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Gerloff & Nozane unter Druck: Yamaha beobachtet genau

Von Ivo Schützbach
Die Yamaha-Verträge von Garrett Gerloff und Kohta Nozane für die Superbike-WM enden nach dieser Saison. Rennchef Andrea Dosoli schildert im Exklusiv-Interview, was er von ihnen erwartet.

Der Texaner Garrett Gerloff fährt dieses Jahr seine dritte Saison in der Superbike-WM, Kohta Nozane seine zweite. Beide stehen bei Yamaha unter Vertrag und haben im Giansanti Racing Team (GRT) nahezu identisches Material wie Weltmeister Toprak Razgatlioglu und Andrea Locatelli im Pata-Werksteam.

Gerloff hat in seinen ersten beiden WM-Jahren fünf Podestplätze und die Gesamtränge 11 und 7 erobert. Für Schlagzeilen sorgte er aber auch mit unüberlegten oder überhasteten Aktionen, bei denen er Gegner abräumte. Unzweifelhaft ist: Der 26-Jährige verfügt über jede Menge Speed und Talent.

Nozane, der Japanische Superbike-Champion von 2020, fällt in der Weltmeisterschaft nur selten auf. In seinen bislang 46 Rennen schaffte er nur zwei einstellige Ergebnisse: Im Vorjahr als Neunter im Sprintrennen in Aragon und als Siebter im zweiten Hauptrennen in Indonesien. Diese Saison hat Kohta erst neun Punkte und ist WM-21.

«Es ist unklar, in welche Richtung es mit den beiden geht», sagte Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com. Denn die Verträge von Gerloff und Nozane laufen nach dieser Saison aus. «Garrett hatte einiges Pech, in Assen kollidierte er mit Rea und musste aufgeben. In Estoril verletzte er sich, war aber Schnellster im FP1 und Dritter am Freitag. In Misano war er nicht 100-prozentig fit. Ich werde mir Garrett und Kohta noch einige Rennen anschauen und erst dann eine Entscheidung treffen.»

Alle bei Yamaha fragen sich, weshalb Gerloff sein außergewöhnliches Können seit dem Assen-Vorfall Ende Juli 2021, damals schoss er Markenkollege Razgatlioglu in der ersten Kurve ab, nicht mehr in herausragende Ergebnisse ummünzen kann. Nach zwölf Rennen in diesem Jahr liegt er mit 34 Punkten auf WM-Position 12, wobei er in den Estoril-Rennen verletzt gefehlt hat.

Es ist offensichtlich: Gerloff hat ein mentales Problem.

«Sobald das abgehakt ist, sehen wir ihn in alter Stärke», ist Dosoli überzeugt. «Er muss diese Vorfälle hinter sich lassen. Das ist ein Prozess, es wird Schritt für Schritt besser. Wir haben ihm jegliche Unterstützung angeboten, er hat sich aber für seinen eigenen Weg entschieden. Im Winter ging er zurück nach Hause und kam entspannter zurück. Wenn ein Fahrer schnell ist, dann bekommt man den Rest hin. Fehlt es an Speed, wird es schwierig.»

Kaum jemand im SBK-Fahrerlager geht davon aus, dass bei Nozane auf einmal der Knoten aufgeht. Doch Yamaha Japan steuert wegen ihm einen erheblichen Teil zum Budget von GRT bei.

Würde Yamaha 2023 statt mit Nozane mit Supersport-Weltmeister Dominique Aegerter aus der Schweiz oder mit dem Britischen Superbike-Meister Tarran Mackenzie aus Schottland antreten, müsste diese Budget-Lücke geschlossen werden.

Dosoli will das Pferd nicht von hinten aufzäumen. «Wir schauen stattdessen, wie wir den jeweiligen Markt nach unserer Fahrerwahl einbinden können», betont der Italiener. «Natürlich haben wir im Hinterkopf, wie wichtig ein Markt ist. Kohta ist wichtig für den asiatischen Markt, Garrett für die Vereinigten Staaten. Momentan sind wir in der glücklichen Lage, dass sich unsere Fahrerwahl mit der Wichtigkeit von Märkten deckt. Italien ist einer der wichtigsten Märkte in Europa und wir haben Locatelli. Und mit Toprak haben wir einen Türken. Das heißt aber nicht, dass sich unsere Fahrerwahl immer nach dem Markt richten muss.»


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