Wegen Parkinson: Frankie Chili lebt zurückgezogen
So haben langjährige Superbike-Fans Frankie Chili in Erinnerung
2018 bekam Pierfrancesco «Frankie» Chili die schockierende Diagnose Parkinson. Der 17-fache Superbike-Laufsieger suchte damals einen Arzt auf, weil ihn das Zittern seiner Hände beunruhigte. Diese Erkrankung führt zu motorischen Störungen, die im Endstadium ein normales Leben unmöglich machen. Eine Heilung gibt es nicht, mit Medikamenten lässt sich der Verlauf nur verlangsamen.
Mitte September 2020 machte er seine Erkrankung öffentlich.
«Als meine Hände zu zittern begannen, habe ich verschiedene Ärzte um Rat gefragt», schilderte Chili im September 2020 auf WorldSBK.com. «Zwei beschwichtigten und beruhigten mich. Aber ich suchte noch einen dritten Doktor auf. Er untersuchte mich eingehender und stellte mir dann die Diagnose – ich habe Parkinson. Das war im Jahr 2018. Am Anfang war es schwer zu akzeptieren. Ich versuche, die Krankheit mit Tabletten und Medikamenten unter Kontrolle zu halten. Ich habe weniger Energie, mental bin ich aber aktiv, damit ich mich beschäftigt halte.»
Aktiv war Chili sein ganzes Leben. Seine Motorradsportkarriere begann er 1982, sein größter Förderer war sein Onkel Pierluigi Aldrovandi, der Anfang der 1980er-Jahre an der Motorrad-WM teilnahm und 1985 die Achtelliter-Europameisterschaft gewann. 1983 gelang Chili der erste Erfolg – er entschied die italienische 125-ccm-Junioren-Meisterschaft für sich. Zwischen 1986 und 1993 fuhr er in der 250er- und 500er-WM beachtliche Erfolge ein, gewann in beiden Zweitaktklassen Rennen und stand mehrfach auf dem Podium.
Nachdem er 1994 kein GP-Team mehr gefunden hatte, fand der beliebte und kampfstarke Chili in der Superbike-WM ein neues Betätigungsfeld. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre bis Anfang der 2000er-Jahre gehörte Frankie zu den meistrespektierten Piloten im Paddock der seriennahen Weltmeisterschaft. Neben 17 Laufsiegen erreichte er 61 Podestplätze und gewann zehnmal die Superpole. 1998 glänzte er mit Ducati, 2000 mit Suzuki, als WM-Vierter. Nach der Saison 2006 zwang eine Verletzung den Italiener zum Rücktritt (Beckenbruch beim Trial, als Folge eine Entzündung am Bein).
Warum er so beliebt war, wunderte den seit Montag 58-Jährigen selbst.
«Ich glaube, es liegt einfach daran, dass ich ein ziemlich normaler Typ bin», mutmaßte Chili. «Wenn ich gewonnen habe, dann war das für alle, nicht nur für mich selbst oder für mein Team. Ich denke, die Leute mögen mich, weil ich ihnen etwas zurückgegeben habe. Manchmal habe ich es im Rennen übertrieben und stürzte, aber so war ich nun einmal. Ich bin Rennen nie mit dem Taschenrechner gefahren, ich wollte einfach nur gewinnen.»
Frankie Chili wurde zuletzt 2018 beim Superbike-WM-Meeting in Misano gesehen, verfolgt aber die MotoGP- und Superbike-WM weiter aufmerksam. Wie SPEEDWEEK.com aus dem Umfeld des Italieners in Erfahrung bringen konnte, schreitet seine heimtückische Erkrankung offenbar langsam voran. Obwohl es ihm physisch und psychisch soweit gut geht, meidet er die Öffentlichkeit. Frankie lebt mit seiner Familie in Rimini, sie betreibt dort zwei Badestrände und vermietet Gästezimmer an Touristen.