Michael Rinaldi: Rossi wird mit anderen Augen gesehen
Angesichts der am vergangenen Wochenende in Magny-Cours noch offenen Vertragsverlängerung mit seinem Team Aruba.it Ducati war Michael Rinaldi die Anspannung anzumerken. Dabei war schon vorher zu «99,99 Prozent» sicher, dass er eine dritte Saison im Team bleiben darf. Es fehlte nur noch eine finale Zusage aus dem Topmanagement von Ducati.
Rinaldi begann in Magny-Cours mit den Plätzen 6 und 7 und konnte sein Wochenende mit Platz 2 im zweiten Hauptrennen hinter Weltmeister Toprak Razgatlioglu (Yamaha) krönen.
Was noch wichtiger war: Mit seinen gesamt 33 Punkten aus Frankreich konnte er Andrea Locatelli (Yamaha), der nur 18 Punkte holte, in der Gesamtwertung überholen und ist jetzt Vierter.
Den Vertrag mit Rinaldi haben Aruba und Ducati inzwischen erwartungsgemäß für 2023 verlängert, auch wenn das erst nächste Woche verlautbart wird.
Rinaldi ist für gewöhnlich lustig, lacht meistens und ist zu Scherzen aufgelegt. In Magny-Cours präsentierte er sich ernst und verschlossen.
«Ich habe das beim Barcelona-Test verstanden und werde es so bis zu meinem Karriereende beibehalten», meinte er, darauf angesprochen. «Man muss auf gewisse Weise professionell sein und es gebührt nur wenigen Personen, deine wahren Gefühle zu kennen. Deshalb habe ich entschieden, ab jetzt so zu sein. An meinen Zielen hat sich deswegen nichts verändert, ich will nur professioneller auftreten. Ich werde freundlich wie immer sein, aber es ist die Zeit gekommen, dass ich mein Verhalten gegenüber anderen anpasse.»
Der 26-Jährige weiter: «Wenn man für ein Werksteam fährt, ist der Gewinn der Meisterschaft das Ziel, und die habe ich noch nicht gewonnen. Würde ich für Go Eleven fahren, wäre ich mit den Ergebnissen glücklich, nicht aber als Werkspilot. Man darf nicht stehen bleiben. Die Ansprüche sind höher und man muss sich anpassen.»
«Ein Valentino Rossi kann tun, was er will, weil er neunfacher Weltmeister ist», bemerkte Rinaldi. «Und ich finde gut, was er machte. Aber wenn man das noch nicht erreicht hat, sehen dich die Menschen mit anderen Augen. Man muss ihnen zeigen, dass man professionell seine Arbeit erledigt. Wenn ich als Weltmeister bei Instagram lustige Dinge veröffentliche, wird das als Spaß angesehen. Postet man denselben Inhalt ohne WM-Titel, wird das anders eingestuft. Deshalb habe ich entschieden, mich anders zu geben. Niemand soll den Eindruck haben, dass das alles für mich ein Spiel ist, obwohl sie mich gar nicht kennen. Sie sehen mich zwar lachen und grinsen, aber nicht wie hart ich dafür arbeite. Also muss ich zeigen, dass ich fokussiert und professionell bin.»