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Chris Sannwald: Der Mann mit den magischen Händen

Von Ivo Schützbach
Kaum ein Rennfahrer im SBK-Fahrerlager leistet sich an den Rennwochenenden einen persönlichen Gesundheitsbetreuer vor Ort. Christoph Sannwald kann seinen Kunden auf vielerlei Weise helfen.

Jo Leberer brachte es als erster Physiotherapeut in der Formel 1 zu einiger Bekanntheit, weil er mit Größen wie Niki Lauda und Ayrton Senna gearbeitet hat. Und das seit den 1970er-Jahren, als das Thema Fitness und physiotherapeutische Betreuung noch keine tragende Rolle im Motorsport spielte.

Im Superbike-Fahrerlager leistet sich das Kawasaki-Werksteam seit einigen Jahren einen Arzt und einen Physiotherapeuten, die sich exklusiv um die eigenen Fahrer kümmern. Auch das deutsche Bonovo-Team hat einen Physiotherapeuten dabei, der sich um alle vier BMW-Fahrer kümmert.

John Laverty als gelernter Physiotherapeut behandelte immer wieder mal Bruder Eugene oder auch Chaz Davies.

Die meisten Fahrer gehen aber in die Clinica mobile, wenn es wo zwickt oder wehtut. Denn die dortigen Behandlungen sind im Nenngeld inbegriffen.

Seit diesem Jahr bietet Christoph Sannwald seine Dienste im SBK-Paddock an. Der Hüne aus Blaustein bei Ulm arbeitet seit Anfang 2020 mit Patrick Hobelsberger, der Deutsche Meister fährt seit diesem Jahr wieder in der Weltmeisterschaft, für das Team Kallio Yamaha.

Zum Rennsport kam Sannwald per Zufall, auf einer Anglermesse lernte er Tim Stadtmüller kennen. Der ehemalige IDM-Pilot aus Winnenden lud ihn daraufhin nach Schleiz ein, «so etwas hatte ich noch nie gesehen», erzählte der Schwabe beim Zusammensitzen mit SPEEDWEEK.com. «Das hat mir gut gefallen und ich dachte mir, dass ich mit Sport und Ernährung vielleicht etwas machen könnte. Ich arbeitete damals in einem Fitnessstudio und machte nebenher sämtliche Trainerlizenzen. Dann stieg ich um auf Personal-Trainer und lernte noch Massage und Kinesiotaping dazu. Als das mit dem Rennsport anfing, dauerte es zwei IDM-Veranstaltungen, dann hatte ich fünf Fahrer, irgendwann habe ich das ganze Fahrerlager massiert. Ich massierte jeden Tag 12 oder 13 Stunden, das geht nicht, das ist zu viel. Zum Schluss war es so, dass ich selbst meine Pausen als Termine vergeben hatte und sich die Fahrer sogar die 30-minütigen Termine noch teilten. Das waren dann an einem Tag 30 bis 40 Fahrer, von morgens um 9 bis teilweise 23 Uhr.»

Dieses Jahr beschränkt sich Sannwald bei fünf IDM-Veranstaltungen auf die Exklusivbetreuung von fünf Fahrern: Zwei Superbike, zwei Supersport und einer Supersport 300.

Mehr Events kann er wegen Überschneidungen mit SBK nicht machen, wo er mit Hobelsberger arbeitet und auch nach dem jungen Lennox Lehmann aus dem Freudenberg-KTM-Team schaut. Weitere Fahrer haben sich bereits nach einer möglichen Zusammenarbeit erkundigt.

Der passionierte Angler kann einem Fahrer einen kompletten Trainings- und Ernährungsplan erstellen, «auf der Rennstrecke mache ich Massagen, Kinesiotaping und Sturzbehandlungen», ergänzte er. «Wenn ein Fahrer muskuläre Schmerzen hat, weil die Muskeln bei einem Sturz geschockt wurden und sich verspannen, dann lockere ich diese. Meistens kommen meine Fahrer nach dem ersten Training oder wir sprechen darüber, wo es zwickt. Man kann mit Tapes und den richtigen muskulären Entspannungstechniken viel machen, auch gegen Arm-pump.»

Die Vorteile gegenüber der Clinica mobile liegen auf der Hand: Während die Fahrer dort einen Termin brauchen und eine individuelle Betreuung kaum möglich ist, kann Sannwald genau diese seinen Kunden zuteilwerden lassen.

«Hinzu kommt», bemerkte Chris, «dass ich meine Fahrer auswendig kenne, weil ich bereits die Vorbereitung während der Off-Season mit ihnen gemacht habe. Da weiß ich genau, wo ich hin fassen muss. Es macht Sinn, dass vor allen die Werksteams jemanden haben, der die Fahrer bei der Hand nimmt. Das ist Hochleistungssport, in dem die Piloten über 40 Minuten in einem Pulsbereich von 180 oder 190 sind. Danach ist der Körper ausgesaugt und leer, da muss man vorbeugen und richtig regenerieren. Wenn ich perfekt abgestimmte Betreuung mache, kann ich pro Klasse maximal zwei Fahrer haben, also sechs pro Paddock. Sonst kann ich die Qualität nicht abliefern und die Betreuung nicht gewährleisten. Und das will ich nicht. Es geht nicht um Abfertigung, sondern um qualitativ hochwertige Betreuung. Ich habe noch nie Werbung gemacht, ich lebe von Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Propaganda.»

Kommendes Wochenende ist Sannwald beim Mugello-GP und betreut dort Marcel Schrötter (Moto2) und Hikari Okubo (MotoE). «Mit Marcel werde ich so oft wie möglich unterwegs sein, die Behandlungen helfen ihm», bemerkte der 36-Jährige. «Wir verstehen uns auch blendend.»


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