melandri einen Anteil daran, dass sich in den Rennen gefährlich große Gruppe bilden.
«Solche Unfälle, wo ein Fahrer nach einem Unfall mitten auf der Strecke liegen bleibt, ist großes Pech und man wird kaum etwas dagegen machen können. Das Problem sind meiner Meinung nach aber all diese Meisterschaften mit langsamen Motorrädern und mit denen unweigerlich das Feld sehr dicht ist», grübelte der Familienvater. «Der Windschatten wird zum wichtigsten Faktor, und keiner kann fahrerisch einen Unterschied ausmachen. Und wenn viele Piloten dicht zusammen sind, sagt das Gesetz der Logik, dass etwas passieren kann. Auch weil man mit diesen Bikes technisch nichts lernt, weder Strategie noch sonst was.»