Warum Davide Giugliano mit nur 28 Jahren aufhörte
Heute jubelt Davide Giugliano über die Erfolge seiner Piloten
Davide Giugliano verkörperte einst Italiens Hoffnung in der Superbike-WM. Der Römer fuhr zwischen 2012 und 2018 in der Top-Kategorie, davor war er im Superstock-1000-Cup unterwegs, den er 2011 im Ducati-Team Althea Racing gewann. Was Giugliano auszeichnete, war sein bedingungsloser Einsatz, den er aber allzu oft mit einem Sturz bezahlte.
Mit Ducati feierte der 32-Jährige zwölf seiner 14 Podestplätze, seine beste WM-Platzierung Rang 6 in der Superbike-WM 2013, ebenfalls mit Althea. Mit dem Ducati-Werksteam erreichte er zwischen 2014 und 2016 die WM-Platzierungen 8, 11 und 7. Anschließend hatte Giugliano nur noch vereinzelte Einsätze für Honda und Aprilia, bis er seine aktive Karriere Ende 2018 beendete – mit gerade mal 28 Jahren.
«Ich habe mich Ende 2018 von Rennen verabschiedet, weil mir klar wurde, dass ich nicht hundertprozent geben würde», erklärte Giugliano unseren Kollegen von motosprint. «Ich hatte interessante Angebote, die ich abgelehnt habe, weil eine Überzeugung von 99 Prozent meiner Meinung nach nicht ausreichten, um würdig zu konkurrieren. Ich war ehrlich zu anderen und vor allem zu mir selbst. Meine Mentalität als leidenschaftlicher und wettbewerbsfähiger Sportler hat das fehlenden eine Prozent nicht akzeptiert. Es mag wie eine Kleinigkeit erscheinen, aber so wie ich bin, war es das nicht.»
Einen Laufsieg konnte Giugliano in der Superbike-WM nicht einfahren, oftmals stürzte er in aussichtsreicher Position liegend. In seiner heutigen Funktion als Teamchef hat der Römer herausgefunden, warum er den Durchbruch nicht schaffte.
«Das fahrerische Können ist ein grundlegender Bestandteil dieses Sports, aber es ist nicht der einzige. Rückblickend vermisste ich den richtigen Umgang mit meinen Emotionen», gab Giugliano zu. «Ich war so leidenschaftlich, dass ich alles ruiniert habe. Ich habe das Wochenende im Extremmodus erlebt. Ein einziges kleines Detail genügte, um die Burg zum Einsturz zu bringen. Wenn ich meinen Namen nicht unter den Top-3 auf dem Zeitenmonitor sah, fingen meine Probleme an – weil ich nicht in der Lage war, mit Emotionen umzugehen. Ich habe mein Talent verschwendet.»
Die Liebe zur Superbike-WM und zu Ducati ist aber geblieben. Seit 2022 setzt Giugliano in der Supersport-WM ‹next generation› zwei 955 V2 mit den Brüdern Filippo und Federico ein. Als Filippo in Estoril schwer stürzte und mit einem mehrfachen Beckenbruch für den Rest der Saison ausfällt, verpflichtete Giugliano den Spanier Isaac Vinales als Ersatz.