Zeit läuft davon: Domi Aegerter in Entscheidungsnot
Domi Aegerter will Superbike fahren
Dominique Aegerter ist seit 2021 der überragende Fahrer der Supersport-WM: Im Vorjahr wurde er Champion, nach 14 von 24 Rennen in dieser Saison führt er mit 19 Punkten Vorsprung auf Lorenzo Baldassarri (Evan Bros Yamaha).
Der Schweizer will 2023 unbedingt in die Superbike-WM aufsteigen, idealerweise mit Yamaha. Doch das Pata-Werksteam ist mit Toprak Razgatlioglu und Andrea Locatelli besetzt. Und bei der Satellitentruppe GRT wird in den kommenden Tagen Noch-MotoGP-Pilot Remy Gardner als Neuzugang verlautbart.
Ob der Japaner Kohta Nozane eine dritte Saison fahren darf, hängt von Yamaha Japan ab. Der 26-Jährige bleibt weit hinter den Erwartungen und konnte erst zwei einstellige Platzierungen erobern – mit Rang 7 auf Lombok als Höchstleistung.
Aegerter muss also darauf hoffen, dass sich Yamaha gegen Nozane entscheidet. Doch auch dann hat der am 30. September 32-Jährige den Platz bei GRT nicht garantiert, denn der gut sechs Jahre jüngere Baldassarri meldet ebenfalls Ansprüche an.
GMT94 Yamaha, nächstes Jahr erstmals in der Superbike-WM dabei, hat Interesse an Aegerter und Baldassarri, doch Domi kann sich nicht vorstellen, bei den Neulingen zu unterschreiben.
Aegerters Supersport-Team Ten Kate Yamaha hatte bis 2. September eine Option auf ihn, die nach Rücksprache nicht in Anspruch und stattdessen bis 30. September verlängert wurde.
Doch diese Option kann nur vom Team gezogen werden und sie gibt Aegerter keinerlei Garantie. Sollte sich das Team bezüglich 2023 für einen anderen Fahrer entscheiden, kann es das jederzeit tun.
Man muss beide Seiten verstehen: Domi will auf keinen Fall die Chance verstreichen lassen Superbike-WM zu fahren, falls ihm GRT den Platz von Nozane anbietet.
Und Ten Kate Racing kann nicht ewig auf den Rohrbacher warten, weil von den ansonsten in Frage kommenden Fahrern dann womöglich keiner mehr verfügbar ist.
Kevin Aegerter, Bruder und Manager von Dominique, geht fest davon aus, dass Ten Kate die Türe für den Weltmeister so lange wie nötig offenhält. Doch auf so etwas sollte man sich im Rennsport nie verlassen.
Ten Kate Racing hat sich in den vergangenen Wochen mit mehreren Moto2-Piloten über eine Zusammenarbeit unterhalten, der derzeitige WM-12. Jorge Navarro (26) steht bei den Niederländern hoch im Kurs. Er hat mit seinem Manager bereits die Werkstatt in Nieuwleusen besucht, beide Seiten sind voneinander angetan.
Aegerter hat sich für den Test der MotoGP-Suzuki vergangene Woche in Misano zwar von allen notwendigen Stellen die Erlaubnis geholt. Aber niemand braucht meinen, dass Domis Yamaha-Team oder Yamaha Europa eine Freude daran hatte, dass Fotos von ihrem Fahrer auf einer Suzuki um die Welt gingen. Natürlich hat sich der ein oder andere gefragt, wie ernst es dem 20-fachen Laufsieger mit Yamaha ist, wenn er sich in der Hochzeit der Verhandlungen auf ein Motorrad der Konkurrenz setzt. Jeder hat verstanden, dass das für Dominique eine einmalige Gelegenheit war. Doch zwischen verstehen und gutheißen liegt ein himmelweiter Unterschied.
Die Superbike-WM-Teams für 2023:
Honda: Iker Lecuona (E), Xavier Vierge (E)
MIE Honda: Hafizh Syahrin (MAL), ?
Kawasaki: Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)
Kawasaki Puccetti: Sykes?
Orelac Kawasaki: Oliver König (CZ)
Pedercini Kawasaki: Gutierrez?
BMW Motorrad: Scott Redding (GB), Michael van der Mark (NL)
Bonovo action BMW: Loris Baz (F), Garrett Gerloff (USA)
Pata Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)
GRT Yamaha: Remy Gardner (AUS), Nozane? Aegerter? Baldassarri?
GMT94 Yamaha: Baldassarri? Debise?
Motoxracing Yamaha: Tamburini?
Gil Motor Sport Yamaha: Chris Ponsson (F)
Aruba.it Ducati: Alvaro Bautista (E), Michael Rinaldi (I)
Barni Spark Ducati: Luca Bernardi (I)
Go Eleven Ducati: Philipp Öttl (D)
Motocorsa Ducati: Axel Bassani (I)
Fett = offiziell bestätigt